Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.könnet nicht zugleich Gott vnd dem Mammon dienen. Ein Weltmensch gebe nur acht drauff / so bald er bettet / vnd merck / wie frey seine Seele sey / wie fein sie sich zu GOtt erheben könne / ob nicht die Lust der Welt dem Hertzen wehre / GOtt in Andacht zuergreiffen, ob sie nicht dasselbige gefangen halte / alle Gedancken den weltlichen Händeln zu überlassen. Das kan Lust vnd Sorge der Welt thun. Vollerey vnd Trunckenheit wird dem Gemüth auch nicht grosse Kräffte zum Gebette lassen. Betten ist keine schlechte Kunst / es ist die schwerste Arbeit / erfordert alle Kräffte vnd Gedancken. Bey den Schwelgern aber ist die Vernunfft vergraben / daß sie keines Dinges können achten. Im Vollauff mag der Mund wol plaudern / aber da ist kein Hertz / kein Eiffer / keine Andacht. Darumb hütet euch / daß ewer Hertz nicht beschweret werde / mit Fressen vnd Sauffen / vnnd mit Sorgen der Nahrung. Hingegen seyt mässig vnd nüchtern zum Gebett. Nüchter keit ist entgegen gesetzet der Trunckenheit; Mässigkeit erstreckt sich weiter / vnnd gehet auff alles vnordenliches vbermässiges Wesen im gantzen Leben / in Weltlüsten vnd allen Sünden. Wollen wir nun zum Gebett geschickt seyn / so müssen wir vns mässigen in aller Lust vnd Gebrauch der Welt / vnnd vns nicht vberladen mit vbermässigem Essen vnnd Vollerey. Wann Vppigkeit vnnd Vollerey kein gemein Ding were / solte es einen Wunder nehmen / daß beym Christenthumb einer köndte so frech vnd sicher seyn / vnd nur auff deß Fleisches Lust gedencken. Da ist Anfechtung vnd Noth; da ist Teuffel / Welt vnd Fleisch; das will alles an vns / vnnd seynd wir kein Augenblick deß Endes sicher; da hätten wir ja wol was anders zu thun / als im Sause leben / vnnd gut Gemach in der Welt suchen. Aber vnsere Christen seynd sicher worden / vnd bekümmern sich vmb die Welt / könnet nicht zugleich Gott vnd dem Mammon dienen. Ein Weltmensch gebe nur acht drauff / so bald er bettet / vnd merck / wie frey seine Seele sey / wie fein sie sich zu GOtt erheben könne / ob nicht die Lust der Welt dem Hertzen wehre / GOtt in Andacht zuergreiffen, ob sie nicht dasselbige gefangen halte / alle Gedancken den weltlichen Händeln zu überlassen. Das kan Lust vnd Sorge der Welt thun. Vollerey vnd Trunckenheit wird dem Gemüth auch nicht grosse Kräffte zum Gebette lassen. Betten ist keine schlechte Kunst / es ist die schwerste Arbeit / erfordert alle Kräffte vnd Gedancken. Bey den Schwelgern aber ist die Vernunfft vergraben / daß sie keines Dinges können achten. Im Vollauff mag der Mund wol plaudern / aber da ist kein Hertz / kein Eiffer / keine Andacht. Darumb hütet euch / daß ewer Hertz nicht beschweret werde / mit Fressen vnd Sauffen / vnnd mit Sorgen der Nahrung. Hingegen seyt mässig vnd nüchtern zum Gebett. Nüchter keit ist entgegen gesetzet der Trunckenheit; Mässigkeit erstreckt sich weiter / vnnd gehet auff alles vnordenliches vbermässiges Wesen im gantzen Leben / in Weltlüsten vnd allen Sünden. Wollen wir nun zum Gebett geschickt seyn / so müssen wir vns mässigen in aller Lust vnd Gebrauch der Welt / vnnd vns nicht vberladen mit vbermässigem Essen vnnd Vollerey. Wann Vppigkeit vnnd Vollerey kein gemein Ding were / solte es einen Wunder nehmen / daß beym Christenthumb einer köndte so frech vnd sicher seyn / vnd nur auff deß Fleisches Lust gedencken. Da ist Anfechtung vnd Noth; da ist Teuffel / Welt vnd Fleisch; das will alles an vns / vnnd seynd wir kein Augenblick deß Endes sicher; da hätten wir ja wol was anders zu thun / als im Sause leben / vnnd gut Gemach in der Welt suchen. Aber vnsere Christen seynd sicher worden / vnd bekümmern sich vmb die Welt / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0811" n="791"/> könnet nicht zugleich Gott vnd dem Mammon dienen. Ein Weltmensch gebe nur acht drauff / so bald er bettet / vnd merck / wie frey seine Seele sey / wie fein sie sich zu GOtt erheben könne / ob nicht die Lust der Welt dem Hertzen wehre / GOtt in Andacht zuergreiffen, ob sie nicht dasselbige gefangen halte / alle Gedancken den weltlichen Händeln zu überlassen. Das kan Lust vnd Sorge der Welt thun. Vollerey vnd Trunckenheit wird dem Gemüth auch nicht grosse Kräffte zum Gebette lassen. Betten ist keine schlechte Kunst / es ist die schwerste Arbeit / erfordert alle Kräffte vnd Gedancken. Bey den Schwelgern aber ist die Vernunfft vergraben / daß sie keines Dinges können achten. Im Vollauff mag der Mund wol plaudern / aber da ist kein Hertz / kein Eiffer / keine Andacht. Darumb hütet euch / daß ewer Hertz nicht beschweret werde / mit Fressen vnd Sauffen / vnnd mit Sorgen der Nahrung. Hingegen seyt mässig vnd nüchtern zum Gebett. Nüchter keit ist entgegen gesetzet der Trunckenheit; Mässigkeit erstreckt sich weiter / vnnd gehet auff alles vnordenliches vbermässiges Wesen im gantzen Leben / in Weltlüsten vnd allen Sünden. Wollen wir nun zum Gebett geschickt seyn / so müssen wir vns mässigen in aller Lust vnd Gebrauch der Welt / vnnd vns nicht vberladen mit vbermässigem Essen vnnd Vollerey.</p> <p>Wann Vppigkeit vnnd Vollerey kein gemein Ding were / solte es einen Wunder nehmen / daß beym Christenthumb einer köndte so frech vnd sicher seyn / vnd nur auff deß Fleisches Lust gedencken. Da ist Anfechtung vnd Noth; da ist Teuffel / Welt vnd Fleisch; das will alles an vns / vnnd seynd wir kein Augenblick deß Endes sicher; da hätten wir ja wol was anders zu thun / als im Sause leben / vnnd gut Gemach in der Welt suchen. Aber vnsere Christen seynd sicher worden / vnd bekümmern sich vmb die Welt / </p> </div> </body> </text> </TEI> [791/0811]
könnet nicht zugleich Gott vnd dem Mammon dienen. Ein Weltmensch gebe nur acht drauff / so bald er bettet / vnd merck / wie frey seine Seele sey / wie fein sie sich zu GOtt erheben könne / ob nicht die Lust der Welt dem Hertzen wehre / GOtt in Andacht zuergreiffen, ob sie nicht dasselbige gefangen halte / alle Gedancken den weltlichen Händeln zu überlassen. Das kan Lust vnd Sorge der Welt thun. Vollerey vnd Trunckenheit wird dem Gemüth auch nicht grosse Kräffte zum Gebette lassen. Betten ist keine schlechte Kunst / es ist die schwerste Arbeit / erfordert alle Kräffte vnd Gedancken. Bey den Schwelgern aber ist die Vernunfft vergraben / daß sie keines Dinges können achten. Im Vollauff mag der Mund wol plaudern / aber da ist kein Hertz / kein Eiffer / keine Andacht. Darumb hütet euch / daß ewer Hertz nicht beschweret werde / mit Fressen vnd Sauffen / vnnd mit Sorgen der Nahrung. Hingegen seyt mässig vnd nüchtern zum Gebett. Nüchter keit ist entgegen gesetzet der Trunckenheit; Mässigkeit erstreckt sich weiter / vnnd gehet auff alles vnordenliches vbermässiges Wesen im gantzen Leben / in Weltlüsten vnd allen Sünden. Wollen wir nun zum Gebett geschickt seyn / so müssen wir vns mässigen in aller Lust vnd Gebrauch der Welt / vnnd vns nicht vberladen mit vbermässigem Essen vnnd Vollerey.
Wann Vppigkeit vnnd Vollerey kein gemein Ding were / solte es einen Wunder nehmen / daß beym Christenthumb einer köndte so frech vnd sicher seyn / vnd nur auff deß Fleisches Lust gedencken. Da ist Anfechtung vnd Noth; da ist Teuffel / Welt vnd Fleisch; das will alles an vns / vnnd seynd wir kein Augenblick deß Endes sicher; da hätten wir ja wol was anders zu thun / als im Sause leben / vnnd gut Gemach in der Welt suchen. Aber vnsere Christen seynd sicher worden / vnd bekümmern sich vmb die Welt /
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/811 |
Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 791. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/811>, abgerufen am 23.07.2024. |