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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die erste Betrachtung.

ES ist ein kostlich Ding einem
Mann/ daß er das Joch in seiner
Jugend trage
/ in Klagliedern Je-
remiae am 3. v. 27. Ja ein köstlich
Ding im Creutz wohl geübet seyn/ so kan man
auß der Erfahrung reden und beten. Sehet an
den 116. Ps. Da finden wir eine im Creutz wohl
erfahrne Seele/ die kan sagen/ wie es im Creutz
daher gehe/ sie kan sagen/ welches der beste Rath
im Creutze ist/ sie kan sagen/ was für Trost sie
in und nach dem Creutz empfunden habe; Lasst
uns in Andacht betrachten/ was die Seele für
Lust dran habe/ wenn GOtt ihr Schreyen in
der Noth erhöret; Das ist mir lieb/ spricht die
erfahrne Seele/ das ist mir lieb/ daß der Herr
meine Stimm und Flehen höret/ daß er sei-
ne Ohren zu mir neiget/ darum wil ich mein
Lebenlang ihn anruffen
/ v. 1. 2. Hie fin-
de ich ein Bekäntniß der Erhörung. Der
HErr höret meine Stimme und mein Flehen/
Er neiget seine Ohren zu mir. Es ist na-
türlich/ daß man in der Angst winselt und
schreyet. Das sehen wir auch an unvernünff-
tigen Thieren. Der gläubigen Seelen winseln
und schreyen geschicht mehr inwendig als auß-
wendig. Was thut aber GOtt dazu? Der Herr
höret meine Stimme und Flehen/ Er neiget

seine
N n iij
Die erſte Betrachtung.

ES iſt ein koſtlich Ding einem
Mann/ daß er das Joch in ſeiner
Jugend trage
/ in Klagliedern Je-
remiæ am 3. v. 27. Ja ein köſtlich
Ding im Creutz wohl geübet ſeyn/ ſo kan man
auß der Erfahrung reden und beten. Sehet an
den 116. Pſ. Da finden wir eine im Creutz wohl
erfahrne Seele/ die kan ſagen/ wie es im Creutz
daher gehe/ ſie kan ſagen/ welches der beſte Rath
im Creutze iſt/ ſie kan ſagen/ was für Troſt ſie
in und nach dem Creutz empfunden habe; Laſſt
uns in Andacht betrachten/ was die Seele für
Luſt dran habe/ wenn GOtt ihr Schreyen in
der Noth erhöret; Das iſt mir lieb/ ſpricht die
erfahrne Seele/ das iſt mir lieb/ daß der Herr
meine Stimm und Flehen höret/ daß er ſei-
ne Ohren zu mir neiget/ darum wil ich mein
Lebenlang ihn anruffen
/ v. 1. 2. Hie fin-
de ich ein Bekäntniß der Erhörung. Der
HErr höret meine Stimme und mein Flehen/
Er neiget ſeine Ohren zu mir. Es iſt na-
türlich/ daß man in der Angſt winſelt und
ſchreyet. Das ſehen wir auch an unvernünff-
tigen Thieren. Der gläubigen Seelen winſeln
und ſchreyen geſchicht mehr inwendig als auß-
wendig. Was thut aber GOtt dazu? Der Herr
höret meine Stimme und Flehen/ Er neiget

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[565/0588] Die erſte Betrachtung. ES iſt ein koſtlich Ding einem Mann/ daß er das Joch in ſeiner Jugend trage/ in Klagliedern Je- remiæ am 3. v. 27. Ja ein köſtlich Ding im Creutz wohl geübet ſeyn/ ſo kan man auß der Erfahrung reden und beten. Sehet an den 116. Pſ. Da finden wir eine im Creutz wohl erfahrne Seele/ die kan ſagen/ wie es im Creutz daher gehe/ ſie kan ſagen/ welches der beſte Rath im Creutze iſt/ ſie kan ſagen/ was für Troſt ſie in und nach dem Creutz empfunden habe; Laſſt uns in Andacht betrachten/ was die Seele für Luſt dran habe/ wenn GOtt ihr Schreyen in der Noth erhöret; Das iſt mir lieb/ ſpricht die erfahrne Seele/ das iſt mir lieb/ daß der Herr meine Stimm und Flehen höret/ daß er ſei- ne Ohren zu mir neiget/ darum wil ich mein Lebenlang ihn anruffen/ v. 1. 2. Hie fin- de ich ein Bekäntniß der Erhörung. Der HErr höret meine Stimme und mein Flehen/ Er neiget ſeine Ohren zu mir. Es iſt na- türlich/ daß man in der Angſt winſelt und ſchreyet. Das ſehen wir auch an unvernünff- tigen Thieren. Der gläubigen Seelen winſeln und ſchreyen geſchicht mehr inwendig als auß- wendig. Was thut aber GOtt dazu? Der Herr höret meine Stimme und Flehen/ Er neiget ſeine N n iij

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/588>, abgerufen am 22.11.2024.