heitersten Wetter entstehet. Bey hellem Wetter fehlt nehmlich der obern Luft das electrische Feuer: die Wolken aber sind damit angefüllt. 4. Hat das electri- sche Feuer alle Eigenschaften des uns bekannten irdi- schen und Sonnenstrahlen Feuers, bloß die Wärme ausgenommen. Es gibt Licht. Dieses pflanzt sich eben so geschwind fort, als das Licht von einem andern Feuer. Es gibt auch durch das Prisma die gewöhn- lichen Farben. Es hat die geschwinde Bewegung des andern Feuers. Man empfindet von einfachen electri- schen nicht allzustarken Funken, wenn sonderlich deren mehrere nacheinander schnell auf einen Theil unsers Kör- pers fahren, das Stechende, welches man vom ge- wöhnlichen Feuer empfindet; und endlich pflegen wir unser sichtbares Feuer auf eben die Art als das electri- sche hervorzubringen. Die Indianer reiben zwey Höl- zer solange aneinander, bis sie sich entzünden; und wir schlagen mit einem gehärteten Stahl an einen so- genanten Feuerstein. In beyden Fällen entstehet das Feuer durch ein Reiben, so wie auch das electrische Feuer durch das Reiben zweyer Körper hervorgebracht wird. Insonderheit ist offenbar; daß durch den Feuerstahl und Feuerstein, ein clectrischer Funke erreget wird, welcher den vom Stahl abgerissenen kleinen, und nur unter dem Vergröserungs Glas sichtbaren Theil Stahl schmelzt, welcher schmelzende Stahl aber uns zu wei- terer Anzündung unsers Feuers behülflich ist. Wenn also auch das electrische Feuer nicht würklich das allge- meine unsichtbare Naturfeuer wäre, so hätten wir doch in so ferne schon Nutzen genug von ihm, daß es unser Feuer anzündet, und daß wir ohne dasselbe alles Feuers beraubt seyn müsten.
Ich muß aber hiebey noch etlichen Einwürfen be- gegnen. Erstlich sagt man: wenn wir ein Feuer er-
regen
heiterſten Wetter entſtehet. Bey hellem Wetter fehlt nehmlich der obern Luft das electriſche Feuer: die Wolken aber ſind damit angefuͤllt. 4. Hat das electri- ſche Feuer alle Eigenſchaften des uns bekannten irdi- ſchen und Sonnenſtrahlen Feuers, bloß die Waͤrme ausgenommen. Es gibt Licht. Dieſes pflanzt ſich eben ſo geſchwind fort, als das Licht von einem andern Feuer. Es gibt auch durch das Priſma die gewoͤhn- lichen Farben. Es hat die geſchwinde Bewegung des andern Feuers. Man empfindet von einfachen electri- ſchen nicht allzuſtarken Funken, wenn ſonderlich deren mehrere nacheinander ſchnell auf einen Theil unſers Koͤr- pers fahren, das Stechende, welches man vom ge- woͤhnlichen Feuer empfindet; und endlich pflegen wir unſer ſichtbares Feuer auf eben die Art als das electri- ſche hervorzubringen. Die Indianer reiben zwey Hoͤl- zer ſolange aneinander, bis ſie ſich entzuͤnden; und wir ſchlagen mit einem gehaͤrteten Stahl an einen ſo- genanten Feuerſtein. In beyden Faͤllen entſtehet das Feuer durch ein Reiben, ſo wie auch das electriſche Feuer durch das Reiben zweyer Koͤrper hervorgebracht wird. Inſonderheit iſt offenbar; daß durch den Feuerſtahl und Feuerſtein, ein clectriſcher Funke erreget wird, welcher den vom Stahl abgeriſſenen kleinen, und nur unter dem Vergroͤſerungs Glas ſichtbaren Theil Stahl ſchmelzt, welcher ſchmelzende Stahl aber uns zu wei- terer Anzuͤndung unſers Feuers behuͤlflich iſt. Wenn alſo auch das electriſche Feuer nicht wuͤrklich das allge- meine unſichtbare Naturfeuer waͤre, ſo haͤtten wir doch in ſo ferne ſchon Nutzen genug von ihm, daß es unſer Feuer anzuͤndet, und daß wir ohne daſſelbe alles Feuers beraubt ſeyn muͤſten.
Ich muß aber hiebey noch etlichen Einwuͤrfen be- gegnen. Erſtlich ſagt man: wenn wir ein Feuer er-
regen
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heiterſten Wetter entſtehet. Bey hellem Wetter fehlt
nehmlich der obern Luft das electriſche Feuer: die
Wolken aber ſind damit angefuͤllt. 4. Hat das electri-
ſche Feuer alle Eigenſchaften des uns bekannten irdi-
ſchen und Sonnenſtrahlen Feuers, bloß die Waͤrme
ausgenommen. Es gibt Licht. Dieſes pflanzt ſich eben
ſo geſchwind fort, als das Licht von einem andern
Feuer. Es gibt auch durch das Priſma die gewoͤhn-
lichen Farben. Es hat die geſchwinde Bewegung des
andern Feuers. Man empfindet von einfachen electri-
ſchen nicht allzuſtarken Funken, wenn ſonderlich deren
mehrere nacheinander ſchnell auf einen Theil unſers Koͤr-
pers fahren, das Stechende, welches man vom ge-
woͤhnlichen Feuer empfindet; und endlich pflegen wir
unſer ſichtbares Feuer auf eben die Art als das electri-
ſche hervorzubringen. Die Indianer reiben zwey Hoͤl-
zer ſolange aneinander, bis ſie ſich entzuͤnden; und
wir ſchlagen mit einem gehaͤrteten Stahl an einen ſo-
genanten Feuerſtein. In beyden Faͤllen entſtehet das
Feuer durch ein Reiben, ſo wie auch das electriſche Feuer
durch das Reiben zweyer Koͤrper hervorgebracht wird.
Inſonderheit iſt offenbar; daß durch den Feuerſtahl
und Feuerſtein, ein clectriſcher Funke erreget wird,
welcher den vom Stahl abgeriſſenen kleinen, und nur
unter dem Vergroͤſerungs Glas ſichtbaren Theil Stahl
ſchmelzt, welcher ſchmelzende Stahl aber uns zu wei-
terer Anzuͤndung unſers Feuers behuͤlflich iſt. Wenn
alſo auch das electriſche Feuer nicht wuͤrklich das allge-
meine unſichtbare Naturfeuer waͤre, ſo haͤtten wir
doch in ſo ferne ſchon Nutzen genug von ihm, daß es
unſer Feuer anzuͤndet, und daß wir ohne daſſelbe alles
Feuers beraubt ſeyn muͤſten.
Ich muß aber hiebey noch etlichen Einwuͤrfen be-
gegnen. Erſtlich ſagt man: wenn wir ein Feuer er-
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Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/114>, abgerufen am 16.02.2025.
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