Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

Bild:
<< vorherige Seite
über den 138. Psalm


Aber höre mehr; denn es spricht David zum
andern: Wenn ich mitten in der Angst wan-
dele/ so erqvickest du mich/ und streckest dei-
ne Hand über den Zorn meiner Feinde/ und
hilffest mir mit deiner Rechten
/ v. 7. Liebe
Seele/ wenn keine andere Trübsal wäre/ so wä-
re das itzige Leben an ihm selbst Trübsals ge-
nung. Da wir wandeln unter lauter Stricken
deß Satans/ und allerley Gefahr besorgen müs-
sen. Gedenckstu hiebey an dein Vaterland/ wirst
du noch mehr sagen/ daß diß Leben eine Trübsal
sey/ so du anders dein Vaterland liebest. Liebest
du es nicht/ kan es seyn/ daß du das gegenwär-
tige Leben nicht für Trübsal hältest. Liebestu es
aber/ kan diß Leben deine völlige Ergetzligkeit
nicht seyn. Hat es schon einen Schein der Lust/
so ist doch die Lust nicht ohne Unlust. Derowe-
gen stehet von denen/ die deß Geistes Erstlinge
empfangen haben/ im 8. C. v. 23. an die Rö-
mer geschrieben/ daß sie bey ihnen selbst sich
sehnen nach der Offenbarung der Kind-
schafft/ und warten auff ihres Leibes Erlö-
sung.
Die nun hie als in der Frembde herum
wallen und erkennen/ daß das itzige Leben/ wenn
es schon köstlich/ doch nur Mühe und Arbeit ist/
Ps. 90, 11. die wandeln allezeit mitten in der
Angst/ es gehe ihnen wie es wolle. Dennoch

blei-
über den 138. Pſalm


Aber höre mehr; denn es ſpricht David zum
andern: Wenn ich mitten in der Angſt wan-
dele/ ſo erqvickeſt du mich/ und ſtreckeſt dei-
ne Hand über den Zorn meiner Feinde/ und
hilffeſt mir mit deiner Rechten
/ v. 7. Liebe
Seele/ wenn keine andere Trübſal wäre/ ſo wä-
re das itzige Leben an ihm ſelbſt Trübſals ge-
nung. Da wir wandeln unter lauter Stricken
deß Satans/ und allerley Gefahr beſorgen müſ-
ſen. Gedenckſtu hiebey an dein Vaterland/ wirſt
du noch mehr ſagen/ daß diß Leben eine Trübſal
ſey/ ſo du anders dein Vaterland liebeſt. Liebeſt
du es nicht/ kan es ſeyn/ daß du das gegenwär-
tige Leben nicht für Trübſal hälteſt. Liebeſtu es
aber/ kan diß Leben deine völlige Ergetzligkeit
nicht ſeyn. Hat es ſchon einen Schein der Luſt/
ſo iſt doch die Luſt nicht ohne Unluſt. Derowe-
gen ſtehet von denen/ die deß Geiſtes Erſtlinge
empfangen haben/ im 8. C. v. 23. an die Rö-
mer geſchrieben/ daß ſie bey ihnen ſelbſt ſich
ſehnen nach der Offenbarung der Kind-
ſchafft/ und warten auff ihres Leibes Erlö-
ſung.
Die nun hie als in der Frembde herum
wallen und erkennen/ daß das itzige Leben/ wenn
es ſchon köſtlich/ doch nur Mühe und Arbeit iſt/
Pſ. 90, 11. die wandeln allezeit mitten in der
Angſt/ es gehe ihnen wie es wolle. Dennoch

blei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0819" n="796"/>
          <fw place="top" type="header">über den 138. P&#x017F;alm</fw><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Aber höre mehr; denn es &#x017F;pricht David zum<lb/>
andern: <hi rendition="#fr">Wenn ich mitten in der Ang&#x017F;t wan-<lb/>
dele/ &#x017F;o erqvicke&#x017F;t du mich/ und &#x017F;trecke&#x017F;t dei-<lb/>
ne Hand über den Zorn meiner Feinde/ und<lb/>
hilffe&#x017F;t mir mit deiner Rechten</hi>/ v. 7. Liebe<lb/>
Seele/ wenn keine andere Trüb&#x017F;al wäre/ &#x017F;o wä-<lb/>
re das itzige Leben an ihm &#x017F;elb&#x017F;t Trüb&#x017F;als ge-<lb/>
nung. Da wir wandeln unter lauter Stricken<lb/>
deß Satans/ und allerley Gefahr be&#x017F;orgen mü&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Gedenck&#x017F;tu hiebey an dein Vaterland/ wir&#x017F;t<lb/>
du noch mehr &#x017F;agen/ daß diß Leben eine Trüb&#x017F;al<lb/>
&#x017F;ey/ &#x017F;o du anders dein Vaterland liebe&#x017F;t. Liebe&#x017F;t<lb/>
du es nicht/ kan es &#x017F;eyn/ daß du das gegenwär-<lb/>
tige Leben nicht für Trüb&#x017F;al hälte&#x017F;t. Liebe&#x017F;tu es<lb/>
aber/ kan diß Leben deine völlige Ergetzligkeit<lb/>
nicht &#x017F;eyn. Hat es &#x017F;chon einen Schein der Lu&#x017F;t/<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t doch die Lu&#x017F;t nicht ohne Unlu&#x017F;t. Derowe-<lb/>
gen &#x017F;tehet von denen/ die deß Gei&#x017F;tes Er&#x017F;tlinge<lb/>
empfangen haben/ im 8. C. v. 23. an die Rö-<lb/>
mer ge&#x017F;chrieben/ daß &#x017F;ie <hi rendition="#fr">bey ihnen &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;ehnen nach der Offenbarung der Kind-<lb/>
&#x017F;chafft/ und warten auff ihres Leibes Erlö-<lb/>
&#x017F;ung.</hi> Die nun hie als in der Frembde herum<lb/>
wallen und erkennen/ daß das itzige Leben/ wenn<lb/>
es &#x017F;chon kö&#x017F;tlich/ doch nur Mühe und Arbeit i&#x017F;t/<lb/><hi rendition="#aq">P&#x017F;.</hi> 90, 11. die wandeln allezeit mitten in der<lb/>
Ang&#x017F;t/ es gehe ihnen wie es wolle. Dennoch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">blei-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[796/0819] über den 138. Pſalm Aber höre mehr; denn es ſpricht David zum andern: Wenn ich mitten in der Angſt wan- dele/ ſo erqvickeſt du mich/ und ſtreckeſt dei- ne Hand über den Zorn meiner Feinde/ und hilffeſt mir mit deiner Rechten/ v. 7. Liebe Seele/ wenn keine andere Trübſal wäre/ ſo wä- re das itzige Leben an ihm ſelbſt Trübſals ge- nung. Da wir wandeln unter lauter Stricken deß Satans/ und allerley Gefahr beſorgen müſ- ſen. Gedenckſtu hiebey an dein Vaterland/ wirſt du noch mehr ſagen/ daß diß Leben eine Trübſal ſey/ ſo du anders dein Vaterland liebeſt. Liebeſt du es nicht/ kan es ſeyn/ daß du das gegenwär- tige Leben nicht für Trübſal hälteſt. Liebeſtu es aber/ kan diß Leben deine völlige Ergetzligkeit nicht ſeyn. Hat es ſchon einen Schein der Luſt/ ſo iſt doch die Luſt nicht ohne Unluſt. Derowe- gen ſtehet von denen/ die deß Geiſtes Erſtlinge empfangen haben/ im 8. C. v. 23. an die Rö- mer geſchrieben/ daß ſie bey ihnen ſelbſt ſich ſehnen nach der Offenbarung der Kind- ſchafft/ und warten auff ihres Leibes Erlö- ſung. Die nun hie als in der Frembde herum wallen und erkennen/ daß das itzige Leben/ wenn es ſchon köſtlich/ doch nur Mühe und Arbeit iſt/ Pſ. 90, 11. die wandeln allezeit mitten in der Angſt/ es gehe ihnen wie es wolle. Dennoch blei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/819
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 796. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/819>, abgerufen am 23.11.2024.