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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 92. Psalm
rechte Ziel deß Lebens; Also irren sie immer hin.
Höre und betrachte/ wie der Geist redet von
solcher Thorheit im 49. Ps. v. 12: Das ist ihr
Hertz/ daß ihre Häuser währen immerdar/ und
ihre Wohnungen bleiben für und für/ und ha-
ben grosse Ehr auff Erden/ dennoch aber kön-
nen sie nicht bleiben in solcher Würde/ sondern
müssen davon wie ein Vieh/ darum ist ihr Thun
nur eitel Thorheit. Und diß sind eben dieselbige
Thoren/ die nicht verstehen/ wie groß GOttes
Werck/ und wie sehr tieff seine Gedancken
seyn/ die es auch nicht achten. Und das ist
eben der Ursprung ihrer Thorheit. Denn weil
sie auff GOtt und sein Thun nicht sehen/ finden
sie keine Lust an GOtt/ und ihr Hertz und Mund
wird zum Lobe GOttes nicht geöffnet; Unter-
deß wenden sie sich zu dem eitelen Gut/ darinnen
nur lauter Betrug ist. Also ist der Ursprung al-
ler Thorheit/ nicht achten auff die Wercke deß
Herrn; Drum kan auch auff solche ruchlose Un-
besonnenheit nicht anders folgen als das Ver-
derben/ wie geschrieben stehet im 28. Ps. v. 5:
Sie wollen nicht achten auff das Thun deß
HErrn/ noch auff die Werck seiner Hände/
darum wird er sie zubrechen und nicht bauen.

Wolte GOtt daß ihr Thoren möchtet eure
schädliche Thorheit erkennen! Aber was sage
ich? wils GOtt nicht? Mit Verlangen war-

tet

über den 92. Pſalm
rechte Ziel deß Lebens; Alſo irren ſie immer hin.
Höre und betrachte/ wie der Geiſt redet von
ſolcher Thorheit im 49. Pſ. v. 12: Das iſt ihr
Hertz/ daß ihre Häuſer währen immerdar/ und
ihre Wohnungen bleiben für und für/ und ha-
ben groſſe Ehr auff Erden/ dennoch aber kön-
nen ſie nicht bleiben in ſolcher Würde/ ſondern
müſſen davon wie ein Vieh/ darum iſt ihr Thun
nur eitel Thorheit. Und diß ſind eben dieſelbige
Thoren/ die nicht verſtehen/ wie groß GOttes
Werck/ und wie ſehr tieff ſeine Gedancken
ſeyn/ die es auch nicht achten. Und das iſt
eben der Urſprung ihrer Thorheit. Denn weil
ſie auff GOtt und ſein Thun nicht ſehen/ finden
ſie keine Luſt an GOtt/ und ihr Hertz und Mund
wird zum Lobe GOttes nicht geöffnet; Unter-
deß wenden ſie ſich zu dem eitelen Gut/ darinnen
nur lauter Betrug iſt. Alſo iſt der Urſprung al-
ler Thorheit/ nicht achten auff die Wercke deß
Herrn; Drum kan auch auff ſolche ruchloſe Un-
beſonnenheit nicht anders folgen als das Ver-
derben/ wie geſchrieben ſtehet im 28. Pſ. v. 5:
Sie wollen nicht achten auff das Thun deß
HErrn/ noch auff die Werck ſeiner Hände/
darum wird er ſie zubrechen uñ nicht bauen.

Wolte GOtt daß ihr Thoren möchtet eure
ſchädliche Thorheit erkennen! Aber was ſage
ich? wils GOtt nicht? Mit Verlangen war-

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[524/0547] über den 92. Pſalm rechte Ziel deß Lebens; Alſo irren ſie immer hin. Höre und betrachte/ wie der Geiſt redet von ſolcher Thorheit im 49. Pſ. v. 12: Das iſt ihr Hertz/ daß ihre Häuſer währen immerdar/ und ihre Wohnungen bleiben für und für/ und ha- ben groſſe Ehr auff Erden/ dennoch aber kön- nen ſie nicht bleiben in ſolcher Würde/ ſondern müſſen davon wie ein Vieh/ darum iſt ihr Thun nur eitel Thorheit. Und diß ſind eben dieſelbige Thoren/ die nicht verſtehen/ wie groß GOttes Werck/ und wie ſehr tieff ſeine Gedancken ſeyn/ die es auch nicht achten. Und das iſt eben der Urſprung ihrer Thorheit. Denn weil ſie auff GOtt und ſein Thun nicht ſehen/ finden ſie keine Luſt an GOtt/ und ihr Hertz und Mund wird zum Lobe GOttes nicht geöffnet; Unter- deß wenden ſie ſich zu dem eitelen Gut/ darinnen nur lauter Betrug iſt. Alſo iſt der Urſprung al- ler Thorheit/ nicht achten auff die Wercke deß Herrn; Drum kan auch auff ſolche ruchloſe Un- beſonnenheit nicht anders folgen als das Ver- derben/ wie geſchrieben ſtehet im 28. Pſ. v. 5: Sie wollen nicht achten auff das Thun deß HErrn/ noch auff die Werck ſeiner Hände/ darum wird er ſie zubrechen uñ nicht bauen. Wolte GOtt daß ihr Thoren möchtet eure ſchädliche Thorheit erkennen! Aber was ſage ich? wils GOtt nicht? Mit Verlangen war- tet

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/547>, abgerufen am 22.11.2024.