Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.Die andere Betrachtung. ein ehrlich Gewerb mit Fleiß treibet/ daß er et-was gewinne/ die Seinigen ehrlich zu ernehren/ und zu geben dem Dürftigen; Da ist das Werck und Absehen gut und löblich. Wenn ich aber die Meinigen zu ernehren/ andere übersetze und verfortheile/ mag meine Meinung gut seyn/ a- ber das Werck tauget nicht. Gebe ich all mein Gut den Armen/ hab ich aber keine rechtschaf- fene Liebe/ sondern thue es mir ein Ansehen zu machen; Ist zwar das Werck gut/ aber meine Meinung und mein Absehen ist nicht gut. Wenn ich wuchere und meinen Nechsten ver- fortheile/ auff daß ich meinen Pracht und Hoch- muth treiben könne/ ist die Meinung so gut als das Werck/ und tauget beydes nichts. In Gott ist beydes allezeit gut/ das Werck so wohl als die Gedancken. Ja herrlich und köstlich. HErr/ wie seynd deine Werck so groß/ deine Gedancken seynd so sehr tieff. Sihe an das Werck der Erschaffung/ sihe an die Erlö- sung/ die durch JEsum Christum geschicht; Si- he an die Regierung deß heiligen Volcks/ und aller Gläubigen/ du wirst wunder-grosse Werc- ke finden/ daß kein Mensch sie genugsam wird rühmen können. Seine Hülff ist so herrlich/ daß kein Mensch es begreiffen noch erdenc- ken kan. Siehe an seine Gedancken/ seinen Rath- K k iij
Die andere Betrachtung. ein ehrlich Gewerb mit Fleiß treibet/ daß er et-was gewinne/ die Seinigen ehrlich zu ernehren/ und zu geben dem Dürftigen; Da iſt das Werck und Abſehen gut und löblich. Wenn ich aber die Meinigen zu ernehren/ andere überſetze und verfortheile/ mag meine Meinung gut ſeyn/ a- ber das Werck tauget nicht. Gebe ich all mein Gut den Armen/ hab ich aber keine rechtſchaf- fene Liebe/ ſondern thue es mir ein Anſehen zu machen; Iſt zwar das Werck gut/ aber meine Meinung und mein Abſehen iſt nicht gut. Wenn ich wuchere und meinen Nechſten ver- fortheile/ auff daß ich meinen Pracht und Hoch- muth treiben könne/ iſt die Meinung ſo gut als das Werck/ und tauget beydes nichts. In Gott iſt beydes allezeit gut/ das Werck ſo wohl als die Gedancken. Ja herrlich und köſtlich. HErr/ wie ſeynd deine Werck ſo groß/ deine Gedancken ſeynd ſo ſehr tieff. Sihe an das Werck der Erſchaffung/ ſihe an die Erlö- ſung/ die durch JEſum Chriſtum geſchicht; Si- he an die Regierung deß heiligen Volcks/ und aller Gläubigen/ du wirſt wunder-groſſe Werc- ke finden/ daß kein Menſch ſie genugſam wird rühmen können. Seine Hülff iſt ſo herrlich/ daß kein Menſch es begreiffen noch erdenc- ken kan. Siehe an ſeine Gedancken/ ſeinen Rath- K k iij
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Die andere Betrachtung.
ein ehrlich Gewerb mit Fleiß treibet/ daß er et-
was gewinne/ die Seinigen ehrlich zu ernehren/
und zu geben dem Dürftigen; Da iſt das Werck
und Abſehen gut und löblich. Wenn ich aber die
Meinigen zu ernehren/ andere überſetze und
verfortheile/ mag meine Meinung gut ſeyn/ a-
ber das Werck tauget nicht. Gebe ich all mein
Gut den Armen/ hab ich aber keine rechtſchaf-
fene Liebe/ ſondern thue es mir ein Anſehen zu
machen; Iſt zwar das Werck gut/ aber meine
Meinung und mein Abſehen iſt nicht gut.
Wenn ich wuchere und meinen Nechſten ver-
fortheile/ auff daß ich meinen Pracht und Hoch-
muth treiben könne/ iſt die Meinung ſo gut als
das Werck/ und tauget beydes nichts. In Gott
iſt beydes allezeit gut/ das Werck ſo wohl als die
Gedancken. Ja herrlich und köſtlich. HErr/
wie ſeynd deine Werck ſo groß/ deine
Gedancken ſeynd ſo ſehr tieff. Sihe an
das Werck der Erſchaffung/ ſihe an die Erlö-
ſung/ die durch JEſum Chriſtum geſchicht; Si-
he an die Regierung deß heiligen Volcks/ und
aller Gläubigen/ du wirſt wunder-groſſe Werc-
ke finden/ daß kein Menſch ſie genugſam wird
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daß kein Menſch es begreiffen noch erdenc-
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