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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 116. Psalm
Martyrer du bist; Das ist denn ein köstlich
Ding/ nicht für der Welt/ denn das Creutz
macht uns nur verächtlich in der Welt/ auch
nicht für den Heiligen selbst. Wir erfahrens
selbst/ wie angenehm es uns ist/ wann wir ein
bitters Creutz auff uns sollen nehmen. Trübsal/
wenn sie da ist/ deucht einem nicht Freude zu
seyn/ Ebr. 12. v. 11. Wegerte sich doch Paulus
selbsten/ da er muste in einem besondern Anlie-
gen dem Satan außhalten/ das ihm so weh tha-
te/ als wann ihm ein Pfahl ins Fleisch steckte/
er flehete hefftiglich zu dem HErrn/ daß solche
Qval von ihm genommen würde/ 2. Cor. 12,
7. Sihe/ so gar ist nicht allzeit köstlich für unsern
Augen/ wenn wir Creutz und Todes-Angst lei-
den müssen: Doch ists in Wahrheit köstlich/
werth und angenehm für GOtt/ nicht als wenn
GOtt ein Tyrann wäre. Die Angst an ihr
selbst kan GOtt nicht lieb seyn/ aber der Gehor-
sam in der Angst/ die Gedult und das Vertrau-
en/ das macht das Leiden köstlich. An dem
Teuffel und gottlosen Menschen/ die den Hei-
ligen Leid anthun/ kan GOtt keinen Gefallen
haben/ er über gibt auch die Seelen seiner Tur-
tel-Tauben nicht so bald in den Willen deß Fein-
des; Sie gelten zu viel bey ihm; Wenn er
aber eine Versuchung zulässt/ ists gewiß nicht

übel

über den 116. Pſalm
Martyrer du biſt; Das iſt denn ein köſtlich
Ding/ nicht für der Welt/ denn das Creutz
macht uns nur verächtlich in der Welt/ auch
nicht für den Heiligen ſelbſt. Wir erfahrens
ſelbſt/ wie angenehm es uns iſt/ wann wir ein
bitters Creutz auff uns ſollen nehmen. Trübſal/
wenn ſie da iſt/ deucht einem nicht Freude zu
ſeyn/ Ebr. 12. v. 11. Wegerte ſich doch Paulus
ſelbſten/ da er muſte in einem beſondern Anlie-
gen dem Satan außhalten/ das ihm ſo weh tha-
te/ als wann ihm ein Pfahl ins Fleiſch ſteckte/
er flehete hefftiglich zu dem HErrn/ daß ſolche
Qval von ihm genommen würde/ 2. Cor. 12,
7. Sihe/ ſo gar iſt nicht allzeit köſtlich für unſern
Augen/ wenn wir Creutz und Todes-Angſt lei-
den müſſen: Doch iſts in Wahrheit köſtlich/
werth und angenehm für GOtt/ nicht als wenn
GOtt ein Tyrann wäre. Die Angſt an ihr
ſelbſt kan GOtt nicht lieb ſeyn/ aber der Gehor-
ſam in der Angſt/ die Gedult und das Vertrau-
en/ das macht das Leiden köſtlich. An dem
Teuffel und gottloſen Menſchen/ die den Hei-
ligen Leid anthun/ kan GOtt keinen Gefallen
haben/ er über gibt auch die Seelen ſeiner Tur-
tel-Tauben nicht ſo bald in den Willen deß Fein-
des; Sie gelten zu viel bey ihm; Wenn er
aber eine Verſuchung zuläſſt/ iſts gewiß nicht

übel
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[632/0655] über den 116. Pſalm Martyrer du biſt; Das iſt denn ein köſtlich Ding/ nicht für der Welt/ denn das Creutz macht uns nur verächtlich in der Welt/ auch nicht für den Heiligen ſelbſt. Wir erfahrens ſelbſt/ wie angenehm es uns iſt/ wann wir ein bitters Creutz auff uns ſollen nehmen. Trübſal/ wenn ſie da iſt/ deucht einem nicht Freude zu ſeyn/ Ebr. 12. v. 11. Wegerte ſich doch Paulus ſelbſten/ da er muſte in einem beſondern Anlie- gen dem Satan außhalten/ das ihm ſo weh tha- te/ als wann ihm ein Pfahl ins Fleiſch ſteckte/ er flehete hefftiglich zu dem HErrn/ daß ſolche Qval von ihm genommen würde/ 2. Cor. 12, 7. Sihe/ ſo gar iſt nicht allzeit köſtlich für unſern Augen/ wenn wir Creutz und Todes-Angſt lei- den müſſen: Doch iſts in Wahrheit köſtlich/ werth und angenehm für GOtt/ nicht als wenn GOtt ein Tyrann wäre. Die Angſt an ihr ſelbſt kan GOtt nicht lieb ſeyn/ aber der Gehor- ſam in der Angſt/ die Gedult und das Vertrau- en/ das macht das Leiden köſtlich. An dem Teuffel und gottloſen Menſchen/ die den Hei- ligen Leid anthun/ kan GOtt keinen Gefallen haben/ er über gibt auch die Seelen ſeiner Tur- tel-Tauben nicht ſo bald in den Willen deß Fein- des; Sie gelten zu viel bey ihm; Wenn er aber eine Verſuchung zuläſſt/ iſts gewiß nicht übel

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 632. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/655>, abgerufen am 23.11.2024.