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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die dritte Betrachtung.


das Kind JEsum zu tödten; Davon muste
niemand wissen. Der grosse Haman hatte
schon beschlossen/ der arme Mardochai solte henc-
ken. Aber GOtt verrücket diesen Rathschlag
sehr!

Diese Kunst verrichtet GOtt auff man-
cherley Art/ denn er hat nicht allein Macht über
den Außgang der gefaßten Gedancken/ sondern
auch über die Gedancken selbsten/ und lencket
dieselbe hin/ wo er wil. Es ist ihm ein leichtes/
den Feinden einen andern Sinn zu geben/ daß
sie in sich gehen/ und anders Sinnes werden.
Wenn iemands Wege dem Herrn wolgefallen/
so macht er ihm auch die Feinde zu Freunde/
Prov. 16. v. 7. Solts aber geschehen/ daß der
Rathschlag unsers Widerwertigen für sich gehe/
so sollen doch die Feinde nicht meinen/ daß es in
ihrer Gewalt gestanden/ was wir leiden: Wir
nehmens an/ als von der Hand deß Herrn. Es
muß uns nur zum besten dienen/ das wird kein
Teuffel wehren können/ so sey auch dem Teuffel
und aller Welt Trotz geboten/ das geringste mit
aller ihrer List und Gewalt außzurichten/ es sey
denn/ daß sie mit ihrer Boßheit unser Bestes
befodern.

Solte uns diß nicht freudig machen? Wohl
dem Volck/ deß der Herr ein Gott ist/ das

Volck
D

Die dritte Betrachtung.


das Kind JEſum zu tödten; Davon muſte
niemand wiſſen. Der groſſe Haman hatte
ſchon beſchloſſen/ der arme Mardochai ſolte henc-
ken. Aber GOtt verrücket dieſen Rathſchlag
ſehr!

Dieſe Kunſt verrichtet GOtt auff man-
cherley Art/ denn er hat nicht allein Macht über
den Außgang der gefaßten Gedancken/ ſondern
auch über die Gedancken ſelbſten/ und lencket
dieſelbe hin/ wo er wil. Es iſt ihm ein leichtes/
den Feinden einen andern Sinn zu geben/ daß
ſie in ſich gehen/ und anders Sinnes werden.
Wenn iemands Wege dem Herrn wolgefallen/
ſo macht er ihm auch die Feinde zu Freunde/
Prov. 16. v. 7. Solts aber geſchehen/ daß der
Rathſchlag unſers Widerwertigen für ſich gehe/
ſo ſollen doch die Feinde nicht meinen/ daß es in
ihrer Gewalt geſtanden/ was wir leiden: Wir
nehmens an/ als von der Hand deß Herrn. Es
muß uns nur zum beſten dienen/ das wird kein
Teuffel wehren können/ ſo ſey auch dem Teuffel
und aller Welt Trotz geboten/ das geringſte mit
aller ihrer Liſt und Gewalt außzurichten/ es ſey
denn/ daß ſie mit ihrer Boßheit unſer Beſtes
befodern.

Solte uns diß nicht freudig machen? Wohl
dem Volck/ deß der Herr ein Gott iſt/ das

Volck
D
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[49/0072] Die dritte Betrachtung. das Kind JEſum zu tödten; Davon muſte niemand wiſſen. Der groſſe Haman hatte ſchon beſchloſſen/ der arme Mardochai ſolte henc- ken. Aber GOtt verrücket dieſen Rathſchlag ſehr! Dieſe Kunſt verrichtet GOtt auff man- cherley Art/ denn er hat nicht allein Macht über den Außgang der gefaßten Gedancken/ ſondern auch über die Gedancken ſelbſten/ und lencket dieſelbe hin/ wo er wil. Es iſt ihm ein leichtes/ den Feinden einen andern Sinn zu geben/ daß ſie in ſich gehen/ und anders Sinnes werden. Wenn iemands Wege dem Herrn wolgefallen/ ſo macht er ihm auch die Feinde zu Freunde/ Prov. 16. v. 7. Solts aber geſchehen/ daß der Rathſchlag unſers Widerwertigen für ſich gehe/ ſo ſollen doch die Feinde nicht meinen/ daß es in ihrer Gewalt geſtanden/ was wir leiden: Wir nehmens an/ als von der Hand deß Herrn. Es muß uns nur zum beſten dienen/ das wird kein Teuffel wehren können/ ſo ſey auch dem Teuffel und aller Welt Trotz geboten/ das geringſte mit aller ihrer Liſt und Gewalt außzurichten/ es ſey denn/ daß ſie mit ihrer Boßheit unſer Beſtes befodern. Solte uns diß nicht freudig machen? Wohl dem Volck/ deß der Herr ein Gott iſt/ das Volck D

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/72>, abgerufen am 22.11.2024.