Lütkemann, Joachim: Joachimi Lütkemanni Der Heiligen Schrifft Doctoris und Superintendentis Generalissimi in Wulffenbüttel Valet-Rede An die Christliche Gemeine zu S. Jacob in Rostock. Wolfenbüttel, 1656.ferige Prediger / der Welt Spott seyn; daß es nicht seltzam ist / wenn man von einem saget / er ist ein Narr. Man höre Paulum an / wie der redet 1. Cor. 4. Ich halte / Gott habe uns 1. Cor. 4, 9. Apostel fur die allergeringsten dargestellet / als dem Tode ubergeben. Denn wir sind ein Schauspiel worden der Welt / und den Engeln / und den Menschen. Wir sind Narren umb Christi willen. Ihr aber seyd klug in Christo / Wir schwach / jhr aber stark / jhr herrlich / wir aber verachtet. Biß auf diese Stund leyden wir Hunger und Durst / und sind nacket / und werden geschlagen / und haben keine gewisse stette / und arbeiten und wircken mit unsern eigen Hönden. Man schilt uns / so segnen wir / man verfolget uns / so dulden wirs / man lästert uns / so flehen wir. Wir sind stets als ein Fluch der Welt / und ein Fegopffer aller Leute. Hiezu muß sich einer gefast machen / und wer dieß nicht ertragen kan / der laß das Priesterthumb nur jmmer fahren. Man siehet ja noch wol / daß an etlichen Orten dem Priesterthumb eine äusserliche Ehr angethan wird / aber wer sihet die heimliche Stich? Woher kompts / daß dieselbe / die es auf reputation legen / oder die jhre Kinder zur reputation wollen auferziehen / sich des Theologischen Studij schämen? Woher kömpts / als aus Verachtung? Bey fremden Religions-Verwandten sihet man zwar wol / daß auch grosse Herren sich in geistlichen Stand begeben / aber da hats ein ander Absehen; Bey uns aber schämen sich die grosse Herren / daß sie solten Theologiam studiren. Nimpt man der geringen Leute Kinder auß / werden wenig Theologi überbleiben. Ihr thut jhm recht lieben Leute / die jhr auff Ehr / Ansehen und Pracht sehet / daß jhr euch dieses Standes eussert / auch eure Kinder nicht dazu ziehet; denn jhr müchtet das hie nicht finden / ferige Prediger / der Welt Spott seyn; daß es nicht seltzam ist / wenn man von einem saget / er ist ein Narr. Man höre Paulum an / wie der redet 1. Cor. 4. Ich halte / Gott habe uns 1. Cor. 4, 9. Apostel fůr die allergeringsten dargestellet / als dem Tode ůbergeben. Denn wir sind ein Schauspiel worden der Welt / und den Engeln / und den Menschen. Wir sind Narren umb Christi willen. Ihr aber seyd klug in Christo / Wir schwach / jhr aber stark / jhr herrlich / wir aber verachtet. Biß auf diese Stund leyden wir Hunger und Durst / und sind nacket / und werden geschlagen / und haben keine gewisse stette / und arbeiten und wircken mit unsern eigen Hönden. Man schilt uns / so segnen wir / man verfolget uns / so dulden wirs / man lästert uns / so flehen wir. Wir sind stets als ein Fluch der Welt / und ein Fegopffer aller Leute. Hiezu muß sich einer gefast machen / und wer dieß nicht ertragen kan / der laß das Priesterthumb nur jmmer fahren. Man siehet ja noch wol / daß an etlichen Orten dem Priesterthumb eine äusserliche Ehr angethan wird / aber wer sihet die heimliche Stich? Woher kompts / daß dieselbe / die es auf reputation legen / oder die jhre Kinder zur reputation wollen auferziehen / sich des Theologischen Studij schämen? Woher kömpts / als aus Verachtung? Bey fremden Religions-Verwandten sihet man zwar wol / daß auch grosse Herren sich in geistlichen Stand begeben / aber da hats ein ander Absehen; Bey uns aber schämen sich die grosse Herren / daß sie solten Theologiam studiren. Nimpt man der geringen Leute Kinder auß / werden wenig Theologi überbleiben. Ihr thut jhm recht lieben Leute / die jhr auff Ehr / Ansehen und Pracht sehet / daß jhr euch dieses Standes eussert / auch eure Kinder nicht dazu ziehet; denn jhr müchtet das hie nicht finden / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0019" n="11"/> ferige Prediger / der Welt Spott seyn; daß es nicht seltzam ist / wenn man von einem saget / er ist ein Narr. Man höre Paulum an / wie der redet 1. Cor. 4. Ich halte / Gott habe uns<note place="right"><hi rendition="#i">1. Cor. 4, 9.</hi></note> Apostel fůr die allergeringsten dargestellet / als dem Tode ůbergeben. Denn wir sind ein Schauspiel worden der Welt / und den Engeln / und den Menschen. Wir sind Narren umb Christi willen. Ihr aber seyd klug in Christo / Wir schwach / jhr aber stark / jhr herrlich / wir aber verachtet. Biß auf diese Stund leyden wir Hunger und Durst / und sind nacket / und werden geschlagen / und haben keine gewisse stette / und arbeiten und wircken mit unsern eigen Hönden. Man schilt uns / so segnen wir / man verfolget uns / so dulden wirs / man lästert uns / so flehen wir. Wir sind stets als ein Fluch der Welt / und ein Fegopffer aller Leute. Hiezu muß sich einer gefast machen / und wer dieß nicht ertragen kan / der laß das Priesterthumb nur jmmer fahren. Man siehet ja noch wol / daß an etlichen Orten dem Priesterthumb eine äusserliche Ehr angethan wird / aber wer sihet die heimliche Stich? Woher kompts / daß dieselbe / die es auf reputation legen / oder die jhre Kinder zur reputation wollen auferziehen / sich des Theologischen Studij schämen? Woher kömpts / als aus Verachtung? Bey fremden Religions-Verwandten sihet man zwar wol / daß auch grosse Herren sich in geistlichen Stand begeben / aber da hats ein ander Absehen; Bey uns aber schämen sich die grosse Herren / daß sie solten Theologiam studiren. Nimpt man der geringen Leute Kinder auß / werden wenig Theologi überbleiben. Ihr thut jhm recht lieben Leute / die jhr auff Ehr / Ansehen und Pracht sehet / daß jhr euch dieses Standes eussert / auch eure Kinder nicht dazu ziehet; denn jhr müchtet das hie nicht finden / </p> </div> </body> </text> </TEI> [11/0019]
ferige Prediger / der Welt Spott seyn; daß es nicht seltzam ist / wenn man von einem saget / er ist ein Narr. Man höre Paulum an / wie der redet 1. Cor. 4. Ich halte / Gott habe uns Apostel fůr die allergeringsten dargestellet / als dem Tode ůbergeben. Denn wir sind ein Schauspiel worden der Welt / und den Engeln / und den Menschen. Wir sind Narren umb Christi willen. Ihr aber seyd klug in Christo / Wir schwach / jhr aber stark / jhr herrlich / wir aber verachtet. Biß auf diese Stund leyden wir Hunger und Durst / und sind nacket / und werden geschlagen / und haben keine gewisse stette / und arbeiten und wircken mit unsern eigen Hönden. Man schilt uns / so segnen wir / man verfolget uns / so dulden wirs / man lästert uns / so flehen wir. Wir sind stets als ein Fluch der Welt / und ein Fegopffer aller Leute. Hiezu muß sich einer gefast machen / und wer dieß nicht ertragen kan / der laß das Priesterthumb nur jmmer fahren. Man siehet ja noch wol / daß an etlichen Orten dem Priesterthumb eine äusserliche Ehr angethan wird / aber wer sihet die heimliche Stich? Woher kompts / daß dieselbe / die es auf reputation legen / oder die jhre Kinder zur reputation wollen auferziehen / sich des Theologischen Studij schämen? Woher kömpts / als aus Verachtung? Bey fremden Religions-Verwandten sihet man zwar wol / daß auch grosse Herren sich in geistlichen Stand begeben / aber da hats ein ander Absehen; Bey uns aber schämen sich die grosse Herren / daß sie solten Theologiam studiren. Nimpt man der geringen Leute Kinder auß / werden wenig Theologi überbleiben. Ihr thut jhm recht lieben Leute / die jhr auff Ehr / Ansehen und Pracht sehet / daß jhr euch dieses Standes eussert / auch eure Kinder nicht dazu ziehet; denn jhr müchtet das hie nicht finden /
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Joachimi Lütkemanni Der Heiligen Schrifft Doctoris und Superintendentis Generalissimi in Wulffenbüttel Valet-Rede An die Christliche Gemeine zu S. Jacob in Rostock. Wolfenbüttel, 1656, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_valetrede_1656/19>, abgerufen am 16.07.2024. |