Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

Bild:
<< vorherige Seite

über den 118. Psalm
solches versagen? Er hats tausendfältig an uns
verdienet/ und wir wissen/ daß wir ihm damit
ein Wohlgefallen thnn können. Ist das im
Himmel nnsere ewige Arbeit/ so wollen wir
auch hie auff Erden den Anfang daran machen.
Wegern wir uns aber dessen/ so seynd wir nicht
werth/ daß wir Christen heissen. Ist das der be-
ste Gottesdienst/ wenn man GOtt Danck opf-
fert/ so ist Undanckbarkeit gewiß das schädlichste
Laster. Doch ist derselben leider die gantze Welt
voll. O Schande! Alle Welt ist der Ehren
Gottes voll/ und deß Menschen Hertz soll der-
selben leer seyn! O du undanckbahrer Mensch!
Würde dich Gottt nur üm deiner Undanckbar-
keit willen für Gericht ziehen/ würden sich deine
Sünden häuffen/ wie Sand am Meer. Wenn
du aber das weist/ du Christliche Seele/ solt du
deß zu eyferiger seyn zum Preiß GOttes/ daß
dennoch einer sey in der Welt/ der GOtt für sei-
ne Güte Danck gebe. Weil aber auch Gottes-
fürchtige der Dancksagung zuweilen vergessen/
und träge werden/ thut GOtt wohl/ daß er seine
Güter zuweiln an sich hält/ und was Er bereits
gegeben/ wieder zurück ziehet. Wie er sich ver-
nehmen lässt beym Osea am 2. v. 8. 9: Mein
Volck wil nicht wissen/ daß Ichs sey/ der ih-
nen gibt Korn/ Most und Oele/ darum wil

Ich

über den 118. Pſalm
ſolches verſagen? Er hats tauſendfältig an uns
verdienet/ und wir wiſſen/ daß wir ihm damit
ein Wohlgefallen thnn können. Iſt das im
Himmel nnſere ewige Arbeit/ ſo wollen wir
auch hie auff Erden den Anfang daran machen.
Wegern wir uns aber deſſen/ ſo ſeynd wir nicht
werth/ daß wir Chriſten heiſſen. Iſt das der be-
ſte Gottesdienſt/ wenn man GOtt Danck opf-
fert/ ſo iſt Undanckbarkeit gewiß das ſchädlichſte
Laſter. Doch iſt derſelben leider die gantze Welt
voll. O Schande! Alle Welt iſt der Ehren
Gottes voll/ und deß Menſchen Hertz ſoll der-
ſelben leer ſeyn! O du undanckbahrer Menſch!
Würde dich Gottt nur üm deiner Undanckbar-
keit willen für Gericht ziehen/ würden ſich deine
Sünden häuffen/ wie Sand am Meer. Wenn
du aber das weiſt/ du Chriſtliche Seele/ ſolt du
deß zu eyferiger ſeyn zum Preiß GOttes/ daß
dennoch einer ſey in der Welt/ der GOtt für ſei-
ne Güte Danck gebe. Weil aber auch Gottes-
fürchtige der Danckſagung zuweilen vergeſſen/
und träge werden/ thut GOtt wohl/ daß er ſeine
Güter zuweiln an ſich hält/ und was Er bereits
gegeben/ wieder zurück ziehet. Wie er ſich ver-
nehmen läſſt beym Oſea am 2. v. 8. 9: Mein
Volck wil nicht wiſſen/ daß Ichs ſey/ der ih-
nen gibt Korn/ Moſt und Oele/ darum wil

Ich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0703" n="680"/><fw place="top" type="header">über den 118. P&#x017F;alm</fw><lb/>
&#x017F;olches ver&#x017F;agen? Er hats tau&#x017F;endfältig an uns<lb/>
verdienet/ und wir wi&#x017F;&#x017F;en/ daß wir ihm damit<lb/>
ein Wohlgefallen thnn können. I&#x017F;t das im<lb/>
Himmel nn&#x017F;ere ewige Arbeit/ &#x017F;o wollen wir<lb/>
auch hie auff Erden den Anfang daran machen.<lb/>
Wegern wir uns aber de&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;o &#x017F;eynd wir nicht<lb/>
werth/ daß wir Chri&#x017F;ten hei&#x017F;&#x017F;en. I&#x017F;t das der be-<lb/>
&#x017F;te Gottesdien&#x017F;t/ wenn man GOtt Danck opf-<lb/>
fert/ &#x017F;o i&#x017F;t Undanckbarkeit gewiß das &#x017F;chädlich&#x017F;te<lb/>
La&#x017F;ter. Doch i&#x017F;t der&#x017F;elben leider die gantze Welt<lb/>
voll. O Schande! Alle Welt i&#x017F;t der Ehren<lb/>
Gottes voll/ und deß Men&#x017F;chen Hertz &#x017F;oll der-<lb/>
&#x017F;elben leer &#x017F;eyn! O du undanckbahrer Men&#x017F;ch!<lb/>
Würde dich Gottt nur üm deiner Undanckbar-<lb/>
keit willen für Gericht ziehen/ würden &#x017F;ich deine<lb/>
Sünden häuffen/ wie Sand am Meer. Wenn<lb/>
du aber das wei&#x017F;t/ du Chri&#x017F;tliche Seele/ &#x017F;olt du<lb/>
deß zu eyferiger &#x017F;eyn zum Preiß GOttes/ daß<lb/>
dennoch einer &#x017F;ey in der Welt/ der GOtt für &#x017F;ei-<lb/>
ne Güte Danck gebe. Weil aber auch Gottes-<lb/>
fürchtige der Danck&#x017F;agung zuweilen verge&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
und träge werden/ thut GOtt wohl/ daß er &#x017F;eine<lb/>
Güter zuweiln an &#x017F;ich hält/ und was Er bereits<lb/>
gegeben/ wieder zurück ziehet. Wie er &#x017F;ich ver-<lb/>
nehmen lä&#x017F;&#x017F;t beym O&#x017F;ea am 2. v. 8. 9: <hi rendition="#fr">Mein<lb/>
Volck wil nicht wi&#x017F;&#x017F;en/ daß Ichs &#x017F;ey/ der ih-<lb/>
nen gibt Korn/ Mo&#x017F;t und Oele/ darum wil</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Ich</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[680/0703] über den 118. Pſalm ſolches verſagen? Er hats tauſendfältig an uns verdienet/ und wir wiſſen/ daß wir ihm damit ein Wohlgefallen thnn können. Iſt das im Himmel nnſere ewige Arbeit/ ſo wollen wir auch hie auff Erden den Anfang daran machen. Wegern wir uns aber deſſen/ ſo ſeynd wir nicht werth/ daß wir Chriſten heiſſen. Iſt das der be- ſte Gottesdienſt/ wenn man GOtt Danck opf- fert/ ſo iſt Undanckbarkeit gewiß das ſchädlichſte Laſter. Doch iſt derſelben leider die gantze Welt voll. O Schande! Alle Welt iſt der Ehren Gottes voll/ und deß Menſchen Hertz ſoll der- ſelben leer ſeyn! O du undanckbahrer Menſch! Würde dich Gottt nur üm deiner Undanckbar- keit willen für Gericht ziehen/ würden ſich deine Sünden häuffen/ wie Sand am Meer. Wenn du aber das weiſt/ du Chriſtliche Seele/ ſolt du deß zu eyferiger ſeyn zum Preiß GOttes/ daß dennoch einer ſey in der Welt/ der GOtt für ſei- ne Güte Danck gebe. Weil aber auch Gottes- fürchtige der Danckſagung zuweilen vergeſſen/ und träge werden/ thut GOtt wohl/ daß er ſeine Güter zuweiln an ſich hält/ und was Er bereits gegeben/ wieder zurück ziehet. Wie er ſich ver- nehmen läſſt beym Oſea am 2. v. 8. 9: Mein Volck wil nicht wiſſen/ daß Ichs ſey/ der ih- nen gibt Korn/ Moſt und Oele/ darum wil Ich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/703
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 680. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/703>, abgerufen am 22.11.2024.