Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

Dann es möchte einer gedencken: vorhin ist gelehret / daß auch die allergrösseste Sünden gegen dem Verdienst Christi nichts zu rechnen seyn; daß man in denselben nicht verzagen soll / sondern sich nur bloß auff das Verdienste Christi verlassen. Jetzo aber werden solche Wort geredet / dadurch man leicht in Verzagung gerathen möchte. Ja freylich / wer zu Christo sich nahet / vnnd sich einen Christen nennet / mit dieser Meynung / daß er wolle bleiben derselbige Sünder / welcher er vor gewesen ist / dem ist es besser daß er verzage / als daß er sich tröste: Vnd ist kein Wunder / denn da ist das Wort deß Heyls noch nicht auffgenommen. Befindestu aber daß dein Gewissen auffwachet / vnnd fängest an zu spüren eine Ruhe vber dein sündliches Leben / alsdenn ist es Zeit daß du dich auff richtest mit dem Worte dieses Heyls. Da kompt dann niemand zu spat / der Brunn deß Heyls steht jmmerdar offen. Aber hüte dich / daß nicht ein Belial Stuck dahinden sey / es ist gefährlich auff credit hie mit GOtt zu handeln. Dann wo hastu die Verheissung / daß das Wort des Heyls / so dir heut angetragen wird / auch morgen dich wieder besuchen werde? An Exempeln mangelt es nicht. So nemt nun das Wort dieses Heils also auff / daß jhr ableget alles was demselben zuwieder ist.

Was anlanget das frembde Gut / als da seynd die Güter der Welt / Ehr / Gewalt / Reichthumb / so ist das best / daß dargegen ein Christliches Hertz also geschicket sey / daß er bereyt sey nach dem Willen GOttes es zu empfangen vnd zubesitzen / vnnd auch gern vnd williglich zuentperen. Das erste Gut ist das wahre Gut / das ist das Wort des Heyls / dahin sollen alle vnsere Begierde gerichtet seyn.

So nemet nun auff das Wort deß Heyls / von dem gecreutzigten vnd aufferstandenen Christo mit ewerm Verstandt vnnd Gedächtnuß / daß jhr es verstehet vnd offt betrachtet: Nempt es auff mit ewern Hertzen / daß jhr darauff bawet vnd trawet im Leben vnd im Sterben: Nempt es an mit ewern Begierden / daß sie nur

Dann es möchte einer gedencken: vorhin ist gelehret / daß auch die allergrösseste Sündẽ gegen dem Verdienst Christi nichts zu rechnen seyn; daß man in denselben nicht verzagen soll / sondern sich nur bloß auff das Verdienste Christi verlassen. Jetzo aber werden solche Wort geredet / dadurch man leicht in Verzagung gerathen möchte. Ja freylich / wer zu Christo sich nahet / vnnd sich einen Christen nennet / mit dieser Meynung / daß er wolle bleiben derselbige Sünder / welcher er vor gewesen ist / dem ist es besser daß er verzage / als daß er sich tröste: Vnd ist kein Wunder / deñ da ist das Wort deß Heyls noch nicht auffgenommen. Befindestu aber daß dein Gewissen auffwachet / vnnd fängest an zu spüren eine Ruhe vber dein sündliches Leben / alsdenn ist es Zeit daß du dich auff richtest mit dem Worte dieses Heyls. Da kompt dann niemand zu spat / der Brunn deß Heyls steht jmmerdar offen. Aber hüte dich / daß nicht ein Belial Stuck dahinden sey / es ist gefährlich auff credit hie mit GOtt zu handeln. Dann wo hastu die Verheissung / daß das Wort des Heyls / so dir heut angetragen wird / auch morgen dich wieder besuchen werde? An Exempeln mangelt es nicht. So nemt nun das Wort dieses Heils also auff / daß jhr ableget alles was demselben zuwieder ist.

Was anlanget das frembde Gut / als da seynd die Güter der Welt / Ehr / Gewalt / Reichthumb / so ist das best / daß dargegen ein Christliches Hertz also geschicket sey / daß er bereyt sey nach dem Willen GOttes es zu empfangen vnd zubesitzen / vnnd auch gern vnd williglich zuentperen. Das erste Gut ist das wahre Gut / das ist das Wort des Heyls / dahin sollen alle vnsere Begierde gerichtet seyn.

So nemet nun auff das Wort deß Heyls / von dem gecreutzigten vnd aufferstandenen Christo mit ewerm Verstandt vnnd Gedächtnuß / daß jhr es verstehet vnd offt betrachtet: Nempt es auff mit ewern Hertzen / daß jhr darauff bawet vnd trawet im Leben vnd im Sterben: Nempt es an mit ewern Begierden / daß sie nur

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0678" n="658"/>
Dann es                      möchte einer gedencken: vorhin ist gelehret / daß auch die allergrösseste                          Sünde&#x0303; gegen dem Verdienst Christi nichts zu rechnen seyn; daß                      man in denselben nicht verzagen soll / sondern sich nur bloß auff das Verdienste                      Christi verlassen. Jetzo aber werden solche Wort geredet / dadurch man leicht in                      Verzagung gerathen möchte. Ja freylich / wer zu Christo sich nahet / vnnd sich                      einen Christen nennet / mit dieser Meynung / daß er wolle bleiben derselbige                      Sünder / welcher er vor gewesen ist / dem ist es besser daß er verzage / als daß                      er sich tröste: Vnd ist kein Wunder / den&#x0303; da ist das Wort deß                      Heyls noch nicht auffgenommen. Befindestu aber daß dein Gewissen auffwachet /                      vnnd fängest an zu spüren eine Ruhe vber dein sündliches Leben / alsdenn ist es                      Zeit daß du dich auff richtest mit dem Worte dieses Heyls. Da kompt dann niemand                      zu spat / der Brunn deß Heyls steht jmmerdar offen. Aber hüte dich / daß nicht                      ein Belial Stuck dahinden sey / es ist gefährlich auff credit hie mit GOtt zu                      handeln. Dann wo hastu die Verheissung / daß das Wort des Heyls / so dir heut                      angetragen wird / auch morgen dich wieder besuchen werde? An Exempeln mangelt es                      nicht. So nemt nun das Wort dieses Heils also auff / daß jhr ableget alles was                      demselben zuwieder ist.</p>
        <p>Was anlanget das frembde Gut / als da seynd die Güter der Welt / Ehr / Gewalt /                      Reichthumb / so ist das best / daß dargegen ein Christliches Hertz also                      geschicket sey / daß er bereyt sey nach dem Willen GOttes es zu empfangen vnd                      zubesitzen / vnnd auch gern vnd williglich zuentperen. Das erste Gut ist das                      wahre Gut / das ist das Wort des Heyls / dahin sollen alle vnsere Begierde                      gerichtet seyn.</p>
        <p>So nemet nun auff das Wort deß Heyls / von dem gecreutzigten vnd aufferstandenen                      Christo mit ewerm Verstandt vnnd Gedächtnuß / daß jhr es verstehet vnd offt                      betrachtet: Nempt es auff mit ewern Hertzen / daß jhr darauff bawet vnd trawet                      im Leben vnd im Sterben: Nempt es an mit ewern Begierden / daß sie nur
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[658/0678] Dann es möchte einer gedencken: vorhin ist gelehret / daß auch die allergrösseste Sündẽ gegen dem Verdienst Christi nichts zu rechnen seyn; daß man in denselben nicht verzagen soll / sondern sich nur bloß auff das Verdienste Christi verlassen. Jetzo aber werden solche Wort geredet / dadurch man leicht in Verzagung gerathen möchte. Ja freylich / wer zu Christo sich nahet / vnnd sich einen Christen nennet / mit dieser Meynung / daß er wolle bleiben derselbige Sünder / welcher er vor gewesen ist / dem ist es besser daß er verzage / als daß er sich tröste: Vnd ist kein Wunder / deñ da ist das Wort deß Heyls noch nicht auffgenommen. Befindestu aber daß dein Gewissen auffwachet / vnnd fängest an zu spüren eine Ruhe vber dein sündliches Leben / alsdenn ist es Zeit daß du dich auff richtest mit dem Worte dieses Heyls. Da kompt dann niemand zu spat / der Brunn deß Heyls steht jmmerdar offen. Aber hüte dich / daß nicht ein Belial Stuck dahinden sey / es ist gefährlich auff credit hie mit GOtt zu handeln. Dann wo hastu die Verheissung / daß das Wort des Heyls / so dir heut angetragen wird / auch morgen dich wieder besuchen werde? An Exempeln mangelt es nicht. So nemt nun das Wort dieses Heils also auff / daß jhr ableget alles was demselben zuwieder ist. Was anlanget das frembde Gut / als da seynd die Güter der Welt / Ehr / Gewalt / Reichthumb / so ist das best / daß dargegen ein Christliches Hertz also geschicket sey / daß er bereyt sey nach dem Willen GOttes es zu empfangen vnd zubesitzen / vnnd auch gern vnd williglich zuentperen. Das erste Gut ist das wahre Gut / das ist das Wort des Heyls / dahin sollen alle vnsere Begierde gerichtet seyn. So nemet nun auff das Wort deß Heyls / von dem gecreutzigten vnd aufferstandenen Christo mit ewerm Verstandt vnnd Gedächtnuß / daß jhr es verstehet vnd offt betrachtet: Nempt es auff mit ewern Hertzen / daß jhr darauff bawet vnd trawet im Leben vnd im Sterben: Nempt es an mit ewern Begierden / daß sie nur

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/678
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 658. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/678>, abgerufen am 17.05.2024.