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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die erste Betrachtung.
unsere Seele in der Stille sich mit GOtt und
in GOtt belustige. Solche Gelegenheit nimmt
die GOtt ergebene Seele in acht/ und wenn sie
in der Nacht erwachet/ wehret sie den eitelen
nichtigen Gedancken/ die sonsten mit Hauffen
uns überfallen/ und mit Macht zu uns drin-
gen/ aber/ wie gesagt/ die Gott ergebene See-
le/ die ihre Lust in Gott suchet/ wehret densel-
ben/ und wendet sich zu göttlichen Gedancken/
und spricht: Wo ist/ den meine Seele liebet?
Da fängt sie an Gottes Güte und Treue zu
reden/ wie im 77. Psal. v. 7. stehet: Ich denc-
ke deß Nachts an mein Seytenspiel/ und re-
de mit meinem Hertzen/ mein Geist muß
forschen.
Und im 119. Psal. v. 55: HErr ich
gedencke deß Nachts an deinem Namen.

Es. am 26. v. 8. 9: Wir warten auff dich
HErr/ im Wege deines Rechten/ unsers
Hertzen Lust stehet zu deinem Namen und
deinem Gedächtniß. Von Hertzen be-
gehr ich dein deß Nachtes/ dazu mit mei-
nem Geist in mir/ wache ich frühe zu dir.

Hernach kan man durch den Morgeu verste-
hen die Jugend/ und den Anfang unsers Chri-
stenthums. Durch den Abend/ das Alter/ wenn
wir nun fast unsern Lauff vollendet haben.
So bald wir anfangen Christen zu werden/ er-

fahren
J i v

Die erſte Betrachtung.
unſere Seele in der Stille ſich mit GOtt und
in GOtt beluſtige. Solche Gelegenheit nimmt
die GOtt ergebene Seele in acht/ und wenn ſie
in der Nacht erwachet/ wehret ſie den eitelen
nichtigen Gedancken/ die ſonſten mit Hauffen
uns überfallen/ und mit Macht zu uns drin-
gen/ aber/ wie geſagt/ die Gott ergebene See-
le/ die ihre Luſt in Gott ſuchet/ wehret denſel-
ben/ und wendet ſich zu göttlichen Gedancken/
und ſpricht: Wo iſt/ den meine Seele liebet?
Da fängt ſie an Gottes Güte und Treue zu
reden/ wie im 77. Pſal. v. 7. ſtehet: Ich denc-
ke deß Nachts an mein Seytenſpiel/ und re-
de mit meinem Hertzen/ mein Geiſt muß
forſchen.
Und im 119. Pſal. v. 55: HErr ich
gedencke deß Nachts an deinem Namen.

Eſ. am 26. v. 8. 9: Wir warten auff dich
HErr/ im Wege deines Rechten/ unſers
Hertzen Luſt ſtehet zu deinem Namen und
deinem Gedächtniß. Von Hertzen be-
gehr ich dein deß Nachtes/ dazu mit mei-
nem Geiſt in mir/ wache ich frühe zu dir.

Hernach kan man durch den Morgeu verſte-
hen die Jugend/ und den Anfang unſers Chri-
ſtenthums. Durch den Abend/ das Alter/ wenn
wir nun faſt unſern Lauff vollendet haben.
So bald wir anfangen Chriſten zu werden/ er-

fahren
J i v
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[505/0528] Die erſte Betrachtung. unſere Seele in der Stille ſich mit GOtt und in GOtt beluſtige. Solche Gelegenheit nimmt die GOtt ergebene Seele in acht/ und wenn ſie in der Nacht erwachet/ wehret ſie den eitelen nichtigen Gedancken/ die ſonſten mit Hauffen uns überfallen/ und mit Macht zu uns drin- gen/ aber/ wie geſagt/ die Gott ergebene See- le/ die ihre Luſt in Gott ſuchet/ wehret denſel- ben/ und wendet ſich zu göttlichen Gedancken/ und ſpricht: Wo iſt/ den meine Seele liebet? Da fängt ſie an Gottes Güte und Treue zu reden/ wie im 77. Pſal. v. 7. ſtehet: Ich denc- ke deß Nachts an mein Seytenſpiel/ und re- de mit meinem Hertzen/ mein Geiſt muß forſchen. Und im 119. Pſal. v. 55: HErr ich gedencke deß Nachts an deinem Namen. Eſ. am 26. v. 8. 9: Wir warten auff dich HErr/ im Wege deines Rechten/ unſers Hertzen Luſt ſtehet zu deinem Namen und deinem Gedächtniß. Von Hertzen be- gehr ich dein deß Nachtes/ dazu mit mei- nem Geiſt in mir/ wache ich frühe zu dir. Hernach kan man durch den Morgeu verſte- hen die Jugend/ und den Anfang unſers Chri- ſtenthums. Durch den Abend/ das Alter/ wenn wir nun faſt unſern Lauff vollendet haben. So bald wir anfangen Chriſten zu werden/ er- fahren J i v

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/528>, abgerufen am 22.11.2024.