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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die erste Betrachtung.


ich lebe/ und meinem GOtt lobsingen/ weil
ich hie bin.

Wie aber mag ich denn nicht einmahl ruhen?
Soll ich immerdar den HErrn loben? Ja/ ich
wil den HErrn loben/ so lange ich lebe. Wie
soll das zugehen? Wann ich meinem gantzen Le-
ben nichts zulasse/ das wider GOtt und seine
Ehre/ so lobe ich ihn in meinem gantzen Leben. Es
geschicht aber offt/ daß die Traurigkeit dermas-
sen überhand nimmt/ daß sie meinen Mund
nicht GOtt lobsingen lässet. Aber doch mitten
in der Traurigkeit finde ich so viel in GOtt/ daß
ich mich über ihn erfreuen/ und ihm lobsingen
kan. Ermahnet uns nicht die Schrifft/ daß
wir in Trübsal gedultig seyn/ und frölich in der
Hoffnung? Rom. 12, 12. Wenn Trübsal mei-
nen Mund niederdrückt/ so erhebet es doch die
Hoffnung. Wenn meine Threnen meine Spei-
se seyn Tag und Nacht/ und die Fluth GOttes
daher rauschen/ daß hie eine Tieffe/ und da eine
Tieffe brauset/ und die Wasserwogen und Wel-
len über mich gehen/ und der Muth fast sincken
wil/ habe ich so viel gelernet auß dem 42. Psalm
v. 6. 12. daß ich meiner Seelen zuspreche: Was
betrübst du dich meine Seele/ und bist so un-
ruhig in mir? Harre auff GOtt/ denn ich
werde ihm noch dancken/ daß Er mir hilfft

mit
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Die erſte Betrachtung.


ich lebe/ und meinem GOtt lobſingen/ weil
ich hie bin.

Wie aber mag ich denn nicht einmahl ruhen?
Soll ich immerdar den HErrn loben? Ja/ ich
wil den HErrn loben/ ſo lange ich lebe. Wie
ſoll das zugehen? Wann ich meinem gantzen Le-
ben nichts zulaſſe/ das wider GOtt und ſeine
Ehre/ ſo lobe ich ihn in meinem gantzẽ Leben. Es
geſchicht aber offt/ daß die Traurigkeit dermaſ-
ſen überhand nimmt/ daß ſie meinen Mund
nicht GOtt lobſingen läſſet. Aber doch mitten
in der Traurigkeit finde ich ſo viel in GOtt/ daß
ich mich über ihn erfreuen/ und ihm lobſingen
kan. Ermahnet uns nicht die Schrifft/ daß
wir in Trübſal gedultig ſeyn/ und frölich in der
Hoffnung? Rom. 12, 12. Wenn Trübſal mei-
nen Mund niederdrückt/ ſo erhebet es doch die
Hoffnung. Wenn meine Threnen meine Spei-
ſe ſeyn Tag und Nacht/ und die Fluth GOttes
daher rauſchen/ daß hie eine Tieffe/ und da eine
Tieffe brauſet/ und die Waſſerwogen und Wel-
len über mich gehen/ und der Muth faſt ſincken
wil/ habe ich ſo viel gelernet auß dem 42. Pſalm
v. 6. 12. daß ich meiner Seelen zuſpreche: Was
betrübſt du dich meine Seele/ und biſt ſo un-
ruhig in mir? Harre auff GOtt/ denn ich
werde ihm noch dancken/ daß Er mir hilfft

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[817/0840] Die erſte Betrachtung. ich lebe/ und meinem GOtt lobſingen/ weil ich hie bin. Wie aber mag ich denn nicht einmahl ruhen? Soll ich immerdar den HErrn loben? Ja/ ich wil den HErrn loben/ ſo lange ich lebe. Wie ſoll das zugehen? Wann ich meinem gantzen Le- ben nichts zulaſſe/ das wider GOtt und ſeine Ehre/ ſo lobe ich ihn in meinem gantzẽ Leben. Es geſchicht aber offt/ daß die Traurigkeit dermaſ- ſen überhand nimmt/ daß ſie meinen Mund nicht GOtt lobſingen läſſet. Aber doch mitten in der Traurigkeit finde ich ſo viel in GOtt/ daß ich mich über ihn erfreuen/ und ihm lobſingen kan. Ermahnet uns nicht die Schrifft/ daß wir in Trübſal gedultig ſeyn/ und frölich in der Hoffnung? Rom. 12, 12. Wenn Trübſal mei- nen Mund niederdrückt/ ſo erhebet es doch die Hoffnung. Wenn meine Threnen meine Spei- ſe ſeyn Tag und Nacht/ und die Fluth GOttes daher rauſchen/ daß hie eine Tieffe/ und da eine Tieffe brauſet/ und die Waſſerwogen und Wel- len über mich gehen/ und der Muth faſt ſincken wil/ habe ich ſo viel gelernet auß dem 42. Pſalm v. 6. 12. daß ich meiner Seelen zuſpreche: Was betrübſt du dich meine Seele/ und biſt ſo un- ruhig in mir? Harre auff GOtt/ denn ich werde ihm noch dancken/ daß Er mir hilfft mit F f f

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 817. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/840>, abgerufen am 23.11.2024.