Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.Die andere Betrachtung. sten Freunde der Frommen. Was haben sie aberzuerwarten? Unser König lässt die Abtrünnige bleiben in der Dürre. Es ist doch diese Welt nicht anders als eine Wüste/ darinnen für die arme Seele kein Tröpflein einer wahren Er- qvickung/ kein Rath und Trost/ wo sie nicht zum Brunn deß Lebens geführet werde. Laß seyn/ ein Welt-Kind bilde ihm ein/ es lebe hie im Pa- radeyß/ so ist solch Einbilden in der Wahrheit nichts anders/ als eine unsinnige Verblendung; Was ist die Herrligkeit dieser Welt anders/ als eine Blume/ die verwelcket? Wann dann die Blume verwelcket ist/ daran es sich bethöret/ sie- het es keinen Trost mehr. In der Welt ist al- les verlohren. In GOtt hat es nichts gesucht? und kan nicht sehen den künfftigen Trost. Ach elende Leute/ die in solcher Dürre gelassen wer- den! Aber recht geschicht ihnen/ daß sie den nicht haben wollen einlassen/ der den lebendigen Trost mit sich führet. So hast du nun gehöret/ meine Seele/ wie nicht
Die andere Betrachtung. ſten Freunde der From̃en. Was haben ſie aberzuerwarten? Unſer König läſſt die Abtrünnige bleiben in der Dürre. Es iſt doch dieſe Welt nicht anders als eine Wüſte/ darinnen für die arme Seele kein Tröpflein einer wahren Er- qvickung/ kein Rath und Troſt/ wo ſie nicht zum Brunn deß Lebens geführet werde. Laß ſeyn/ ein Welt-Kind bilde ihm ein/ es lebe hie im Pa- radeyß/ ſo iſt ſolch Einbilden in der Wahrheit nichts anders/ als eine unſinnige Verblendung; Was iſt die Herrligkeit dieſer Welt anders/ als eine Blume/ die verwelcket? Wann dann die Blume verwelcket iſt/ daran es ſich bethöret/ ſie- het es keinen Troſt mehr. In der Welt iſt al- les verlohren. In GOtt hat es nichts geſucht? und kan nicht ſehen den künfftigen Troſt. Ach elende Leute/ die in ſolcher Dürre gelaſſen wer- den! Aber recht geſchicht ihnen/ daß ſie den nicht haben wollen einlaſſen/ der den lebendigen Troſt mit ſich führet. So haſt du nun gehöret/ meine Seele/ wie nicht
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Die andere Betrachtung.
ſten Freunde der From̃en. Was haben ſie aber
zuerwarten? Unſer König läſſt die Abtrünnige
bleiben in der Dürre. Es iſt doch dieſe Welt
nicht anders als eine Wüſte/ darinnen für die
arme Seele kein Tröpflein einer wahren Er-
qvickung/ kein Rath und Troſt/ wo ſie nicht zum
Brunn deß Lebens geführet werde. Laß ſeyn/
ein Welt-Kind bilde ihm ein/ es lebe hie im Pa-
radeyß/ ſo iſt ſolch Einbilden in der Wahrheit
nichts anders/ als eine unſinnige Verblendung;
Was iſt die Herrligkeit dieſer Welt anders/ als
eine Blume/ die verwelcket? Wann dann die
Blume verwelcket iſt/ daran es ſich bethöret/ ſie-
het es keinen Troſt mehr. In der Welt iſt al-
les verlohren. In GOtt hat es nichts geſucht?
und kan nicht ſehen den künfftigen Troſt. Ach
elende Leute/ die in ſolcher Dürre gelaſſen wer-
den! Aber recht geſchicht ihnen/ daß ſie den nicht
haben wollen einlaſſen/ der den lebendigen Troſt
mit ſich führet.
So haſt du nun gehöret/ meine Seele/ wie
und warum der groſſe König Chriſtus Jeſus
auffzunehmen/ wenn er in ſeinem Triumph her-
umfähret. Was verzieheſt du denn meine See-
le? Warum wilt du ihm nicht Raum machen
in dir? Warum wilt du ihn nicht auffnehmen?
Er iſt ja ein groſſer und herrlicher König/ er iſt
nicht
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