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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die sechste Betrachtung.
Feinde den Kopff geboten; Wenn er aber die
Wunde hinden auff dem Haarschedel oder im
Nacken hat/ ists ein Zeichen/ daß er dem Feind
den Rücken zugekehret. Auff solche Weise redet
der Patriarch Jacob im Testament seines
Sohnes Judae: Deine Hand wird deinen
Feinden auff dem Halse seyn
/ Gen. 49. v. 8.
Hernach bedeutet der Haarschedel/ daß die
Feinde Gottes halsstarrig und stoltz seyn. Das
Haar ist eine Uberflüssigkeit am Haupt/ das
man kan abnehmen ohne einige Verletzung;
Doch geben sie dem Haupt ein Ansehen. Also
verhälts sich auch mit der Macht und Reich-
thum der Welt/ das ist bey grossen Häuptern
ein überfluß/ welches kan ab und zunehmen/
gleichwohl gibts ihnen groß Ansehen. Wenn a-
ber das Haupt mit seinen krausen Haaren stoltz
wird/ und erhebt sich wider Gott/ das ist ein
Anzeigung/ daß das Haupt blind sey. Es hat
zwar Haar am Nacken/ aber nicht Augen an
der Stirn. Daher hat es kein Nachdencken/ und
bedenckt nicht/ was es sey/ sich wider GOtt
aufflehnen. Wenn denn Gott dazu kommt/ nimmt
Er das Haar hinweg/ und zuschmeisset den Sche-
del. Wenn Gott Reichthum und Gewalt da-
hin reisset/ so hat Er das Haupt kahl gemacht/
und ist das Ansehen verlohren. Solches dräuet

Er

Die ſechſte Betrachtung.
Feinde den Kopff geboten; Wenn er aber die
Wunde hinden auff dem Haarſchedel oder im
Nacken hat/ iſts ein Zeichen/ daß er dem Feind
den Rücken zugekehret. Auff ſolche Weiſe redet
der Patriarch Jacob im Teſtament ſeines
Sohnes Judæ: Deine Hand wird deinen
Feinden auff dem Halſe ſeyn
/ Gen. 49. v. 8.
Hernach bedeutet der Haarſchedel/ daß die
Feinde Gottes halsſtarrig und ſtoltz ſeyn. Das
Haar iſt eine Uberflüſſigkeit am Haupt/ das
man kan abnehmen ohne einige Verletzung;
Doch geben ſie dem Haupt ein Anſehen. Alſo
verhälts ſich auch mit der Macht und Reich-
thum der Welt/ das iſt bey groſſen Häuptern
ein überfluß/ welches kan ab und zunehmen/
gleichwohl gibts ihnen groß Anſehen. Wenn a-
ber das Haupt mit ſeinen krauſen Haaren ſtoltz
wird/ und erhebt ſich wider Gott/ das iſt ein
Anzeigung/ daß das Haupt blind ſey. Es hat
zwar Haar am Nacken/ aber nicht Augen an
der Stirn. Daher hat es kein Nachdencken/ und
bedenckt nicht/ was es ſey/ ſich wider GOtt
aufflehnen. Wenn denn Gott dazu kom̃t/ nim̃t
Er das Haar hinweg/ und zuſchmeiſſet den Sche-
del. Wenn Gott Reichthum und Gewalt da-
hin reiſſet/ ſo hat Er das Haupt kahl gemacht/
und iſt das Anſehen verlohren. Solches dräuet

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[363/0386] Die ſechſte Betrachtung. Feinde den Kopff geboten; Wenn er aber die Wunde hinden auff dem Haarſchedel oder im Nacken hat/ iſts ein Zeichen/ daß er dem Feind den Rücken zugekehret. Auff ſolche Weiſe redet der Patriarch Jacob im Teſtament ſeines Sohnes Judæ: Deine Hand wird deinen Feinden auff dem Halſe ſeyn/ Gen. 49. v. 8. Hernach bedeutet der Haarſchedel/ daß die Feinde Gottes halsſtarrig und ſtoltz ſeyn. Das Haar iſt eine Uberflüſſigkeit am Haupt/ das man kan abnehmen ohne einige Verletzung; Doch geben ſie dem Haupt ein Anſehen. Alſo verhälts ſich auch mit der Macht und Reich- thum der Welt/ das iſt bey groſſen Häuptern ein überfluß/ welches kan ab und zunehmen/ gleichwohl gibts ihnen groß Anſehen. Wenn a- ber das Haupt mit ſeinen krauſen Haaren ſtoltz wird/ und erhebt ſich wider Gott/ das iſt ein Anzeigung/ daß das Haupt blind ſey. Es hat zwar Haar am Nacken/ aber nicht Augen an der Stirn. Daher hat es kein Nachdencken/ und bedenckt nicht/ was es ſey/ ſich wider GOtt aufflehnen. Wenn denn Gott dazu kom̃t/ nim̃t Er das Haar hinweg/ und zuſchmeiſſet den Sche- del. Wenn Gott Reichthum und Gewalt da- hin reiſſet/ ſo hat Er das Haupt kahl gemacht/ und iſt das Anſehen verlohren. Solches dräuet Er

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/386>, abgerufen am 25.11.2024.