Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.Die andere Betrachtung. Matth. 14. v. 28. Der Herr rieff ihn/ und sprach:Kommt her/ darauff springt Petrus auffs Was- ser/ und gehet zum HErrn. Ohn das Wort deß Herrn durffte er ins Meer nicht springen. Da er aber das Wort hat/ scheuet er das Meer nicht/ sondern gehet auff dem Wasser als auff der har- ten Erden. Da aber eine grosse Welle kam/ erschrack er/ und fieng an zu sincken/ in solcher Angst rieff er zum HErrn: Ach HErr hilff/ da recket JEsus seine Hand auß/ und sprach: O du Kleingläubiger/ als wolt er sagen; Was fürchtest du dich/ weil ich bey dir bin? GOtt heist uns zu sich kommen durch die grau- samen Wellen der Trübsal/ auff sein Wort wa- gen wir uns getrost hinein/ wenn wir aber auff die grausame Wellen sehen/ die auff uns zu läufft/ und vergessen deß Wortes/ so wird uns angst/ aber in der Angst ruffen wir zum HErrn/ der reckt uns die Hand und spricht: Ey du Klein- gläubiger/ bin ich bey dir/ und du fürchtest dich? Wie tröstlich ists/ daß er uns erhöret und auß der Angst helffen wil? Wenn mein GOtt sich schon sauer stellet und auff mich zuschläget/ kan ich ihn doch hertzlich anruffen. Umgibt mich ein dicker Nebel/ so sehe ich hindurch nach GOtt/ und finde ein Liecht in der Finsterniß/ lässt schor- die Noth nicht ab/ so finde ich doch Erleichterung im
Die andere Betrachtung. Matth. 14. v. 28. Der Herr rieff ihn/ und ſprach:Kommt her/ darauff ſpringt Petrus auffs Waſ- ſer/ und gehet zum HErrn. Ohn das Wort deß Herrn durffte er ins Meer nicht ſpringẽ. Da er aber das Wort hat/ ſcheuet er das Meer nicht/ ſondern gehet auff dem Waſſer als auff der har- ten Erden. Da aber eine groſſe Welle kam/ erſchrack er/ und fieng an zu ſincken/ in ſolcher Angſt rieff er zum HErrn: Ach HErr hilff/ da recket JEſus ſeine Hand auß/ und ſprach: O du Kleingläubiger/ als wolt er ſagen; Was fürchteſt du dich/ weil ich bey dir bin? GOtt heiſt uns zu ſich kommen durch die grau- ſamen Wellen der Trübſal/ auff ſein Wort wa- gen wir uns getroſt hinein/ wenn wir aber auff die grauſame Wellen ſehen/ die auff uns zu läufft/ und vergeſſen deß Wortes/ ſo wird uns angſt/ aber in der Angſt ruffen wir zum HErrn/ der reckt uns die Hand und ſpricht: Ey du Klein- gläubiger/ bin ich bey dir/ und du fürchteſt dich? Wie tröſtlich iſts/ daß er uns erhöret und auß der Angſt helffen wil? Wenn mein GOtt ſich ſchon ſauer ſtellet und auff mich zuſchläget/ kan ich ihn doch hertzlich anruffen. Umgibt mich ein dicker Nebel/ ſo ſehe ich hindurch nach GOtt/ und finde ein Liecht in der Finſterniß/ läſſt ſchor- die Noth nicht ab/ ſo finde ich doch Erleichterung im
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Die andere Betrachtung.
Matth. 14. v. 28. Der Herr rieff ihn/ und ſprach:
Kommt her/ darauff ſpringt Petrus auffs Waſ-
ſer/ und gehet zum HErrn. Ohn das Wort
deß Herrn durffte er ins Meer nicht ſpringẽ. Da
er aber das Wort hat/ ſcheuet er das Meer nicht/
ſondern gehet auff dem Waſſer als auff der har-
ten Erden. Da aber eine groſſe Welle kam/
erſchrack er/ und fieng an zu ſincken/ in ſolcher
Angſt rieff er zum HErrn: Ach HErr hilff/
da recket JEſus ſeine Hand auß/ und ſprach:
O du Kleingläubiger/ als wolt er ſagen;
Was fürchteſt du dich/ weil ich bey dir bin?
GOtt heiſt uns zu ſich kommen durch die grau-
ſamen Wellen der Trübſal/ auff ſein Wort wa-
gen wir uns getroſt hinein/ wenn wir aber auff
die grauſame Wellen ſehen/ die auff uns zu
läufft/ und vergeſſen deß Wortes/ ſo wird uns
angſt/ aber in der Angſt ruffen wir zum HErrn/
der reckt uns die Hand und ſpricht: Ey du Klein-
gläubiger/ bin ich bey dir/ und du fürchteſt dich?
Wie tröſtlich iſts/ daß er uns erhöret und auß
der Angſt helffen wil? Wenn mein GOtt ſich
ſchon ſauer ſtellet und auff mich zuſchläget/ kan
ich ihn doch hertzlich anruffen. Umgibt mich ein
dicker Nebel/ ſo ſehe ich hindurch nach GOtt/
und finde ein Liecht in der Finſterniß/ läſſt ſchor-
die Noth nicht ab/ ſo finde ich doch Erleichterung
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