Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

Bild:
<< vorherige Seite

über den 116. Psalm
Im Himmel betrübet mich keine Sünde mehr/
kein Tod/ kein Trübsal/ da ist lauter Leben/ un-
endliche Ruhe/ unaußsprechliche Freud und Se-
ligkeit. Solche Hoffnung trage ich zu mei-
nem GOtt; Es ist kein geringes/ das ich
hoffe.

Was die gläubige Seele an Gottes Hülffe
und Beystand bereits erfahren/ auch ins künffti-
ge noch hoffet/ haben wir gehöret. Laffet uns
nun auch vernehmen/ wie sie dadurch zu ihren
Ruhe geführet wird. Daß sie an GOtt einen
treuen Nothelffer/ und beständigen Wohlthäter
hat/ damit lässt sie sich befriedigen. Wie im
Anfang dieses Psalms der gläubige Mensch ge-
saget hat; Es ist mir lieb/ daß der HErr meine
Stimme und mein Flehen höret: so spricht
er auch hie: Sey nun wieder zu frieden meine
Seele
/ oder: Kehre ein meine Seele zu deiner
Ruhe. Alle Menschen suchen Ruhe/ aber meh-
rentheils in der Unruhe. Der eine gedenckt/ so
ich nicht Geld und Gut erlange/ bin ich nicht zu
frieden/ ein ander gedenckt/ ich ruhe nicht/ biß
daß ich Ruhm und Ehre erlanget habe. Das ist
nicht meine Ruhe. Was für Ruhe solte meine
Seele finden in dem Dinge/ das ich nicht behal-
ten kan? Ja das voller Mühe und Unruhe ist.
Wenn der Menschen Leben in der Welt köst-

lich

über den 116. Pſalm
Im Himmel betrübet mich keine Sünde mehr/
kein Tod/ kein Trübſal/ da iſt lauter Leben/ un-
endliche Ruhe/ unaußſprechliche Freud und Se-
ligkeit. Solche Hoffnung trage ich zu mei-
nem GOtt; Es iſt kein geringes/ das ich
hoffe.

Was die gläubige Seele an Gottes Hülffe
und Beyſtand bereits erfahren/ auch ins künffti-
ge noch hoffet/ haben wir gehöret. Laffet uns
nun auch vernehmen/ wie ſie dadurch zu ihren
Ruhe geführet wird. Daß ſie an GOtt einen
treuen Nothelffer/ und beſtändigen Wohlthäter
hat/ damit läſſt ſie ſich befriedigen. Wie im
Anfang dieſes Pſalms der gläubige Menſch ge-
ſaget hat; Es iſt mir lieb/ daß der HErr meine
Stimme und mein Flehen höret: ſo ſpricht
er auch hie: Sey nun wieder zu frieden meine
Seele
/ oder: Kehre ein meine Seele zu deiner
Ruhe. Alle Menſchen ſuchen Ruhe/ aber meh-
rentheils in der Unruhe. Der eine gedenckt/ ſo
ich nicht Geld und Gut erlange/ bin ich nicht zu
frieden/ ein ander gedenckt/ ich ruhe nicht/ biß
daß ich Ruhm und Ehre erlanget habe. Das iſt
nicht meine Ruhe. Was für Ruhe ſolte meine
Seele finden in dem Dinge/ das ich nicht behal-
ten kan? Ja das voller Mühe und Unruhe iſt.
Wenn der Menſchen Leben in der Welt köſt-

lich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0611" n="588"/><fw place="top" type="header">über den 116. P&#x017F;alm</fw><lb/>
Im Himmel betrübet mich keine Sünde mehr/<lb/>
kein Tod/ kein Trüb&#x017F;al/ da i&#x017F;t lauter Leben/ un-<lb/>
endliche Ruhe/ unauß&#x017F;prechliche Freud und Se-<lb/>
ligkeit. Solche Hoffnung trage ich zu mei-<lb/>
nem GOtt; Es i&#x017F;t kein geringes/ das ich<lb/>
hoffe.</p><lb/>
          <p>Was die gläubige Seele an Gottes Hülffe<lb/>
und Bey&#x017F;tand bereits erfahren/ auch ins künffti-<lb/>
ge noch hoffet/ haben wir gehöret. Laffet uns<lb/>
nun auch vernehmen/ wie &#x017F;ie dadurch zu ihren<lb/>
Ruhe geführet wird. Daß &#x017F;ie an GOtt einen<lb/>
treuen Nothelffer/ und be&#x017F;tändigen Wohlthäter<lb/>
hat/ damit lä&#x017F;&#x017F;t &#x017F;ie &#x017F;ich befriedigen. Wie im<lb/>
Anfang die&#x017F;es P&#x017F;alms der gläubige Men&#x017F;ch ge-<lb/>
&#x017F;aget hat; Es i&#x017F;t mir lieb/ daß der HErr meine<lb/>
Stimme und mein Flehen höret: &#x017F;o &#x017F;pricht<lb/>
er auch hie: <hi rendition="#fr">Sey nun wieder zu frieden meine<lb/>
Seele</hi>/ oder: Kehre ein meine Seele zu deiner<lb/>
Ruhe. Alle Men&#x017F;chen &#x017F;uchen Ruhe/ aber meh-<lb/>
rentheils in der Unruhe. Der eine gedenckt/ &#x017F;o<lb/>
ich nicht Geld und Gut erlange/ bin ich nicht zu<lb/>
frieden/ ein ander gedenckt/ ich ruhe nicht/ biß<lb/>
daß ich Ruhm und Ehre erlanget habe. Das i&#x017F;t<lb/>
nicht meine Ruhe. Was für Ruhe &#x017F;olte meine<lb/>
Seele finden in dem Dinge/ das ich nicht behal-<lb/>
ten kan? Ja das voller Mühe und Unruhe i&#x017F;t.<lb/>
Wenn der Men&#x017F;chen Leben in der Welt kö&#x017F;t-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lich</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[588/0611] über den 116. Pſalm Im Himmel betrübet mich keine Sünde mehr/ kein Tod/ kein Trübſal/ da iſt lauter Leben/ un- endliche Ruhe/ unaußſprechliche Freud und Se- ligkeit. Solche Hoffnung trage ich zu mei- nem GOtt; Es iſt kein geringes/ das ich hoffe. Was die gläubige Seele an Gottes Hülffe und Beyſtand bereits erfahren/ auch ins künffti- ge noch hoffet/ haben wir gehöret. Laffet uns nun auch vernehmen/ wie ſie dadurch zu ihren Ruhe geführet wird. Daß ſie an GOtt einen treuen Nothelffer/ und beſtändigen Wohlthäter hat/ damit läſſt ſie ſich befriedigen. Wie im Anfang dieſes Pſalms der gläubige Menſch ge- ſaget hat; Es iſt mir lieb/ daß der HErr meine Stimme und mein Flehen höret: ſo ſpricht er auch hie: Sey nun wieder zu frieden meine Seele/ oder: Kehre ein meine Seele zu deiner Ruhe. Alle Menſchen ſuchen Ruhe/ aber meh- rentheils in der Unruhe. Der eine gedenckt/ ſo ich nicht Geld und Gut erlange/ bin ich nicht zu frieden/ ein ander gedenckt/ ich ruhe nicht/ biß daß ich Ruhm und Ehre erlanget habe. Das iſt nicht meine Ruhe. Was für Ruhe ſolte meine Seele finden in dem Dinge/ das ich nicht behal- ten kan? Ja das voller Mühe und Unruhe iſt. Wenn der Menſchen Leben in der Welt köſt- lich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/611
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 588. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/611>, abgerufen am 22.11.2024.