Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.Die siebende Vetrachtung. auch für GOtt und allen heiligen Engeln kei-ne bessere Lust bey den Menschen zu finden ist/ als dieses Seiten-Spiel. Und was wolte doch ein weltlich Spiel thun/ gegen diesem geistli- chen Spiel? Christum den Sieges-Fürsten sehen einher gehen in seinem Heiligthum/ über- trifft alle Herrligkeit der Welt. Denn dieses ist Eitelkeit/ jenes ist warhafftige Hertzerqvickende Seligkeit. Es scheinet aber/ daß viele unter de- nen/ die sich Christen nennen/ sich schämen zu seyn unter dem Hauffen derer/ die da GOTT singen und spielen. Ach wozu ists ihnen nütz/ daß ihnen Christus verkündiget ist/ weil sie in ihm nicht so viel finden/ daß ihr Hertz sich über ihm freuen möge? Die stoltze Michal belachte den frommen David in seiner geistlichen Freu- de: Das thut sie heut auch noch; Ich besorge aber/ es wird ihr schwer werden/ zu gehen in das himmlische Chor. Wer hie sich schämet im Chor zu stehen/ da man Christum bekennet/ und in Christi Wunderthaten sich freuet/ der wird künfftig schwerlich für ihm stehen/ wenn wir mit allen heiligen Engeln ohn Unterlaß singen wer- den: Heilig/ Heilig/ Heilig ist GOtt der HEr- re Zebaoth. Ich trage aber auch Sorge/ daß viele meinen/ sie seyn mit in diesem Chor/ und preisen doch Christum nicht; Das Lied der Hei- ligen
Die ſiebende Vetrachtung. auch für GOtt und allen heiligen Engeln kei-ne beſſere Luſt bey den Menſchen zu finden iſt/ als dieſes Seiten-Spiel. Und was wolte doch ein weltlich Spiel thun/ gegen dieſem geiſtli- chen Spiel? Chriſtum den Sieges-Fürſten ſehen einher gehen in ſeinem Heiligthum/ über- trifft alle Herrligkeit der Welt. Denn dieſes iſt Eitelkeit/ jenes iſt warhafftige Hertzerqvickende Seligkeit. Es ſcheinet aber/ daß viele unter de- nen/ die ſich Chriſten nennen/ ſich ſchämen zu ſeyn unter dem Hauffen derer/ die da GOTT ſingen und ſpielen. Ach wozu iſts ihnen nütz/ daß ihnen Chriſtus verkündiget iſt/ weil ſie in ihm nicht ſo viel finden/ daß ihr Hertz ſich über ihm freuen möge? Die ſtoltze Michal belachte den frommen David in ſeiner geiſtlichen Freu- de: Das thut ſie heut auch noch; Ich beſorge aber/ es wird ihr ſchwer werden/ zu gehen in das himmliſche Chor. Wer hie ſich ſchämet im Chor zu ſtehen/ da man Chriſtum bekennet/ und in Chriſti Wunderthaten ſich freuet/ der wird künfftig ſchwerlich für ihm ſtehen/ weñ wir mit allen heiligen Engeln ohn Unterlaß ſingen wer- den: Heilig/ Heilig/ Heilig iſt GOtt der HEr- re Zebaoth. Ich trage aber auch Sorge/ daß viele meinen/ ſie ſeyn mit in dieſem Chor/ und preiſen doch Chriſtum nicht; Das Lied der Hei- ligen
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Die ſiebende Vetrachtung.
auch für GOtt und allen heiligen Engeln kei-
ne beſſere Luſt bey den Menſchen zu finden iſt/
als dieſes Seiten-Spiel. Und was wolte doch
ein weltlich Spiel thun/ gegen dieſem geiſtli-
chen Spiel? Chriſtum den Sieges-Fürſten
ſehen einher gehen in ſeinem Heiligthum/ über-
trifft alle Herrligkeit der Welt. Denn dieſes iſt
Eitelkeit/ jenes iſt warhafftige Hertzerqvickende
Seligkeit. Es ſcheinet aber/ daß viele unter de-
nen/ die ſich Chriſten nennen/ ſich ſchämen zu
ſeyn unter dem Hauffen derer/ die da GOTT
ſingen und ſpielen. Ach wozu iſts ihnen nütz/
daß ihnen Chriſtus verkündiget iſt/ weil ſie in
ihm nicht ſo viel finden/ daß ihr Hertz ſich über
ihm freuen möge? Die ſtoltze Michal belachte
den frommen David in ſeiner geiſtlichen Freu-
de: Das thut ſie heut auch noch; Ich beſorge
aber/ es wird ihr ſchwer werden/ zu gehen in das
himmliſche Chor. Wer hie ſich ſchämet im Chor
zu ſtehen/ da man Chriſtum bekennet/ und in
Chriſti Wunderthaten ſich freuet/ der wird
künfftig ſchwerlich für ihm ſtehen/ weñ wir mit
allen heiligen Engeln ohn Unterlaß ſingen wer-
den: Heilig/ Heilig/ Heilig iſt GOtt der HEr-
re Zebaoth. Ich trage aber auch Sorge/ daß
viele meinen/ ſie ſeyn mit in dieſem Chor/ und
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