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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 68. Psalm
nennet sich ihren Vater und Richter. Er ist
nicht allein väterlich gegen die armen Wäyse-
lein gesinnet/sondern nimmt auch die väterli-
che Sorge auff sich/ sorget für sie und verheisset
ihnen ein grosses Erbe. Und ob schon die Gläu-
bigen hie unter vielen Feinden leben/so leben sie
doch nicht ohne Schutz/der ihr Vater ist/ ist ein
Richter über alles und schützet seine Kinder wi-
der unbillige Gewalt.

Wir erinnern uns hie/was beym Ezechiel am
16. c. v. 3. geschrieben stehet: Dein Geschlecht
und deine Geburt ist auß der Cananiter
Lande/dein Vater auß den Amoritern/und
deine Mutter auß den Hethitern.
Das zei-
get uns uns unser Vaterland/wo wir/dem Flei-
sche nach/zu Hause hören/ und was für Eltern
wir haben. Der Vater ist der alte Adam/ deß
Teuffels eigentlicher Sohn; Die Mutter ist
die fleischliche Lust/ die ziehen eine Tochter auff
nach ihrer Art/ und vermählen sie einem Mann/
der heisset die Welt. So lange die Seel in
diesem Hause bleibt/hat sie Lust bey ihrem Mann
auff Erden/und hat Trost bey ihren Eltern/und
bedünckt sich sehr glückselig zu seyn/ aber Chri-
stus erkennet ihr Unglück und Elend darum
rufft Er ihr zu: Verlaß deines Vatern Haus/
so solst du eine Königin werden/ und der König

wird

über den 68. Pſalm
nennet ſich ihren Vater und Richter. Er iſt
nicht allein väterlich gegen die armen Wäyſe-
lein geſinnet/ſondern nimmt auch die väterli-
che Sorge auff ſich/ ſorget für ſie und verheiſſet
ihnen ein groſſes Erbe. Und ob ſchon die Gläu-
bigen hie unter vielen Feinden leben/ſo leben ſie
doch nicht ohne Schutz/der ihr Vater iſt/ iſt ein
Richter über alles und ſchützet ſeine Kinder wi-
der unbillige Gewalt.

Wir erinnern uns hie/was beym Ezechiel am
16. c. v. 3. geſchrieben ſtehet: Dein Geſchlecht
und deine Geburt iſt auß der Cananiter
Lande/dein Vater auß den Amoritern/und
deine Mutter auß den Hethitern.
Das zei-
get uns uns unſer Vaterland/wo wir/dem Flei-
ſche nach/zu Hauſe hören/ und was für Eltern
wir haben. Der Vater iſt der alte Adam/ deß
Teuffels eigentlicher Sohn; Die Mutter iſt
die fleiſchliche Luſt/ die ziehen eine Tochter auff
nach ihrer Art/ und vermählen ſie einem Mañ/
der heiſſet die Welt. So lange die Seel in
dieſem Hauſe bleibt/hat ſie Luſt bey ihrem Mañ
auff Erden/und hat Troſt bey ihren Eltern/und
bedünckt ſich ſehr glückſelig zu ſeyn/ aber Chri-
ſtus erkennet ihr Unglück und Elend darum
rufft Er ihr zu: Verlaß deines Vatern Haus/
ſo ſolſt du eine Königin werden/ und der König

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[292/0315] über den 68. Pſalm nennet ſich ihren Vater und Richter. Er iſt nicht allein väterlich gegen die armen Wäyſe- lein geſinnet/ſondern nimmt auch die väterli- che Sorge auff ſich/ ſorget für ſie und verheiſſet ihnen ein groſſes Erbe. Und ob ſchon die Gläu- bigen hie unter vielen Feinden leben/ſo leben ſie doch nicht ohne Schutz/der ihr Vater iſt/ iſt ein Richter über alles und ſchützet ſeine Kinder wi- der unbillige Gewalt. Wir erinnern uns hie/was beym Ezechiel am 16. c. v. 3. geſchrieben ſtehet: Dein Geſchlecht und deine Geburt iſt auß der Cananiter Lande/dein Vater auß den Amoritern/und deine Mutter auß den Hethitern. Das zei- get uns uns unſer Vaterland/wo wir/dem Flei- ſche nach/zu Hauſe hören/ und was für Eltern wir haben. Der Vater iſt der alte Adam/ deß Teuffels eigentlicher Sohn; Die Mutter iſt die fleiſchliche Luſt/ die ziehen eine Tochter auff nach ihrer Art/ und vermählen ſie einem Mañ/ der heiſſet die Welt. So lange die Seel in dieſem Hauſe bleibt/hat ſie Luſt bey ihrem Mañ auff Erden/und hat Troſt bey ihren Eltern/und bedünckt ſich ſehr glückſelig zu ſeyn/ aber Chri- ſtus erkennet ihr Unglück und Elend darum rufft Er ihr zu: Verlaß deines Vatern Haus/ ſo ſolſt du eine Königin werden/ und der König wird

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/315>, abgerufen am 24.11.2024.