Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.über den 68. Psalm ren/ als mit dem Gebet Wer in der Ver-folgung seine Zuflucht nimmt zu einem mensch- lichen Arm/ der höret auch auff GOtt zu ver- trauen/ und thut wie ein Kind/ das beym starc- ken Mann stehet/ und wohl verwahret ist/ da es aber einen Wolff sihet/ verläst es den Mann und fliehet zu einem Hunde/ der Hund beisset das Kind/ der Wolffkommt dazu und zerreisset es/ hernach beissen sich Wolff und Hund üm das Fleisch. Die aber GOtt nicht anruffen um Erhaltung seiner Kirchen/ die bezeugen/ daß sie nicht wissen/ was es für eine Gnade sey/ daß eine Kirche auff Erden erhalten werde/ oder sie müssen sagen/ daß es von ohngefehr komme. Darum auch/ lieben Christen/ erkennet es mit allem Danck/ daß GOtt den Feinden seiner Kirchen den Willen nicht läst: wenn GOTT den Feinden nicht gewehret hätte/ wie wäre das Erkäntniß Christi zu uns kommen? Und wenn Er noch nicht wehrete/ wie lang würds bleiben? Kommet ihr Christliche Hertzen/ laufft eurem Christo entgegen/ streckt auß eure Hände zu GOtt. Es solte uns leyd seyn/ daß die Heyden vormals/ da sie von Christo nichts gewust/ ihn mit grossen Frolocken auffgenommen haben/ so bald sie ihn erkant haben/ wir aber solten sol- cher Gnade überdrüssig werden? Wolte Gott/ wir
über den 68. Pſalm ren/ als mit dem Gebet Wer in der Ver-folgung ſeine Zuflucht nimmt zu einem menſch- lichen Arm/ der höret auch auff GOtt zu ver- trauen/ und thut wie ein Kind/ das beym ſtarc- ken Mann ſtehet/ und wohl verwahret iſt/ da es aber einen Wolff ſihet/ verläſt es den Mann und fliehet zu einem Hunde/ der Hund beiſſet das Kind/ der Wolffkommt dazu und zerreiſſet es/ hernach beiſſen ſich Wolff und Hund üm das Fleiſch. Die aber GOtt nicht anruffen um Erhaltung ſeiner Kirchen/ die bezeugen/ daß ſie nicht wiſſen/ was es für eine Gnade ſey/ daß eine Kirche auff Erden erhalten werde/ oder ſie müſſen ſagen/ daß es von ohngefehr komme. Darum auch/ lieben Chriſten/ erkennet es mit allem Danck/ daß GOtt den Feinden ſeiner Kirchen den Willen nicht läſt: wenn GOTT den Feinden nicht gewehret hätte/ wie wäre das Erkäntniß Chriſti zu uns kommen? Und wenn Er noch nicht wehrete/ wie lang würds bleiben? Kommet ihr Chriſtliche Hertzen/ laufft eurem Chriſto entgegen/ ſtreckt auß eure Hände zu GOtt. Es ſolte uns leyd ſeyn/ daß die Heyden vormals/ da ſie von Chriſto nichts gewuſt/ ihn mit groſſen Frolocken auffgenommen haben/ ſo bald ſie ihn erkant haben/ wir aber ſolten ſol- cher Gnade überdrüſſig werden? Wolte Gott/ wir
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über den 68. Pſalm
ren/ als mit dem Gebet Wer in der Ver-
folgung ſeine Zuflucht nimmt zu einem menſch-
lichen Arm/ der höret auch auff GOtt zu ver-
trauen/ und thut wie ein Kind/ das beym ſtarc-
ken Mann ſtehet/ und wohl verwahret iſt/ da es
aber einen Wolff ſihet/ verläſt es den Mann
und fliehet zu einem Hunde/ der Hund beiſſet
das Kind/ der Wolffkommt dazu und zerreiſſet
es/ hernach beiſſen ſich Wolff und Hund üm
das Fleiſch. Die aber GOtt nicht anruffen
um Erhaltung ſeiner Kirchen/ die bezeugen/
daß ſie nicht wiſſen/ was es für eine Gnade ſey/
daß eine Kirche auff Erden erhalten werde/ oder
ſie müſſen ſagen/ daß es von ohngefehr komme.
Darum auch/ lieben Chriſten/ erkennet es mit
allem Danck/ daß GOtt den Feinden ſeiner
Kirchen den Willen nicht läſt: wenn GOTT
den Feinden nicht gewehret hätte/ wie wäre das
Erkäntniß Chriſti zu uns kommen? Und wenn
Er noch nicht wehrete/ wie lang würds bleiben?
Kommet ihr Chriſtliche Hertzen/ laufft eurem
Chriſto entgegen/ ſtreckt auß eure Hände zu
GOtt. Es ſolte uns leyd ſeyn/ daß die Heyden
vormals/ da ſie von Chriſto nichts gewuſt/ ihn
mit groſſen Frolocken auffgenommen haben/
ſo bald ſie ihn erkant haben/ wir aber ſolten ſol-
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