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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die fünffte Betrachtung.
werde/ doch muß ein reines auffrichtiges Hertz
beym Gebet seyn/ so es für GOtt angenehm
seyn| soll. Wenn denn in meinem Gewissen ich
versichert bin/ daß ichs auffrichtig mit GOtt
meine/ kan ich mit Freudigkeit stehen und auß
dem 17. Psalm v. 1. 3. sagen: HErr/ vernimm
mein Gebet/ das nicht auß falschem Mun-
de gehet/ du prüfest mein Hertz.

Wir haben gehöret/ wie das Gebet muß be-
schaffen seyn/ wenns für GOtt angenehm seyn
soll. Es muß geschehen mit Ernst/ daß es auß
Hertzen durch den Mund dringe/ es muß ge-
schehen im Glauben/ dadurch wir GOtt die
Ehre geben/ daß er helffen könne und wolle/ es
muß geschehen beym guten Gewissen/ daß un-
ser eigen Hertz uns nicht verdamme. Wenns so
geartet/ solts denn wohl das rechte Mittel seyn/
dadurch die Gläubigen sich auß der Trübsal her-
auß reissen? Ja gewiß es ists/ ders erfahren hat/
spricht: Es erhörete mich Gott/ und merckte
auff mein Flehen.
Wenn mein Hertz nur sa-
get/ daß ich unschuldig bin/ und muß drüber lei-
den/ daß ich mich nicht enthalten kan für Gott zu
flehen/ und fühle in mir das kindliche Vertrauen
zu GOtt/ Er werde sich meiner annehmen/ das
ist das warhafftige Zeichen/ daß mir schon ge-
holffen ist. Bekümmere dich nicht/ wenn auch

alle
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Die fünffte Betrachtung.
werde/ doch muß ein reines auffrichtiges Hertz
beym Gebet ſeyn/ ſo es für GOtt angenehm
ſeyn| ſoll. Wenn denn in meinem Gewiſſen ich
verſichert bin/ daß ichs auffrichtig mit GOtt
meine/ kan ich mit Freudigkeit ſtehen und auß
dem 17. Pſalm v. 1. 3. ſagen: HErr/ vernimm
mein Gebet/ das nicht auß falſchem Mun-
de gehet/ du prüfeſt mein Hertz.

Wir haben gehöret/ wie das Gebet muß be-
ſchaffen ſeyn/ wenns für GOtt angenehm ſeyn
ſoll. Es muß geſchehen mit Ernſt/ daß es auß
Hertzen durch den Mund dringe/ es muß ge-
ſchehen im Glauben/ dadurch wir GOtt die
Ehre geben/ daß er helffen könne und wolle/ es
muß geſchehen beym guten Gewiſſen/ daß un-
ſer eigen Hertz uns nicht verdamme. Wenns ſo
geartet/ ſolts denn wohl das rechte Mittel ſeyn/
dadurch die Gläubigen ſich auß der Trübſal her-
auß reiſſen? Ja gewiß es iſts/ ders erfahren hat/
ſpricht: Es erhörete mich Gott/ und merckte
auff mein Flehen.
Wenn mein Hertz nur ſa-
get/ daß ich unſchuldig bin/ und muß drüber lei-
den/ daß ich mich nicht enthalten kan für Gott zu
flehen/ und fühle in mir das kindliche Vertrauen
zu GOtt/ Er werde ſich meiner annehmen/ das
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holffen iſt. Bekümmere dich nicht/ wenn auch

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[257/0280] Die fünffte Betrachtung. werde/ doch muß ein reines auffrichtiges Hertz beym Gebet ſeyn/ ſo es für GOtt angenehm ſeyn| ſoll. Wenn denn in meinem Gewiſſen ich verſichert bin/ daß ichs auffrichtig mit GOtt meine/ kan ich mit Freudigkeit ſtehen und auß dem 17. Pſalm v. 1. 3. ſagen: HErr/ vernimm mein Gebet/ das nicht auß falſchem Mun- de gehet/ du prüfeſt mein Hertz. Wir haben gehöret/ wie das Gebet muß be- ſchaffen ſeyn/ wenns für GOtt angenehm ſeyn ſoll. Es muß geſchehen mit Ernſt/ daß es auß Hertzen durch den Mund dringe/ es muß ge- ſchehen im Glauben/ dadurch wir GOtt die Ehre geben/ daß er helffen könne und wolle/ es muß geſchehen beym guten Gewiſſen/ daß un- ſer eigen Hertz uns nicht verdamme. Wenns ſo geartet/ ſolts denn wohl das rechte Mittel ſeyn/ dadurch die Gläubigen ſich auß der Trübſal her- auß reiſſen? Ja gewiß es iſts/ ders erfahren hat/ ſpricht: Es erhörete mich Gott/ und merckte auff mein Flehen. Wenn mein Hertz nur ſa- get/ daß ich unſchuldig bin/ und muß drüber lei- den/ daß ich mich nicht enthalten kan für Gott zu flehen/ und fühle in mir das kindliche Vertrauen zu GOtt/ Er werde ſich meiner annehmen/ das iſt das warhafftige Zeichen/ daß mir ſchon ge- holffen iſt. Bekümmere dich nicht/ wenn auch alle R

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/280>, abgerufen am 28.11.2024.