Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.lichen Lüsten / fliehet dieselbige. Es ist nicht genug / denselben nicht nachgehen; dann wan schon ein Christ denselben nicht nachgehet / stehen sie doch in jhm auff / auch ohn seinen Willen. Wie offt schleichen bey vns ein vnzüchtige / oder grimmige zornige Gedancken / wenn wir schon mit vnserm Willen dieselbige nicht eingeladen? Was soll man dann da thun? Enthalte dich / vnd zwinge dein Gemüth / nicht den fleischlichen Bewegungen zu folgen. So bald ein Christ die sündliche Bewegungen bey jm fühlet / muß er sich denselben entgegen setzen / seinen Dienst jhnen versagen / vnd sich ja hüten / daß er denselbigen sündlichen Gedancken nicht zu viel Raum gebe; er muß sich derselbigen Gedancken entschlagen / vnd jhnen nicht lange die Herberg in seiner Seelen vergönnen. Darinnen versahe sich der gute David / da er eines schönen Weibs ansichtig ward. Darinnen versahe sich Cain / da sein Bruder Abel in grössern Gnaden bey GOtt war als er. Hätte er den mißgünstigen / feindseligen Gedancken bald gewöhret im Anfang / were er kein Brudermörder geworden. Der Gottselige Joseph traffs recht. Wann jhm seines Herrn Frawe zugesprochen / vnd vnzimliche Dinge angetragen / wird sein Fleisch zweiffels ohn nicht geschwiegen haben; aber er enthielte sich / vnnd sprach: Das sey ferne von mir. Er hält sich auch nicht lang bey vnzüchtigem Gespräch auff / sondern fliehet davon. Es ist auch kein Zweiffel / es würde jhn verdrossen haben / wann er hätte wollen an den Frevel seiner Brüder gedencken / vnnd an die Angst seiner Seelen / darinnen sie muthwillig jhn gebracht hatten. Aber er enthält sich von rachgierigen Gedancken / vnd sihet alles was geschehen ist an / als ein Werck vom HERREN / der gedacht etwas herrliches auß Joseph zu machen. Also machts auch jhr / die jhr Frembdlinge seyt in dieser Welt / enthaltet euch von fleischlichen Lüsten / erstlich / eben darumb / weil ihr Frembdlinge vnnd Pilger seyt. Vnser Schatz / Reichthumb vnd Ehre ist nicht in dieser Welt / vnser Vatterland vnnd vnser lichen Lüsten / fliehet dieselbige. Es ist nicht genug / denselben nicht nachgehen; dann wan schon ein Christ denselben nicht nachgehet / stehen sie doch in jhm auff / auch ohn seinen Willen. Wie offt schleichen bey vns ein vnzüchtige / oder grimmige zornige Gedancken / wenn wir schon mit vnserm Willen dieselbige nicht eingeladen? Was soll man dann da thun? Enthalte dich / vnd zwinge dein Gemüth / nicht den fleischlichen Bewegungen zu folgen. So bald ein Christ die sündliche Bewegungen bey jm fühlet / muß er sich denselben entgegen setzen / seinen Dienst jhnen versagen / vnd sich ja hüten / daß er denselbigen sündlichen Gedancken nicht zu viel Raum gebe; er muß sich derselbigen Gedancken entschlagen / vnd jhnen nicht lange die Herberg in seiner Seelen vergönnen. Darinnen versahe sich der gute David / da er eines schönen Weibs ansichtig ward. Darinnen versahe sich Cain / da sein Bruder Abel in grössern Gnaden bey GOtt war als er. Hätte er den mißgünstigen / feindseligen Gedancken bald gewöhret im Anfang / were er kein Brudermörder geworden. Der Gottselige Joseph traffs recht. Wann jhm seines Herrn Frawe zugesprochen / vnd vnzimliche Dinge angetragen / wird sein Fleisch zweiffels ohn nicht geschwiegen haben; aber er enthielte sich / vnnd sprach: Das sey ferne von mir. Er hält sich auch nicht lang bey vnzüchtigem Gespräch auff / sondern fliehet davon. Es ist auch kein Zweiffel / es würde jhn verdrossen haben / wann er hätte wollen an den Frevel seiner Brüder gedencken / vnnd an die Angst seiner Seelen / darinnen sie muthwillig jhn gebracht hatten. Aber er enthält sich von rachgierigen Gedancken / vñ sihet alles was geschehen ist an / als ein Werck vom HERREN / der gedacht etwas herrliches auß Joseph zu machen. Also machts auch jhr / die jhr Frembdlinge seyt in dieser Welt / enthaltet euch von fleischlichen Lüsten / erstlich / eben darumb / weil ihr Frembdlinge vnnd Pilger seyt. Vnser Schatz / Reichthumb vnd Ehre ist nicht in dieser Welt / vnser Vatterland vnnd vnser <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0733" n="713"/> lichen Lüsten / fliehet dieselbige. Es ist nicht genug / denselben nicht nachgehen; dann wan schon ein Christ denselben nicht nachgehet / stehen sie doch in jhm auff / auch ohn seinen Willen. Wie offt schleichen bey vns ein vnzüchtige / oder grimmige zornige Gedancken / wenn wir schon mit vnserm Willen dieselbige nicht eingeladen? Was soll man dann da thun? Enthalte dich / vnd zwinge dein Gemüth / nicht den fleischlichen Bewegungen zu folgen. So bald ein Christ die sündliche Bewegungen bey jm fühlet / muß er sich denselben entgegen setzen / seinen Dienst jhnen versagen / vnd sich ja hüten / daß er denselbigen sündlichen Gedancken nicht zu viel Raum gebe; er muß sich derselbigen Gedancken entschlagen / vnd jhnen nicht lange die Herberg in seiner Seelen vergönnen. Darinnen versahe sich der gute David / da er eines schönen Weibs ansichtig ward. Darinnen versahe sich Cain / da sein Bruder Abel in grössern Gnaden bey GOtt war als er. Hätte er den mißgünstigen / feindseligen Gedancken bald gewöhret im Anfang / were er kein Brudermörder geworden. Der Gottselige Joseph traffs recht. Wann jhm seines Herrn Frawe zugesprochen / vnd vnzimliche Dinge angetragen / wird sein Fleisch zweiffels ohn nicht geschwiegen haben; aber er enthielte sich / vnnd sprach: Das sey ferne von mir. Er hält sich auch nicht lang bey vnzüchtigem Gespräch auff / sondern fliehet davon. Es ist auch kein Zweiffel / es würde jhn verdrossen haben / wann er hätte wollen an den Frevel seiner Brüder gedencken / vnnd an die Angst seiner Seelen / darinnen sie muthwillig jhn gebracht hatten. Aber er enthält sich von rachgierigen Gedancken / vñ sihet alles was geschehen ist an / als ein Werck vom HERREN / der gedacht etwas herrliches auß Joseph zu machen.</p> <p>Also machts auch jhr / die jhr Frembdlinge seyt in dieser Welt / enthaltet euch von fleischlichen Lüsten / erstlich / eben darumb / weil ihr Frembdlinge vnnd Pilger seyt. Vnser Schatz / Reichthumb vnd Ehre ist nicht in dieser Welt / vnser Vatterland vnnd vnser </p> </div> </body> </text> </TEI> [713/0733]
lichen Lüsten / fliehet dieselbige. Es ist nicht genug / denselben nicht nachgehen; dann wan schon ein Christ denselben nicht nachgehet / stehen sie doch in jhm auff / auch ohn seinen Willen. Wie offt schleichen bey vns ein vnzüchtige / oder grimmige zornige Gedancken / wenn wir schon mit vnserm Willen dieselbige nicht eingeladen? Was soll man dann da thun? Enthalte dich / vnd zwinge dein Gemüth / nicht den fleischlichen Bewegungen zu folgen. So bald ein Christ die sündliche Bewegungen bey jm fühlet / muß er sich denselben entgegen setzen / seinen Dienst jhnen versagen / vnd sich ja hüten / daß er denselbigen sündlichen Gedancken nicht zu viel Raum gebe; er muß sich derselbigen Gedancken entschlagen / vnd jhnen nicht lange die Herberg in seiner Seelen vergönnen. Darinnen versahe sich der gute David / da er eines schönen Weibs ansichtig ward. Darinnen versahe sich Cain / da sein Bruder Abel in grössern Gnaden bey GOtt war als er. Hätte er den mißgünstigen / feindseligen Gedancken bald gewöhret im Anfang / were er kein Brudermörder geworden. Der Gottselige Joseph traffs recht. Wann jhm seines Herrn Frawe zugesprochen / vnd vnzimliche Dinge angetragen / wird sein Fleisch zweiffels ohn nicht geschwiegen haben; aber er enthielte sich / vnnd sprach: Das sey ferne von mir. Er hält sich auch nicht lang bey vnzüchtigem Gespräch auff / sondern fliehet davon. Es ist auch kein Zweiffel / es würde jhn verdrossen haben / wann er hätte wollen an den Frevel seiner Brüder gedencken / vnnd an die Angst seiner Seelen / darinnen sie muthwillig jhn gebracht hatten. Aber er enthält sich von rachgierigen Gedancken / vñ sihet alles was geschehen ist an / als ein Werck vom HERREN / der gedacht etwas herrliches auß Joseph zu machen.
Also machts auch jhr / die jhr Frembdlinge seyt in dieser Welt / enthaltet euch von fleischlichen Lüsten / erstlich / eben darumb / weil ihr Frembdlinge vnnd Pilger seyt. Vnser Schatz / Reichthumb vnd Ehre ist nicht in dieser Welt / vnser Vatterland vnnd vnser
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 713. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/733>, abgerufen am 28.07.2024. |