Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.gen / sondern nachgeben vnd weichen / vmb Liebes vnd Friedes willen. Dazu gehöret erstlich / daß wir niemand verdrießlich seyn /Lenitatis requisita. niemand beleidigen / sondern wolthätig seyn / vnd jederman willfertig. 2. Daß wir vns in anderer Leute weise schicken / vnd anderer Leute weise vns gefallen lassen / als wann vns alle Ding gleich vnd eben wäre / es sind mancherley Köpffe in der Welt / mit welchen wir müssen vmbgehen / einer ist zorniges Gemüths / der ander ist mißgönstig / einer ist ehrgeitzig / kan nicht wol vertragen / wenn andere jhme vorgezogen werden / ein ander ist gierig nach dem Gelde / vnd sihet sehr auff seinen Nutzen / einer ist argwöhnisch / wunderlich / vnd will alles gerne wissen / ein ander ist träge vnd nachlässig / das seynd alle natürliche Gebrechen / welche durch keine weltliche Gesetze gestrafft werden / wenn da durch Gelindigkeit einer den andern nicht ertragen will / so entspringet Haß vnd Wiederwertigkeit / es heisst aber / Deß Freundes weise soll man wissen / aber den Freund nicht hassen. 3. So einer einen Irrthumb begehet / in Sünde fället / vns oder andere beleidiget / so machet die Lindigkeit / daß wir viel zu gute halten / viel dulden / viel zudecken / so viel Warheit vnd Gerechtigkeit zugibet / daß wir auch mit freundlicher Vermahnung / so viel an vns ist / jhn heilen vnd wieder zu rechte bringen / denn sie machet daß wir alles auß Liebe thuen / auch wenn wir straffen / ist denn etwas begangen / das zweiffelhafftig ist / obs gut oder böse gethan / sollen wirs nicht fort zum ärgsten außdeuten / ist vnversehens ein Fehler begangen / sollen wirs nicht gehässig jhm vorwerffen / oder hoch auffmutzen / ist die Sünde verborgen / müssen wir sie nicht fort außtragen / vnserm Nechsten eine Schande anzuhängen. 4. Lauffet etwas für / darüber wir mit einem in Vneinigkeit kommen / so macht die Lindigkeit / daß wir nicht stracks an vnserm Rechte kleben bleiben / sondern daß wir viel mehr weichen vmb Liebs willen. gen / sondern nachgeben vnd weichen / vmb Liebes vnd Friedes willen. Dazu gehöret erstlich / daß wir niemand verdrießlich seyn /Lenitatis requisita. niemand beleidigen / sondern wolthätig seyn / vnd jederman willfertig. 2. Daß wir vns in anderer Leute weise schicken / vnd anderer Leute weise vns gefallen lassen / als wann vns alle Ding gleich vnd eben wäre / es sind mancherley Köpffe in der Welt / mit welchen wir müssen vmbgehen / einer ist zorniges Gemüths / der ander ist mißgönstig / einer ist ehrgeitzig / kan nicht wol vertragen / wenn andere jhme vorgezogen werden / ein ander ist gierig nach dem Gelde / vnd sihet sehr auff seinen Nutzen / einer ist argwöhnisch / wunderlich / vnd will alles gerne wissen / ein ander ist träge vnd nachlässig / das seynd alle natürliche Gebrechen / welche durch keine weltliche Gesetze gestrafft werden / wenn da durch Gelindigkeit einer den andern nicht ertragen will / so entspringet Haß vnd Wiederwertigkeit / es heisst aber / Deß Freundes weise soll man wissen / aber den Freund nicht hassen. 3. So einer einen Irrthumb begehet / in Sünde fället / vns oder andere beleidiget / so machet die Lindigkeit / daß wir viel zu gute halten / viel dulden / viel zudecken / so viel Warheit vnd Gerechtigkeit zugibet / daß wir auch mit freundlicher Vermahnung / so viel an vns ist / jhn heilen vnd wieder zu rechte bringen / denn sie machet daß wir alles auß Liebe thuen / auch wenn wir straffen / ist denn etwas begangen / das zweiffelhafftig ist / obs gut oder böse gethan / sollen wirs nicht fort zum ärgsten außdeuten / ist vnversehens ein Fehler begangen / sollen wirs nicht gehässig jhm vorwerffen / oder hoch auffmutzen / ist die Sünde verborgen / müssen wir sie nicht fort außtragen / vnserm Nechsten eine Schande anzuhängen. 4. 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So einer einen Irrthumb begehet / in Sünde fället / vns oder andere beleidiget / so machet die Lindigkeit / daß wir viel zu gute halten / viel dulden / viel zudecken / so viel Warheit vnd Gerechtigkeit zugibet / daß wir auch mit freundlicher Vermahnung / so viel an vns ist / jhn heilen vnd wieder zu rechte bringen / denn sie machet daß wir alles auß Liebe thuen / auch wenn wir straffen / ist denn etwas begangen / das zweiffelhafftig ist / obs gut oder böse gethan / sollen wirs nicht fort zum ärgsten außdeuten / ist vnversehens ein Fehler begangen / sollen wirs nicht gehässig jhm vorwerffen / oder hoch auffmutzen / ist die Sünde verborgen / müssen wir sie nicht fort außtragen / vnserm Nechsten eine Schande anzuhängen.</p> <p>4. Lauffet etwas für / darüber wir mit einem in Vneinigkeit kommen / so macht die Lindigkeit / daß wir nicht stracks an vnserm Rechte kleben bleiben / sondern daß wir viel mehr weichen vmb Liebs willen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [57/0077]
gen / sondern nachgeben vnd weichen / vmb Liebes vnd Friedes willen.
Dazu gehöret erstlich / daß wir niemand verdrießlich seyn / niemand beleidigen / sondern wolthätig seyn / vnd jederman willfertig.
Lenitatis requisita. 2. Daß wir vns in anderer Leute weise schicken / vnd anderer Leute weise vns gefallen lassen / als wann vns alle Ding gleich vnd eben wäre / es sind mancherley Köpffe in der Welt / mit welchen wir müssen vmbgehen / einer ist zorniges Gemüths / der ander ist mißgönstig / einer ist ehrgeitzig / kan nicht wol vertragen / wenn andere jhme vorgezogen werden / ein ander ist gierig nach dem Gelde / vnd sihet sehr auff seinen Nutzen / einer ist argwöhnisch / wunderlich / vnd will alles gerne wissen / ein ander ist träge vnd nachlässig / das seynd alle natürliche Gebrechen / welche durch keine weltliche Gesetze gestrafft werden / wenn da durch Gelindigkeit einer den andern nicht ertragen will / so entspringet Haß vnd Wiederwertigkeit / es heisst aber / Deß Freundes weise soll man wissen / aber den Freund nicht hassen.
3. So einer einen Irrthumb begehet / in Sünde fället / vns oder andere beleidiget / so machet die Lindigkeit / daß wir viel zu gute halten / viel dulden / viel zudecken / so viel Warheit vnd Gerechtigkeit zugibet / daß wir auch mit freundlicher Vermahnung / so viel an vns ist / jhn heilen vnd wieder zu rechte bringen / denn sie machet daß wir alles auß Liebe thuen / auch wenn wir straffen / ist denn etwas begangen / das zweiffelhafftig ist / obs gut oder böse gethan / sollen wirs nicht fort zum ärgsten außdeuten / ist vnversehens ein Fehler begangen / sollen wirs nicht gehässig jhm vorwerffen / oder hoch auffmutzen / ist die Sünde verborgen / müssen wir sie nicht fort außtragen / vnserm Nechsten eine Schande anzuhängen.
4. Lauffet etwas für / darüber wir mit einem in Vneinigkeit kommen / so macht die Lindigkeit / daß wir nicht stracks an vnserm Rechte kleben bleiben / sondern daß wir viel mehr weichen vmb Liebs willen.
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/77>, abgerufen am 03.07.2024. |