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Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784.

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Thiere und der Menschen würken; so müste es seiner
Natur nach so beschaffen seyn, daß es sich am liebsten
mit denjenigen Körpern vereinigte, welche die haupt-
sächlichsten Bestandtheile und Nahrung der Pflanzen
und des thierischen Körpers ausmachen. Gesetzt, das
Blitzfeuer wäre seiner Natur nach also beschaffen, daß
es sich mit dem Wasser gar nicht vereinigen könnte;
so wäre unmöglich, daß es in die Pflanzen und in den
thierischen Körper würke. Die Pflanzen so wie die
thierischen Körper bestehen, ihrem Wesen nach, grö-
stentheils aus wäßerichten Theilen und bekommen auch
ihre meiste Nahrung aus wäßerichten Theilen. Könnte
nun das Blitzfeuer nicht in die wäßerichten Wesen wür-
ken; so müßten die Pflanzen und der thierische Körper,
desselben entbehren. Aber nun wollen wir im Gegen-
theit die Sache nehmen, wie sie wirklich ist. Wir
wollen fest setzen, daß sich das electrische oder Blitzfeuer
sehr gerne mit den wäßerichten Theilen oder Körpern
vermenge; *) so wird man einsehen, wie leichtlich

das
*) Anmerk. Leuten die keine Naturforscher sind, mögte es
widersprechend vorkommen; daß Wasser und Feuer sich
gerne mit einander vereinigen sollen Gemeiniglich glaubt
man, diese zwey Elemente seyen gerade am meisten einan-
der zuwider. Ich muß daher eine herrliche Bemerkung
eines grossen Naturforscher, des Herrn de Lüc hieher
setzen. Er sagt: Nichts vereiniget sich lieber als Feuer und
Wasser. (Er redete von dem entzündeten Feuer.) Um die-
ses zu beweisen darf man nur Acht geben, auf das was
man thut, wenn man einen Brand löschen will. Man
gießt Wasser zu. Was geschiehet aber dadurch anders,
als daß das Wasser das Feuer in sich schlucket? Folglich
müssen sich biese zwey Elemente sehr gerne mit einander
vereinigen.
H

Thiere und der Menſchen wuͤrken; ſo muͤſte es ſeiner
Natur nach ſo beſchaffen ſeyn, daß es ſich am liebſten
mit denjenigen Koͤrpern vereinigte, welche die haupt-
ſaͤchlichſten Beſtandtheile und Nahrung der Pflanzen
und des thieriſchen Koͤrpers ausmachen. Geſetzt, das
Blitzfeuer waͤre ſeiner Natur nach alſo beſchaffen, daß
es ſich mit dem Waſſer gar nicht vereinigen koͤnnte;
ſo waͤre unmoͤglich, daß es in die Pflanzen und in den
thieriſchen Koͤrper wuͤrke. Die Pflanzen ſo wie die
thieriſchen Koͤrper beſtehen, ihrem Weſen nach, groͤ-
ſtentheils aus waͤßerichten Theilen und bekommen auch
ihre meiſte Nahrung aus waͤßerichten Theilen. Koͤnnte
nun das Blitzfeuer nicht in die waͤßerichten Weſen wuͤr-
ken; ſo muͤßten die Pflanzen und der thieriſche Koͤrper,
deſſelben entbehren. Aber nun wollen wir im Gegen-
theit die Sache nehmen, wie ſie wirklich iſt. Wir
wollen feſt ſetzen, daß ſich das electriſche oder Blitzfeuer
ſehr gerne mit den waͤßerichten Theilen oder Koͤrpern
vermenge; *) ſo wird man einſehen, wie leichtlich

das
*) Anmerk. Leuten die keine Naturforſcher ſind, moͤgte es
widerſprechend vorkommen; daß Waſſer und Feuer ſich
gerne mit einander vereinigen ſollen Gemeiniglich glaubt
man, dieſe zwey Elemente ſeyen gerade am meiſten einan-
der zuwider. Ich muß daher eine herrliche Bemerkung
eines groſſen Naturforſcher, des Herrn de Luͤc hieher
ſetzen. Er ſagt: Nichts vereiniget ſich lieber als Feuer und
Waſſer. (Er redete von dem entzuͤndeten Feuer.) Um die-
ſes zu beweiſen darf man nur Acht geben, auf das was
man thut, wenn man einen Brand loͤſchen will. Man
gießt Waſſer zu. Was geſchiehet aber dadurch anders,
als daß das Waſſer das Feuer in ſich ſchlucket? Folglich
muͤſſen ſich bieſe zwey Elemente ſehr gerne mit einander
vereinigen.
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[113/0129] Thiere und der Menſchen wuͤrken; ſo muͤſte es ſeiner Natur nach ſo beſchaffen ſeyn, daß es ſich am liebſten mit denjenigen Koͤrpern vereinigte, welche die haupt- ſaͤchlichſten Beſtandtheile und Nahrung der Pflanzen und des thieriſchen Koͤrpers ausmachen. Geſetzt, das Blitzfeuer waͤre ſeiner Natur nach alſo beſchaffen, daß es ſich mit dem Waſſer gar nicht vereinigen koͤnnte; ſo waͤre unmoͤglich, daß es in die Pflanzen und in den thieriſchen Koͤrper wuͤrke. Die Pflanzen ſo wie die thieriſchen Koͤrper beſtehen, ihrem Weſen nach, groͤ- ſtentheils aus waͤßerichten Theilen und bekommen auch ihre meiſte Nahrung aus waͤßerichten Theilen. Koͤnnte nun das Blitzfeuer nicht in die waͤßerichten Weſen wuͤr- ken; ſo muͤßten die Pflanzen und der thieriſche Koͤrper, deſſelben entbehren. Aber nun wollen wir im Gegen- theit die Sache nehmen, wie ſie wirklich iſt. Wir wollen feſt ſetzen, daß ſich das electriſche oder Blitzfeuer ſehr gerne mit den waͤßerichten Theilen oder Koͤrpern vermenge; *) ſo wird man einſehen, wie leichtlich das *) Anmerk. Leuten die keine Naturforſcher ſind, moͤgte es widerſprechend vorkommen; daß Waſſer und Feuer ſich gerne mit einander vereinigen ſollen Gemeiniglich glaubt man, dieſe zwey Elemente ſeyen gerade am meiſten einan- der zuwider. Ich muß daher eine herrliche Bemerkung eines groſſen Naturforſcher, des Herrn de Luͤc hieher ſetzen. Er ſagt: Nichts vereiniget ſich lieber als Feuer und Waſſer. (Er redete von dem entzuͤndeten Feuer.) Um die- ſes zu beweiſen darf man nur Acht geben, auf das was man thut, wenn man einen Brand loͤſchen will. Man gießt Waſſer zu. Was geſchiehet aber dadurch anders, als daß das Waſſer das Feuer in ſich ſchlucket? Folglich muͤſſen ſich bieſe zwey Elemente ſehr gerne mit einander vereinigen. H

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Zitationshilfe: Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/129>, abgerufen am 27.04.2024.