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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die sechste Betrachtung.
Welt/ und ziehet viel herauß/ die in den Wol-
lüsten dieser Welt ersoffen seyn: Die sich aber
Christo widersetzen/ und mit Christo einen
Krieg anfangen/ werden Christo nichts abge-
winnen/ sie werdens mit ihrem eigenen Blut müs-
sen büssen.

In der Hauptsprach ist der Verstand fast
schwer/ und werden unterschiedliche Außlegungen
gefunden. Nach meiner Meinung würde es so
heissen. So spricht der Herr: Auß Basan wil ich
außführen auß der Tieffe deß Meers/ dar-
um soll dein blutiger Fuß zutreten die Zun-
ge deiner Hunde. Was die Feinde thun/ das
kommt von ihm.
Diß ist eine Verheissung
Gottes deß himmlischen Vaters/ die Er seinem
Sohn gegeben in seinem blutigen Leyden/ des-
sen Meinung ist: Du wirst ja in Todes-Angst
gerahten/ aber ich wil dich außführen/ und du
solst es deinen Feinden wieder vergelten. Also
sehen wir auch hie einen Herrn/ der Heyl in sei-
ner Rechten hat/ und Verderben in seiner Linc-
ken. Siehe das Heyl. Denn so spricht der Herr:
Auß Basan wil ich außführen/ Ich wil auß-
führen auß der Tieffe deß Meers.
Basan ist
für andern ein mächtig fettes Reich. Was nun
mächtig und fett ist/ wird in der Schrifft Basan
genant. Als wenn Christus klaget im 22. Psalm:

Die

Die ſechſte Betrachtung.
Welt/ und ziehet viel herauß/ die in den Wol-
lüſten dieſer Welt erſoffen ſeyn: Die ſich aber
Chriſto widerſetzen/ und mit Chriſto einen
Krieg anfangen/ werden Chriſto nichts abge-
wiñen/ ſie werdens mit ihrem eigenen Blut müſ-
ſen büſſen.

In der Hauptſprach iſt der Verſtand faſt
ſchwer/ uñ werden unterſchiedliche Außlegungen
gefunden. Nach meiner Meinung würde es ſo
heiſſen. So ſpricht der Herr: Auß Baſan wil ich
außführen auß der Tieffe deß Meers/ dar-
um ſoll dein blutiger Fuß zutreten die Zun-
ge deiner Hunde. Was die Feinde thun/ das
kommt von ihm.
Diß iſt eine Verheiſſung
Gottes deß him̃liſchen Vaters/ die Er ſeinem
Sohn gegeben in ſeinem blutigen Leyden/ deſ-
ſen Meinung iſt: Du wirſt ja in Todes-Angſt
gerahten/ aber ich wil dich außführen/ und du
ſolſt es deinen Feinden wieder vergelten. Alſo
ſehen wir auch hie einen Herrn/ der Heyl in ſei-
ner Rechten hat/ und Verderben in ſeiner Linc-
ken. Siehe das Heyl. Denn ſo ſpricht der Herr:
Auß Baſan wil ich außführen/ Ich wil auß-
führen auß der Tieffe deß Meers.
Baſan iſt
für andern ein mächtig fettes Reich. Was nun
mächtig und fett iſt/ wird in der Schrifft Baſan
genant. Als weñ Chriſtus klaget im 22. Pſalm:

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[365/0388] Die ſechſte Betrachtung. Welt/ und ziehet viel herauß/ die in den Wol- lüſten dieſer Welt erſoffen ſeyn: Die ſich aber Chriſto widerſetzen/ und mit Chriſto einen Krieg anfangen/ werden Chriſto nichts abge- wiñen/ ſie werdens mit ihrem eigenen Blut müſ- ſen büſſen. In der Hauptſprach iſt der Verſtand faſt ſchwer/ uñ werden unterſchiedliche Außlegungen gefunden. Nach meiner Meinung würde es ſo heiſſen. So ſpricht der Herr: Auß Baſan wil ich außführen auß der Tieffe deß Meers/ dar- um ſoll dein blutiger Fuß zutreten die Zun- ge deiner Hunde. Was die Feinde thun/ das kommt von ihm. Diß iſt eine Verheiſſung Gottes deß him̃liſchen Vaters/ die Er ſeinem Sohn gegeben in ſeinem blutigen Leyden/ deſ- ſen Meinung iſt: Du wirſt ja in Todes-Angſt gerahten/ aber ich wil dich außführen/ und du ſolſt es deinen Feinden wieder vergelten. Alſo ſehen wir auch hie einen Herrn/ der Heyl in ſei- ner Rechten hat/ und Verderben in ſeiner Linc- ken. Siehe das Heyl. Denn ſo ſpricht der Herr: Auß Baſan wil ich außführen/ Ich wil auß- führen auß der Tieffe deß Meers. Baſan iſt für andern ein mächtig fettes Reich. Was nun mächtig und fett iſt/ wird in der Schrifft Baſan genant. Als weñ Chriſtus klaget im 22. Pſalm: Die

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/388>, abgerufen am 22.11.2024.