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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 138. Psalm
zum HErrn. Diß Geschrey und Klagen hörte
kein Mensch/ aber Gott hörte es.

Darum mustu den Mund deines Hertzens
auffthun/ wenn du für GOtt reden/ und seinen
Namen preisen wilst. Ja dein gantz Hertz muß
zugegen seyn. Dein gantz Hertz mustu in den
heiligen Tempel bringen/ und legen auffden an-
genehmen Altar GOttes. Im Tempel zu Je-
rusalem muste GOtt eine Art von Opffern ge-
bracht werden/ das gantz von Feuer verzehret
ward/ also daß nichts davon überbliebe/ Levit. 9.
24. Ein solch Opffer muß dein Hertz seyn. Wenn
dein Hertz ins Heilige tritt/ muß es gantz hinein
treten/ kein Theil muß hie unten auff Erden un-
ter den weltlichen Geschäfften und Sorgen ge-
lassen werden. Dein gantz Hertz muß von Gottes
Liebe angezündet/ zu GOtt im Rauch auff fah-
ren.

Merckstu nun in deinem Gottesdienst/ wenn
du für GOtt betest/ singest und danckest/ daß
dein Hertz nicht dabey ist/ sondern unter weltli-
cher Eitelkeit herum wandert/ ruffe es schnell zu-
rück/ und sprich: Wohin du arme Seele? was
hastu für? Wiltu zu GOtt beten? wo suchestu
GOtt/ wo wiltu ihn finden? In der Kasten/ in
den Wäldern/ in der Irre auff Erden findet man
ihn nicht. Wende dich zu dem heiligen Tempel

Got-

über den 138. Pſalm
zum HErrn. Diß Geſchrey und Klagen hörte
kein Menſch/ aber Gott hörte es.

Darum muſtu den Mund deines Hertzens
auffthun/ wenn du für GOtt reden/ und ſeinen
Namen preiſen wilſt. Ja dein gantz Hertz muß
zugegen ſeyn. Dein gantz Hertz muſtu in den
heiligen Tempel bringen/ und legen auffden an-
genehmen Altar GOttes. Im Tempel zu Je-
ruſalem muſte GOtt eine Art von Opffern ge-
bracht werden/ das gantz von Feuer verzehret
ward/ alſo daß nichts davon überbliebe/ Levit. 9.
24. Ein ſolch Opffer muß dein Hertz ſeyn. Weñ
dein Hertz ins Heilige tritt/ muß es gantz hinein
treten/ kein Theil muß hie unten auff Erden un-
ter den weltlichen Geſchäfften und Sorgen ge-
laſſen werden. Dein gantz Hertz muß von Gottes
Liebe angezündet/ zu GOtt im Rauch auff fah-
ren.

Merckſtu nun in deinem Gottesdienſt/ wenn
du für GOtt beteſt/ ſingeſt und danckeſt/ daß
dein Hertz nicht dabey iſt/ ſondern unter weltli-
cher Eitelkeit herum wandert/ ruffe es ſchnell zu-
rück/ und ſprich: Wohin du arme Seele? was
haſtu für? Wiltu zu GOtt beten? wo ſucheſtu
GOtt/ wo wiltu ihn finden? In der Kaſten/ in
den Wäldern/ in der Irre auff Erden findet man
ihn nicht. Wende dich zu dem heiligen Tempel

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[774/0797] über den 138. Pſalm zum HErrn. Diß Geſchrey und Klagen hörte kein Menſch/ aber Gott hörte es. Darum muſtu den Mund deines Hertzens auffthun/ wenn du für GOtt reden/ und ſeinen Namen preiſen wilſt. Ja dein gantz Hertz muß zugegen ſeyn. Dein gantz Hertz muſtu in den heiligen Tempel bringen/ und legen auffden an- genehmen Altar GOttes. Im Tempel zu Je- ruſalem muſte GOtt eine Art von Opffern ge- bracht werden/ das gantz von Feuer verzehret ward/ alſo daß nichts davon überbliebe/ Levit. 9. 24. Ein ſolch Opffer muß dein Hertz ſeyn. Weñ dein Hertz ins Heilige tritt/ muß es gantz hinein treten/ kein Theil muß hie unten auff Erden un- ter den weltlichen Geſchäfften und Sorgen ge- laſſen werden. Dein gantz Hertz muß von Gottes Liebe angezündet/ zu GOtt im Rauch auff fah- ren. Merckſtu nun in deinem Gottesdienſt/ wenn du für GOtt beteſt/ ſingeſt und danckeſt/ daß dein Hertz nicht dabey iſt/ ſondern unter weltli- cher Eitelkeit herum wandert/ ruffe es ſchnell zu- rück/ und ſprich: Wohin du arme Seele? was haſtu für? Wiltu zu GOtt beten? wo ſucheſtu GOtt/ wo wiltu ihn finden? In der Kaſten/ in den Wäldern/ in der Irre auff Erden findet man ihn nicht. Wende dich zu dem heiligen Tempel Got-

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 774. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/797>, abgerufen am 23.11.2024.