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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 118. Psalm
Solte GOtt nicht besser erqvicken können als
ein Balsam? Die endliche Erlösung muß auch
kommen/ es geschehe im Leben oder Sterben/
bleib nur still in Gott. Der Herr Lutherus in der
Außlegung dieses Psalms/ gedenckt eines Bi-
schoffen zu Magdeburg/ Friedrich genannt/ wi-
der welchen ein Fürst zu Sachsen/ auch Friede-
rich genannt/ einen Krieg zu führen willens war.
Dieser schickte ein Kundschaffer an deß Bischof-
fes Hofe/ zu vernehmen/ wie er sich rüstete;
Wie der zu seinen Fürsten zurück kam/ verkün-
diget er mit Freuden/ es wäre die Sache schon
gewonnen/ der Bischoff hätte sich gar nicht gerü-
stet. Der Fürst fragete: was sagt denn der
Bischoff zum Kriege/ den ich vor hab. Der
Kundschaffer antwortet: Er sagt nichts mehr/
denn also/ er wolle hin und seines Ambts warten/
Klöster visitiren/ und arme Leute hören/ und
wolte GOtt lassen für sich streiten/ der würde in
deß den Krieg wohl führen. Da das der Fürst
höret/ sprach er: Sagt der Bischoff also/ so
kriege der Teuffel wider ihn an meine Statt.

Lutherus gedenckt/ daß dieses unlängst für sei-
ner Zeit geschehen. Das war ein verständiger
Fürst/ der wolte mit GOtt keinen Krieg anfan-
gen. Denn es ja wahr ist/ wer einen gotts-
fürchtigen Menschen verfolget/ der sein Ver-

trau-

über den 118. Pſalm
Solte GOtt nicht beſſer erqvicken können als
ein Balſam? Die endliche Erlöſung muß auch
kommen/ es geſchehe im Leben oder Sterben/
bleib nur ſtill in Gott. Der Herr Lutherus in der
Außlegung dieſes Pſalms/ gedenckt eines Bi-
ſchoffen zu Magdeburg/ Friedrich genannt/ wi-
der welchen ein Fürſt zu Sachſen/ auch Friede-
rich genannt/ einen Krieg zu führen willens war.
Dieſer ſchickte ein Kundſchaffer an deß Biſchof-
fes Hofe/ zu vernehmen/ wie er ſich rüſtete;
Wie der zu ſeinen Fürſten zurück kam/ verkün-
diget er mit Freuden/ es wäre die Sache ſchon
gewonnen/ der Biſchoff hätte ſich gar nicht gerü-
ſtet. Der Fürſt fragete: was ſagt denn der
Biſchoff zum Kriege/ den ich vor hab. Der
Kundſchaffer antwortet: Er ſagt nichts mehr/
denn alſo/ er wolle hin und ſeines Ambts warten/
Klöſter viſitiren/ und arme Leute hören/ und
wolte GOtt laſſen für ſich ſtreiten/ der würde in
deß den Krieg wohl führen. Da das der Fürſt
höret/ ſprach er: Sagt der Biſchoff alſo/ ſo
kriege der Teuffel wider ihn an meine Statt.

Lutherus gedenckt/ daß dieſes unlängſt für ſei-
ner Zeit geſchehen. Das war ein verſtändiger
Fürſt/ der wolte mit GOtt keinen Krieg anfan-
gen. Denn es ja wahr iſt/ wer einen gotts-
fürchtigen Menſchen verfolget/ der ſein Ver-

trau-
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[706/0729] über den 118. Pſalm Solte GOtt nicht beſſer erqvicken können als ein Balſam? Die endliche Erlöſung muß auch kommen/ es geſchehe im Leben oder Sterben/ bleib nur ſtill in Gott. Der Herr Lutherus in der Außlegung dieſes Pſalms/ gedenckt eines Bi- ſchoffen zu Magdeburg/ Friedrich genannt/ wi- der welchen ein Fürſt zu Sachſen/ auch Friede- rich genannt/ einen Krieg zu führen willens war. Dieſer ſchickte ein Kundſchaffer an deß Biſchof- fes Hofe/ zu vernehmen/ wie er ſich rüſtete; Wie der zu ſeinen Fürſten zurück kam/ verkün- diget er mit Freuden/ es wäre die Sache ſchon gewonnen/ der Biſchoff hätte ſich gar nicht gerü- ſtet. Der Fürſt fragete: was ſagt denn der Biſchoff zum Kriege/ den ich vor hab. Der Kundſchaffer antwortet: Er ſagt nichts mehr/ denn alſo/ er wolle hin und ſeines Ambts warten/ Klöſter viſitiren/ und arme Leute hören/ und wolte GOtt laſſen für ſich ſtreiten/ der würde in deß den Krieg wohl führen. Da das der Fürſt höret/ ſprach er: Sagt der Biſchoff alſo/ ſo kriege der Teuffel wider ihn an meine Statt. Lutherus gedenckt/ daß dieſes unlängſt für ſei- ner Zeit geſchehen. Das war ein verſtändiger Fürſt/ der wolte mit GOtt keinen Krieg anfan- gen. Denn es ja wahr iſt/ wer einen gotts- fürchtigen Menſchen verfolget/ der ſein Ver- trau-

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 706. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/729>, abgerufen am 22.11.2024.