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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 138. Psalm
als ein Bildniß auff Christum? Diß ist ein Tem-
pel/ den deß HErrn Herrligkeit erfüllet leibhaff-
tig; In diesem Tempel wil er geehret und ange-
ruffen seyn/ und ausser diesem Tempel wird kein
Gebet erhöret. Zum dritten hat Gott auch ei-
nen Tempel in dir selbst/ du gläubige Seele/ so
du nur bist eine gläubige Seele. Denn so stehet
geschrieben 1. Cor. 3. v. 17: Der Tempel GOt-
tes ist heilig/ der seyd ihr.
Soll nun dein
Gebet zu dem rechten Ort gerichtet werden/ so
muß es gen Himmel gerichtet seyn/ da mustu
GOtt suchen/ wie er dir gnädig ist in Christo
JEsu. Solt dennoch nicht meinen/ daß er gar
ausser dir zu suchen ist. Es wohnet und sitzet in
uns/ das wir loben und anbeten. Drum mustu
dir GOtt einbilden als einen GOtt/ der in der
Höhe wohnet/ und in einem zerbrochnen Her-
tzen; Und also muß dein Lob-Gebet gehen auß
der tieffen Tieffe/ zu der hohen Höhe. Auß der
Tieffe deß Hertzens/ zu der Höhe deß Tempels/
da die Herrligkeit Gottes wohnet. Wie auch
in andern Psalmen geschrieben stehet: Auß der
Tieffen ruffe ich HErr zu dir
/ Ps. 130, 1. Ich
hebe meine Augen auff zu den Bergen
/ Ps.
121, 1. Dein Lob-Opffer muß auffsteigen auß der
Tieffe in die Höhe. Du must mit deinem Her-
tzen eingehen ins Heilige. Da mustu nieder

knien;

über den 138. Pſalm
als ein Bildniß auff Chriſtum? Diß iſt ein Tem-
pel/ den deß HErrn Herrligkeit erfüllet leibhaff-
tig; In dieſem Tempel wil er geehret und ange-
ruffen ſeyn/ und auſſer dieſem Tempel wird kein
Gebet erhöret. Zum dritten hat Gott auch ei-
nen Tempel in dir ſelbſt/ du gläubige Seele/ ſo
du nur biſt eine gläubige Seele. Denn ſo ſtehet
geſchrieben 1. Cor. 3. v. 17: Der Tempel GOt-
tes iſt heilig/ der ſeyd ihr.
Soll nun dein
Gebet zu dem rechten Ort gerichtet werden/ ſo
muß es gen Himmel gerichtet ſeyn/ da muſtu
GOtt ſuchen/ wie er dir gnädig iſt in Chriſto
JEſu. Solt dennoch nicht meinen/ daß er gar
auſſer dir zu ſuchen iſt. Es wohnet und ſitzet in
uns/ das wir loben und anbeten. Drum muſtu
dir GOtt einbilden als einen GOtt/ der in der
Höhe wohnet/ und in einem zerbrochnen Her-
tzen; Und alſo muß dein Lob-Gebet gehen auß
der tieffen Tieffe/ zu der hohen Höhe. Auß der
Tieffe deß Hertzens/ zu der Höhe deß Tempels/
da die Herrligkeit Gottes wohnet. Wie auch
in andern Pſalmen geſchrieben ſtehet: Auß der
Tieffen ruffe ich HErr zu dir
/ Pſ. 130, 1. Ich
hebe meine Augen auff zu den Bergen
/ Pſ.
121, 1. Dein Lob-Opffer muß auffſteigen auß der
Tieffe in die Höhe. Du muſt mit deinem Her-
tzen eingehen ins Heilige. Da muſtu nieder

knien;
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[772/0795] über den 138. Pſalm als ein Bildniß auff Chriſtum? Diß iſt ein Tem- pel/ den deß HErrn Herrligkeit erfüllet leibhaff- tig; In dieſem Tempel wil er geehret und ange- ruffen ſeyn/ und auſſer dieſem Tempel wird kein Gebet erhöret. Zum dritten hat Gott auch ei- nen Tempel in dir ſelbſt/ du gläubige Seele/ ſo du nur biſt eine gläubige Seele. Denn ſo ſtehet geſchrieben 1. Cor. 3. v. 17: Der Tempel GOt- tes iſt heilig/ der ſeyd ihr. Soll nun dein Gebet zu dem rechten Ort gerichtet werden/ ſo muß es gen Himmel gerichtet ſeyn/ da muſtu GOtt ſuchen/ wie er dir gnädig iſt in Chriſto JEſu. Solt dennoch nicht meinen/ daß er gar auſſer dir zu ſuchen iſt. Es wohnet und ſitzet in uns/ das wir loben und anbeten. Drum muſtu dir GOtt einbilden als einen GOtt/ der in der Höhe wohnet/ und in einem zerbrochnen Her- tzen; Und alſo muß dein Lob-Gebet gehen auß der tieffen Tieffe/ zu der hohen Höhe. Auß der Tieffe deß Hertzens/ zu der Höhe deß Tempels/ da die Herrligkeit Gottes wohnet. Wie auch in andern Pſalmen geſchrieben ſtehet: Auß der Tieffen ruffe ich HErr zu dir/ Pſ. 130, 1. Ich hebe meine Augen auff zu den Bergen/ Pſ. 121, 1. Dein Lob-Opffer muß auffſteigen auß der Tieffe in die Höhe. Du muſt mit deinem Her- tzen eingehen ins Heilige. Da muſtu nieder knien;

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 772. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/795>, abgerufen am 23.11.2024.