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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die erste Betrachtung.


kommen/ als hätte er unfürsichtiglich gehandelt/
indem er sich zu den Ungläubigen Feinden bege-
ben; Aber wie vor erwehnet/ er hat vermeinet
bey ihnen unerkant zu wohnen. Wenn ein
frommer David unter den gläubigen Israeliten
keinen Raum mehr haben kan/ stehts ihm frey/
unter die ungläubige Philister sich zubegeben
Denn die Erde ist allenthalben deß HErrn/ und
was darinnen ist. Ps. 24. v. 1.

Das aber solte einem fast seltzamer fürkom-
men/ daß David sich so gar sehr unter den Phili-
stern gefürchtet hat/ da er doch GOttes warhaf-
tige Verheissung für sich hatte/ er solte über Is-
rael ein König seyn. Sehen wir auff die Hi-
storie/ finden wir diese Ursach: David nahm die
Rede der Philister zu Hertzen/ er erwog/ was
darauß entstehen könte. Also gehets uns alle-
mahl. Wenn wir allein auff die Gefahr sehen/
und nicht auff GOttes Verheissung/ so fürchten
wir uns. Darum ergieb dich nicht so sehr den
traurigen Gedancken/ und lege nicht allein über/
wie ein Unglück übers ander dich treffen kan/
sondern siehe auch auff GOtt und seine Verheis-
sung/ und bedencke was GOtt kan thun/ und
was er wil thun/ alsdenn wirst du der Furcht de-
sto weniger haben.

Zum andern/ fält hie zu bedencken für der

Rath

Die erſte Betrachtung.


kommen/ als hätte er unfürſichtiglich gehandelt/
indem er ſich zu den Ungläubigen Feinden bege-
ben; Aber wie vor erwehnet/ er hat vermeinet
bey ihnen unerkant zu wohnen. Wenn ein
frommer David unter den gläubigen Iſraeliten
keinen Raum mehr haben kan/ ſtehts ihm frey/
unter die ungläubige Philiſter ſich zubegeben
Deñ die Erde iſt allenthalben deß HErrn/ und
was darinnen iſt. Pſ. 24. v. 1.

Das aber ſolte einem faſt ſeltzamer fürkom-
men/ daß David ſich ſo gar ſehr unter den Phili-
ſtern gefürchtet hat/ da er doch GOttes warhaf-
tige Verheiſſung für ſich hatte/ er ſolte über Iſ-
rael ein König ſeyn. Sehen wir auff die Hi-
ſtorie/ finden wir dieſe Urſach: David nahm die
Rede der Philiſter zu Hertzen/ er erwog/ was
darauß entſtehen könte. Alſo gehets uns alle-
mahl. Wenn wir allein auff die Gefahr ſehen/
und nicht auff GOttes Verheiſſung/ ſo fürchten
wir uns. Darum ergieb dich nicht ſo ſehr den
traurigen Gedancken/ und lege nicht allein über/
wie ein Unglück übers ander dich treffen kan/
ſondern ſiehe auch auff GOtt und ſeine Verheiſ-
ſung/ und bedencke was GOtt kan thun/ und
was er wil thun/ alsdenn wirſt du der Furcht de-
ſto weniger haben.

Zum andern/ fält hie zu bedencken für der

Rath
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[93/0116] Die erſte Betrachtung. kommen/ als hätte er unfürſichtiglich gehandelt/ indem er ſich zu den Ungläubigen Feinden bege- ben; Aber wie vor erwehnet/ er hat vermeinet bey ihnen unerkant zu wohnen. Wenn ein frommer David unter den gläubigen Iſraeliten keinen Raum mehr haben kan/ ſtehts ihm frey/ unter die ungläubige Philiſter ſich zubegeben Deñ die Erde iſt allenthalben deß HErrn/ und was darinnen iſt. Pſ. 24. v. 1. Das aber ſolte einem faſt ſeltzamer fürkom- men/ daß David ſich ſo gar ſehr unter den Phili- ſtern gefürchtet hat/ da er doch GOttes warhaf- tige Verheiſſung für ſich hatte/ er ſolte über Iſ- rael ein König ſeyn. Sehen wir auff die Hi- ſtorie/ finden wir dieſe Urſach: David nahm die Rede der Philiſter zu Hertzen/ er erwog/ was darauß entſtehen könte. Alſo gehets uns alle- mahl. Wenn wir allein auff die Gefahr ſehen/ und nicht auff GOttes Verheiſſung/ ſo fürchten wir uns. Darum ergieb dich nicht ſo ſehr den traurigen Gedancken/ und lege nicht allein über/ wie ein Unglück übers ander dich treffen kan/ ſondern ſiehe auch auff GOtt und ſeine Verheiſ- ſung/ und bedencke was GOtt kan thun/ und was er wil thun/ alsdenn wirſt du der Furcht de- ſto weniger haben. Zum andern/ fält hie zu bedencken für der Rath

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/116>, abgerufen am 24.11.2024.