Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.Die vierdte Betrachtung. Nun aber ist manches böses Hertz: Lencket denn GOtt auch den Menschen das Hertze zum bö- sen? Ferne sey es/ daß auß dem Brunn alles Gu- ten einiges Böses herfliesse/ dennoch muß auch das gottlose Hertze sich von Gott leiten und lenc- ken lassen. Im 139. Psalm v. 13. Du hast mei- ne Nieren in deiner Gewalt. Es hat Gott der Menschen Hertzen in seiner Hand/ wie einen Ketten-Hund/ dem er entweder freyen Lauff lässet/ oder einziehet/ so enge und genau es ihm beliebet. Er lässet die Bösen entweder gehen nach ihrer eigenen Lust/ oder verhemmet ihr Be- ginnen/ und schafft ihnen einen andern Sinn. Hätte nun GOtt keinen andern Weg zu wen- den die Gedancken der Völcker/ wäre diß ge- nug/ daß aller Menschen Hertz in seiner Hand/ welches er lencken kan/ wohin er wil. Nimmt sich mein Feind für/ mir Schaden zuzufügen/ so kan mein GOtt seinen Rathschlag nicht allein verhindern/ sondern weiß auch sein Hertz umzu- kehren/ und schafft ihm einen andern Sinn/ nach dem Spruch Salomonis: Wann iemands Wege dem Herrn gefallen/ so macht er auch seine Feinde mit ihm zu frieden. Prov. 16, 7. Mancher Laban nimmt ihm böses genug für wi- der einen frommen Jacob: Aber Gott begegnet ihm auff seinem Wege/ und redet ihm also zu: Hüte
Die vierdte Betrachtung. Nun aber iſt manches böſes Hertz: Lencket denn GOtt auch den Menſchen das Hertze zum bö- ſen? Ferne ſey es/ daß auß dem Brunn alles Gu- ten einiges Böſes herflieſſe/ dennoch muß auch das gottloſe Hertze ſich von Gott leiten und lenc- ken laſſen. Im 139. Pſalm v. 13. Du haſt mei- ne Nieren in deiner Gewalt. Es hat Gott der Menſchen Hertzen in ſeiner Hand/ wie einen Ketten-Hund/ dem er entweder freyen Lauff läſſet/ oder einziehet/ ſo enge und genau es ihm beliebet. Er läſſet die Böſen entweder gehen nach ihrer eigenen Luſt/ oder verhemmet ihr Be- ginnen/ und ſchafft ihnen einen andern Sinn. Hätte nun GOtt keinen andern Weg zu wen- den die Gedancken der Völcker/ wäre diß ge- nug/ daß aller Menſchen Hertz in ſeiner Hand/ welches er lencken kan/ wohin er wil. Nimmt ſich mein Feind für/ mir Schaden zuzufügen/ ſo kan mein GOtt ſeinen Rathſchlag nicht allein verhindern/ ſondern weiß auch ſein Hertz umzu- kehren/ und ſchafft ihm einen andern Sinn/ nach dem Spruch Salomonis: Wann iemands Wege dem Herrn gefallen/ ſo macht er auch ſeine Feinde mit ihm zu frieden. Prov. 16, 7. Mancher Laban nim̃t ihm böſes genug für wi- der einen frommen Jacob: Aber Gott begegnet ihm auff ſeinem Wege/ und redet ihm alſo zu: Hüte
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Die vierdte Betrachtung.
Nun aber iſt manches böſes Hertz: Lencket denn
GOtt auch den Menſchen das Hertze zum bö-
ſen? Ferne ſey es/ daß auß dem Brunn alles Gu-
ten einiges Böſes herflieſſe/ dennoch muß auch
das gottloſe Hertze ſich von Gott leiten und lenc-
ken laſſen. Im 139. Pſalm v. 13. Du haſt mei-
ne Nieren in deiner Gewalt. Es hat Gott der
Menſchen Hertzen in ſeiner Hand/ wie einen
Ketten-Hund/ dem er entweder freyen Lauff
läſſet/ oder einziehet/ ſo enge und genau es ihm
beliebet. Er läſſet die Böſen entweder gehen
nach ihrer eigenen Luſt/ oder verhemmet ihr Be-
ginnen/ und ſchafft ihnen einen andern Sinn.
Hätte nun GOtt keinen andern Weg zu wen-
den die Gedancken der Völcker/ wäre diß ge-
nug/ daß aller Menſchen Hertz in ſeiner Hand/
welches er lencken kan/ wohin er wil. Nimmt
ſich mein Feind für/ mir Schaden zuzufügen/ ſo
kan mein GOtt ſeinen Rathſchlag nicht allein
verhindern/ ſondern weiß auch ſein Hertz umzu-
kehren/ und ſchafft ihm einen andern Sinn/ nach
dem Spruch Salomonis: Wann iemands
Wege dem Herrn gefallen/ ſo macht er auch
ſeine Feinde mit ihm zu frieden. Prov. 16, 7.
Mancher Laban nim̃t ihm böſes genug für wi-
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