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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 34. Psalm


seinen Namen erhöhen. So gehöret nun zum
Preise GOttes vor allen Dingen/ daß man den
Namen Gottes kenne. GOtt kan man nicht
erkennen wie er ist/ sondern wie er sich in seinem
Wort und Wercken offenbahret hat; Das ist
sein Name/ der muß mir nicht unbekant seyn/ al-
lermeist muß ich erkennen/ was er an mir gethan
hat/ und wie er an mir seine Macht/ Güte und
Treue bewiesen hat. Hernach gehöret zum
Preiß GOttes/ daß wir ihn und seinen Namen
erhöhen. GOtt an ihm selbstenkan nicht er-
höhet werden. Bey seinem Namen können wir
etwas thun/ daß sein Gerücht groß werde auff
Erden. Welches geschicht/ wenn wir ihn in
seinen Wercken preisen. Wenn ich GOtt in
allen Dingen Ehre gebe/ beydes bey mir selbst
in meinem Hertzen/ und gegen andere mit mei-
nen Lippen/ so heists/ daß wir GOtt erhöhen.
Das geschicht nimmer füglicher/ als wenn wir
uns und all das Unserige gering und zu nichte
machen. Wenn der Mensch viel von ihm
selber hält/ so kan GOtt bey ihm nicht groß seyn.
Wie mehr aber der Mensch an ihm selbst ab-
nimmr/ wie mehr GOtt zunimmt. Darum
meine Seele/ erniedrige dich selbst/ auff daß
GOtt groß werde/ und sprich mit dem Täuffer
Johanne: Er muß wachsen/ ich aber muß

abneh-

über den 34. Pſalm


ſeinen Namen erhöhen. So gehöret nun zum
Preiſe GOttes vor allen Dingen/ daß man den
Namen Gottes kenne. GOtt kan man nicht
erkennen wie er iſt/ ſondern wie er ſich in ſeinem
Wort und Wercken offenbahret hat; Das iſt
ſein Name/ der muß mir nicht unbekant ſeyn/ al-
lermeiſt muß ich erkennen/ was er an mir gethan
hat/ und wie er an mir ſeine Macht/ Güte und
Treue bewieſen hat. Hernach gehöret zum
Preiß GOttes/ daß wir ihn und ſeinen Namen
erhöhen. GOtt an ihm ſelbſtenkan nicht er-
höhet werden. Bey ſeinem Namen können wir
etwas thun/ daß ſein Gerücht groß werde auff
Erden. Welches geſchicht/ wenn wir ihn in
ſeinen Wercken preiſen. Wenn ich GOtt in
allen Dingen Ehre gebe/ beydes bey mir ſelbſt
in meinem Hertzen/ und gegen andere mit mei-
nen Lippen/ ſo heiſts/ daß wir GOtt erhöhen.
Das geſchicht nimmer füglicher/ als wenn wir
uns und all das Unſerige gering und zu nichte
machen. Wenn der Menſch viel von ihm
ſelber hält/ ſo kan GOtt bey ihm nicht groß ſeyn.
Wie mehr aber der Menſch an ihm ſelbſt ab-
nimmr/ wie mehr GOtt zunimmt. Darum
meine Seele/ erniedrige dich ſelbſt/ auff daß
GOtt groß werde/ und ſprich mit dem Täuffer
Johanne: Er muß wachſen/ ich aber muß

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[100/0123] über den 34. Pſalm ſeinen Namen erhöhen. So gehöret nun zum Preiſe GOttes vor allen Dingen/ daß man den Namen Gottes kenne. GOtt kan man nicht erkennen wie er iſt/ ſondern wie er ſich in ſeinem Wort und Wercken offenbahret hat; Das iſt ſein Name/ der muß mir nicht unbekant ſeyn/ al- lermeiſt muß ich erkennen/ was er an mir gethan hat/ und wie er an mir ſeine Macht/ Güte und Treue bewieſen hat. Hernach gehöret zum Preiß GOttes/ daß wir ihn und ſeinen Namen erhöhen. GOtt an ihm ſelbſtenkan nicht er- höhet werden. Bey ſeinem Namen können wir etwas thun/ daß ſein Gerücht groß werde auff Erden. Welches geſchicht/ wenn wir ihn in ſeinen Wercken preiſen. Wenn ich GOtt in allen Dingen Ehre gebe/ beydes bey mir ſelbſt in meinem Hertzen/ und gegen andere mit mei- nen Lippen/ ſo heiſts/ daß wir GOtt erhöhen. Das geſchicht nimmer füglicher/ als wenn wir uns und all das Unſerige gering und zu nichte machen. Wenn der Menſch viel von ihm ſelber hält/ ſo kan GOtt bey ihm nicht groß ſeyn. Wie mehr aber der Menſch an ihm ſelbſt ab- nimmr/ wie mehr GOtt zunimmt. Darum meine Seele/ erniedrige dich ſelbſt/ auff daß GOtt groß werde/ und ſprich mit dem Täuffer Johanne: Er muß wachſen/ ich aber muß abneh-

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/123>, abgerufen am 25.11.2024.