Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

Bild:
<< vorherige Seite

Die andere Betrachtung.


wenn das Hertz deß Lobes voll ist/ kan der Mund
nicht schweigen. Die Seele/ die Gott zu prei-
sen begierig ist/ verschweiget GOttes Lob nicht/
sondern redet auch davon unter den Leuten. Mit
dem Hertzen gläuben wir zu der Gerechtigkeit/
mit dem Munde bekennen wir zu der Seligkeit.
Rom. 10, 10. Wenn ich Gott preise/ so preise ich
ihn für mich. Wenn ich ihn preise mit dem
Munde/ so preise ich ihn für dem Nechsten.

Zum dritten nehmen wir hie in acht/ wie lan-
ge Gottes Lob währen soll. Ich wil den Herrn
loben allezeit/ sein Lob soll immerdar in meinem
Munde seyn. Siehe/ ist auch wohl ein Augen-
blick/ darinn uns Gott nicht eine besondere Gabe
erzeiget: Muß nicht unser Leben immerdar durch
das göttliche Zusprechen erhalten werden! O daß
wir solten sehen alle Stricke deß bösen Feindes/
und hören alle Rathschläge unser Widerwerti-
gen! Was wunders würden wir sehen an der
Gnaden Gottes/ der ohn unterlaß für uns wa-
chet! Zwar es geht uns zuweilen also/ daß wir
meinen es gehe uns übel/ wo wir aber klug seyn/
müssen wir bekennen/ daß es alsdann zum besten
gehe. Da wir in guten Tagen leicht unsers und
unsers Gottes vergessen können/ so ist die Trüb-
sal eine Erinnerung/ daß wir wieder an unser
Elend gedencken/ und Trost und Hülffe bey

Gott
G jv

Die andere Betrachtung.


wenn das Hertz deß Lobes voll iſt/ kan der Mund
nicht ſchweigen. Die Seele/ die Gott zu prei-
ſen begierig iſt/ verſchweiget GOttes Lob nicht/
ſondern redet auch davon unter den Leuten. Mit
dem Hertzen gläuben wir zu der Gerechtigkeit/
mit dem Munde bekennen wir zu der Seligkeit.
Rom. 10, 10. Wenn ich Gott preiſe/ ſo preiſe ich
ihn für mich. Wenn ich ihn preiſe mit dem
Munde/ ſo preiſe ich ihn für dem Nechſten.

Zum dritten nehmen wir hie in acht/ wie lan-
ge Gottes Lob währen ſoll. Ich wil den Herrn
loben allezeit/ ſein Lob ſoll im̃erdar in meinem
Munde ſeyn. Siehe/ iſt auch wohl ein Augen-
blick/ darinn uns Gott nicht eine beſondere Gabe
erzeiget: Muß nicht unſer Leben im̃erdar durch
das göttliche Zuſprechen erhaltẽ werden! O daß
wir ſolten ſehen alle Stricke deß böſen Feindes/
und hören alle Rathſchläge unſer Widerwerti-
gen! Was wunders würden wir ſehen an der
Gnaden Gottes/ der ohn unterlaß für uns wa-
chet! Zwar es geht uns zuweilen alſo/ daß wir
meinen es gehe uns übel/ wo wir aber klug ſeyn/
müſſen wir bekennen/ daß es alsdann zum beſten
gehe. Da wir in guten Tagen leicht unſers und
unſers Gottes vergeſſen können/ ſo iſt die Trüb-
ſal eine Erinnerung/ daß wir wieder an unſer
Elend gedencken/ und Troſt und Hülffe bey

Gott
G jv
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0126" n="103"/><fw place="top" type="header">Die andere Betrachtung.</fw><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
wenn das Hertz deß Lobes voll i&#x017F;t/ kan der Mund<lb/>
nicht &#x017F;chweigen. Die Seele/ die Gott zu prei-<lb/>
&#x017F;en begierig i&#x017F;t/ ver&#x017F;chweiget GOttes Lob nicht/<lb/>
&#x017F;ondern redet auch davon unter den Leuten. Mit<lb/>
dem Hertzen gläuben wir zu der Gerechtigkeit/<lb/>
mit dem Munde bekennen wir zu der Seligkeit.<lb/><hi rendition="#aq">Rom.</hi> 10, 10. Wenn ich Gott prei&#x017F;e/ &#x017F;o prei&#x017F;e ich<lb/>
ihn für mich. Wenn ich ihn prei&#x017F;e mit dem<lb/>
Munde/ &#x017F;o prei&#x017F;e ich ihn für dem Nech&#x017F;ten.</p><lb/>
          <p>Zum dritten nehmen wir hie in acht/ wie lan-<lb/>
ge Gottes Lob währen &#x017F;oll. Ich wil den Herrn<lb/>
loben allezeit/ &#x017F;ein Lob &#x017F;oll im&#x0303;erdar in meinem<lb/>
Munde &#x017F;eyn. Siehe/ i&#x017F;t auch wohl ein Augen-<lb/>
blick/ darinn uns Gott nicht eine be&#x017F;ondere Gabe<lb/>
erzeiget: Muß nicht un&#x017F;er Leben im&#x0303;erdar durch<lb/>
das göttliche Zu&#x017F;prechen erhalt&#x1EBD; werden! O daß<lb/>
wir &#x017F;olten &#x017F;ehen alle Stricke deß bö&#x017F;en Feindes/<lb/>
und hören alle Rath&#x017F;chläge un&#x017F;er Widerwerti-<lb/>
gen! Was wunders würden wir &#x017F;ehen an der<lb/>
Gnaden Gottes/ der ohn unterlaß für uns wa-<lb/>
chet! Zwar es geht uns zuweilen al&#x017F;o/ daß wir<lb/>
meinen es gehe uns übel/ wo wir aber klug &#x017F;eyn/<lb/>&#x017F;&#x017F;en wir bekennen/ daß es alsdann zum be&#x017F;ten<lb/>
gehe. Da wir in guten Tagen leicht un&#x017F;ers und<lb/>
un&#x017F;ers Gottes verge&#x017F;&#x017F;en können/ &#x017F;o i&#x017F;t die Trüb-<lb/>
&#x017F;al eine Erinnerung/ daß wir wieder an un&#x017F;er<lb/>
Elend gedencken/ und Tro&#x017F;t und Hülffe bey<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G jv</fw><fw place="bottom" type="catch">Gott</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[103/0126] Die andere Betrachtung. wenn das Hertz deß Lobes voll iſt/ kan der Mund nicht ſchweigen. Die Seele/ die Gott zu prei- ſen begierig iſt/ verſchweiget GOttes Lob nicht/ ſondern redet auch davon unter den Leuten. Mit dem Hertzen gläuben wir zu der Gerechtigkeit/ mit dem Munde bekennen wir zu der Seligkeit. Rom. 10, 10. Wenn ich Gott preiſe/ ſo preiſe ich ihn für mich. Wenn ich ihn preiſe mit dem Munde/ ſo preiſe ich ihn für dem Nechſten. Zum dritten nehmen wir hie in acht/ wie lan- ge Gottes Lob währen ſoll. Ich wil den Herrn loben allezeit/ ſein Lob ſoll im̃erdar in meinem Munde ſeyn. Siehe/ iſt auch wohl ein Augen- blick/ darinn uns Gott nicht eine beſondere Gabe erzeiget: Muß nicht unſer Leben im̃erdar durch das göttliche Zuſprechen erhaltẽ werden! O daß wir ſolten ſehen alle Stricke deß böſen Feindes/ und hören alle Rathſchläge unſer Widerwerti- gen! Was wunders würden wir ſehen an der Gnaden Gottes/ der ohn unterlaß für uns wa- chet! Zwar es geht uns zuweilen alſo/ daß wir meinen es gehe uns übel/ wo wir aber klug ſeyn/ müſſen wir bekennen/ daß es alsdann zum beſten gehe. Da wir in guten Tagen leicht unſers und unſers Gottes vergeſſen können/ ſo iſt die Trüb- ſal eine Erinnerung/ daß wir wieder an unſer Elend gedencken/ und Troſt und Hülffe bey Gott G jv

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/126
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/126>, abgerufen am 25.11.2024.