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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die dritte Betrachtung.
Laß seyn/ sie singen auch von Lust und Freude;
Sie jauchtzen mit Paucken und Harffen/
und sind frölich mit Pfeiffen. Sie wer-
den alt bey guten Tagen
/ Job. 21, 12. Laß seyn/
es ist doch nicht mehr als eine eitele vergäng-
liche Lust/ die wie ein Rauch verschwindet. Wer
heut lustig ist bey frölicher Gesellschafft/ der kan
morgen über Kopffweh klagen. Und was für
Lust kan man weiter haben von der Süssigkeit
deß Weins/ den man vorm Jahre getruncken
hat? Die Freude dieser Welt fähret niemand
nach. Kommen sie zu den Hütten der Ver-
damten/ da wissen sie von keiner Lust mehr zu
singen noch zu sagen. Da höret man nichts/
als Heulen und Zähnklappern. Ihr Jubel-
Gesang wird seyn/ Ach! Ach! Wehe! Wehe!
O Ewigkeit! O Ewigkeit! O kläglicher Gesang!
O unglückselige Hütten! Wie selig seyd ihr/ ihr
Gerechten/ die ihr könnet mit Freuden singen
vom ewigen Heil!

Lasst uns aber den Triumph-Gesang selb-
sten anhören/ der lautet also: Die Rechte
deß HERRN behält den Sieg. Die
Rechte deß HERRN ist erhöhet/ die Rech-
te deß HERRN behält den Sieg. Ich
werde nicht sterben/ sondern leben/ und deß
HErrn Werck verkündigen. Der HErr

züch-
Y y jv

Die dritte Betrachtung.
Laß ſeyn/ ſie ſingen auch von Luſt und Freude;
Sie jauchtzen mit Paucken und Harffen/
und ſind frölich mit Pfeiffen. Sie wer-
den alt bey guten Tagen
/ Job. 21, 12. Laß ſeyn/
es iſt doch nicht mehr als eine eitele vergäng-
liche Luſt/ die wie ein Rauch verſchwindet. Wer
heut luſtig iſt bey frölicher Geſellſchafft/ der kan
morgen über Kopffweh klagen. Und was für
Luſt kan man weiter haben von der Süſſigkeit
deß Weins/ den man vorm Jahre getruncken
hat? Die Freude dieſer Welt fähret niemand
nach. Kommen ſie zu den Hütten der Ver-
damten/ da wiſſen ſie von keiner Luſt mehr zu
ſingen noch zu ſagen. Da höret man nichts/
als Heulen und Zähnklappern. Ihr Jubel-
Geſang wird ſeyn/ Ach! Ach! Wehe! Wehe!
O Ewigkeit! O Ewigkeit! O kläglicher Geſang!
O unglückſelige Hütten! Wie ſelig ſeyd ihr/ ihr
Gerechten/ die ihr könnet mit Freuden ſingen
vom ewigen Heil!

Laſſt uns aber den Triumph-Geſang ſelb-
ſten anhören/ der lautet alſo: Die Rechte
deß HERRN behält den Sieg. Die
Rechte deß HERRN iſt erhöhet/ die Rech-
te deß HERRN behält den Sieg. Ich
werde nicht ſterben/ ſondern leben/ und deß
HErrn Werck verkündigen. Der HErr

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[711/0734] Die dritte Betrachtung. Laß ſeyn/ ſie ſingen auch von Luſt und Freude; Sie jauchtzen mit Paucken und Harffen/ und ſind frölich mit Pfeiffen. Sie wer- den alt bey guten Tagen/ Job. 21, 12. Laß ſeyn/ es iſt doch nicht mehr als eine eitele vergäng- liche Luſt/ die wie ein Rauch verſchwindet. Wer heut luſtig iſt bey frölicher Geſellſchafft/ der kan morgen über Kopffweh klagen. Und was für Luſt kan man weiter haben von der Süſſigkeit deß Weins/ den man vorm Jahre getruncken hat? Die Freude dieſer Welt fähret niemand nach. Kommen ſie zu den Hütten der Ver- damten/ da wiſſen ſie von keiner Luſt mehr zu ſingen noch zu ſagen. Da höret man nichts/ als Heulen und Zähnklappern. Ihr Jubel- Geſang wird ſeyn/ Ach! Ach! Wehe! Wehe! O Ewigkeit! O Ewigkeit! O kläglicher Geſang! O unglückſelige Hütten! Wie ſelig ſeyd ihr/ ihr Gerechten/ die ihr könnet mit Freuden ſingen vom ewigen Heil! Laſſt uns aber den Triumph-Geſang ſelb- ſten anhören/ der lautet alſo: Die Rechte deß HERRN behält den Sieg. Die Rechte deß HERRN iſt erhöhet/ die Rech- te deß HERRN behält den Sieg. Ich werde nicht ſterben/ ſondern leben/ und deß HErrn Werck verkündigen. Der HErr züch- Y y jv

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 711. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/734>, abgerufen am 22.11.2024.