Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Von dem Leben im Glauben Jesu Christi : Ein Leich-Sermon Bey der Christlichen Leichbegängnüs Des ... Herrn Henrici Brockes Patricii Lubecensis ... Rostock, 1644.

Bild:
<< vorherige Seite

grundliches wissen / dieselbe können auch keinen wahren gründlichen Trost haben. Der berümbte Cie. l. 5. ep. fam. 16.Orator Cicero hat seine Kunst zu trösten bewiesen an einen seiner guten freunde Titiun, der sehr bekümmert war vmb den Todt seiner Kinder / vnd bringet folgende Gründe auff die Bahn: 1. Wir seynd Menschen / mit dem beding gebohren / daß wir allerley Vnglück über vns sollen ergehen lassen. Darumb soll ein Mensch sich nicht wegern / dasselbe zu tragen / was Menschliche Art vnd Nohtwendigkeit mit sich bringet. 2. Es seyn offt auff Erden elende zeiten / darin man nicht grosse Frewde habe. 3. So sey dagegen im Tode nichts böses. Denn dafern die seele noch überbleibet / so sey der Todt nit ein Todt / sondern eine Vnsterbligkeit zu nennen. So aber die Seele verlohren ist vnd vergehet / so kan sie auch kein Elend mehr empfinden 4. So sey keine Trawrigkeit so groß / die nicht durch Langweiligkeit geringert werde. Da gebühr es denn einem weysen Manne mit raht der Langwirigkeit vorzukommen / vnd die Trawrigkeit mit standhafftigen Gemühte auffzuheben / die doch durch lange Zeit endlich würde auffgehoben werden.

Aber was bringts einem Dieb für Trost / so er bedenckt / er muß hencken? Haben wir auff Erden offt elende Zeit / haben wir doch auch manchen guten

grundliches wissen / dieselbe können auch keinen wahren gründlichen Trost haben. Der berümbte Cie. l. 5. ep. fam. 16.Orator Cicero hat seine Kunst zu tröstẽ bewiesen an einẽ seiner guten freunde Titiũ, der sehr bekümmert war vmb den Todt seiner Kinder / vñ bringet folgende Gründe auff die Bahn: 1. Wir seynd Mẽschen / mit dem beding gebohren / daß wir allerley Vnglück über vns sollen ergehen lassen. Darumb soll ein Mensch sich nicht wegern / dasselbe zu tragen / was Menschliche Art vñ Nohtwendigkeit mit sich bringet. 2. Es seyn offt auff Erden elende zeitẽ / darin man nicht grosse Frewde habe. 3. So sey dagegen im Tode nichts böses. Denn dafern die seele noch überbleibet / so sey der Todt nit ein Todt / sondern eine Vnsterbligkeit zu nennen. So aber die Seele verlohren ist vnd vergehet / so kan sie auch kein Elend mehr empfinden 4. So sey keine Trawrigkeit so groß / die nicht durch Langweiligkeit geringert werde. Da gebühr es denn einem weysen Mañe mit raht der Langwirigkeit vorzukommen / vnd die Trawrigkeit mit standhafftigen Gemühte auffzuheben / die doch durch lange Zeit endlich würde auffgehoben werden.

Aber was bringts einem Dieb für Trost / so er bedenckt / er muß hencken? Haben wir auff Erden offt elende Zeit / habẽ wir doch auch manchen gutẽ

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0006"/>
grundliches                      wissen / dieselbe können auch keinen wahren gründlichen Trost haben. Der                      berümbte <note place="left"><hi rendition="#i">Cie. l. 5. ep. fam.                              16.</hi></note>Orator Cicero hat seine Kunst zu tröste&#x0303;                      bewiesen an eine&#x0303; seiner guten freunde Titiu&#x0303;, der                      sehr bekümmert war vmb den Todt seiner Kinder / vn&#x0303; bringet                      folgende Gründe auff die Bahn: 1. Wir seynd Me&#x0303;schen / mit dem                      beding gebohren / daß wir allerley Vnglück über vns sollen ergehen lassen.                      Darumb soll ein Mensch sich nicht wegern / dasselbe zu tragen / was Menschliche                      Art vn&#x0303; Nohtwendigkeit mit sich bringet. 2. Es seyn offt auff                      Erden elende zeite&#x0303; / darin man nicht grosse Frewde habe. 3. So                      sey dagegen im Tode nichts böses. Denn dafern die seele noch überbleibet / so                      sey der Todt nit ein Todt / sondern eine Vnsterbligkeit zu nennen. So aber die                      Seele verlohren ist vnd vergehet / so kan sie auch kein Elend mehr empfinden 4.                      So sey keine Trawrigkeit so groß / die nicht durch Langweiligkeit geringert                      werde. Da gebühr es denn einem weysen Man&#x0303;e mit raht der                      Langwirigkeit vorzukommen / vnd die Trawrigkeit mit standhafftigen Gemühte                      auffzuheben / die doch durch lange Zeit endlich würde auffgehoben werden.</p>
        <p>Aber was bringts einem Dieb für Trost / so er bedenckt / er muß hencken? Haben                      wir auff Erden offt elende Zeit / habe&#x0303; wir doch auch manchen                          gute&#x0303;
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0006] grundliches wissen / dieselbe können auch keinen wahren gründlichen Trost haben. Der berümbte Orator Cicero hat seine Kunst zu tröstẽ bewiesen an einẽ seiner guten freunde Titiũ, der sehr bekümmert war vmb den Todt seiner Kinder / vñ bringet folgende Gründe auff die Bahn: 1. Wir seynd Mẽschen / mit dem beding gebohren / daß wir allerley Vnglück über vns sollen ergehen lassen. Darumb soll ein Mensch sich nicht wegern / dasselbe zu tragen / was Menschliche Art vñ Nohtwendigkeit mit sich bringet. 2. Es seyn offt auff Erden elende zeitẽ / darin man nicht grosse Frewde habe. 3. So sey dagegen im Tode nichts böses. Denn dafern die seele noch überbleibet / so sey der Todt nit ein Todt / sondern eine Vnsterbligkeit zu nennen. So aber die Seele verlohren ist vnd vergehet / so kan sie auch kein Elend mehr empfinden 4. So sey keine Trawrigkeit so groß / die nicht durch Langweiligkeit geringert werde. Da gebühr es denn einem weysen Mañe mit raht der Langwirigkeit vorzukommen / vnd die Trawrigkeit mit standhafftigen Gemühte auffzuheben / die doch durch lange Zeit endlich würde auffgehoben werden. Cie. l. 5. ep. fam. 16. Aber was bringts einem Dieb für Trost / so er bedenckt / er muß hencken? Haben wir auff Erden offt elende Zeit / habẽ wir doch auch manchen gutẽ

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_leichsermon_1644
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_leichsermon_1644/6
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Von dem Leben im Glauben Jesu Christi : Ein Leich-Sermon Bey der Christlichen Leichbegängnüs Des ... Herrn Henrici Brockes Patricii Lubecensis ... Rostock, 1644, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_leichsermon_1644/6>, abgerufen am 24.11.2024.