Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.trage / daß er sehe / nicht auff seinen Gewinst / sondern auff den Gewinst der Seelen / vnd hindenan setze allen seinen Nutzen / auch das Leben / nur daß er seinem HErrn einen grossen Gewinst zuführe / wer also prediget / der ist getrew / vnd mehr wird von jhm nicht erfordert. Wir schreiten zum andern / vnd besehen das vnzeitige GerichtPars 2. De temerario mundi judicio, cui subjectus est, ut omnisstatus, ita maxime Pastorum. der Welt. Es ist ja wol ein jeglicher Stand dem richten vnterworffen; Wann eine Obrigkeit es noch so gut meynet / mit ehrbarlichen Ordnungen / so kan es doch leicht böse außgedeutet werden. Was auch ein jeglicher in seinem Hause thut / kan nicht so gut seyn / daß nicht ein böses Vrtheil darüber gefället werde. Insonderheit aber seyn diesem Vnglück vnterworffen Lehrer vnnd Prediger / die müssen den leuten wol durchs Maul lauffen / mancher weiß nicht / wie er schimpfflich gnung von jhnen reden will. Wir wissen wol / wie es anderen Dienern vor vns gegangen ist. Elias muste heissen ein Friedenstörer. Jeremias wurd von allen1. Reg. 18, 17 Jer. 20, 7. Ez. 33, 32. 2. Cor. 10. 10. verlacht. Ezechiel klaget / daß sie von jhm ein Zechliedlein gemacht. Paulo gieng es nicht besser / muste sich offt vnd vielmal meistern lassen. Die gegenwart seines Leibes war schwach / vnd die Rede verächtlich / in den Brieffen aber must er jhnen zu scharff heissen. Zu Athen must er jhnen gar zum Lotterbuben werden / vnd was ists wunder / daß ein trewer Lehrer ein solches Lob bey der Welt erjage? Gott kans den Leuten ja nimmer zu dancke machen. Es ist zwar wahr / daß den Predigern zu weilen auch Ehre gegeben wird / allermeist von den Frommen / vnd die können auch nicht anders; denn wer GOtt liebet / der liebet auch seinen Dienst vnd Ampt. Bey dem gemeinen Pöbel aber hat diese Ehr keinen beständigen Fuß. Der hält von Predigern entweder gar zu viel / oder gar nichts. Wenn die Corinthier einen Apostel hoch erhuben / konten sie die anderen tieff genung erniedrigen. Gleich wie Johannes der Täuffer zu erst von den Juden gar zu einem Messias solte erwehlet werden / die doch bald hernach leiden konten / daß jhm trage / daß er sehe / nicht auff seinen Gewinst / sondern auff den Gewinst der Seelen / vnd hindenan setze allen seinen Nutzen / auch das Leben / nur daß er seinem HErrn einen grossen Gewinst zuführe / wer also prediget / der ist getrew / vnd mehr wird von jhm nicht erfordert. Wir schreiten zum andern / vnd besehen das vnzeitige GerichtPars 2. De temerario mundi judicio, cui subjectus est, ut omnisstatus, ita maximè Pastorum. der Welt. Es ist ja wol ein jeglicher Stand dem richten vnterworffen; Wann eine Obrigkeit es noch so gut meynet / mit ehrbarlichen Ordnungen / so kan es doch leicht böse außgedeutet werden. Was auch ein jeglicher in seinem Hause thut / kan nicht so gut seyn / daß nicht ein böses Vrtheil darüber gefället werde. Insonderheit aber seyn diesem Vnglück vnterworffen Lehrer vnnd Prediger / die müssen den leuten wol durchs Maul lauffen / mancher weiß nicht / wie er schimpfflich gnung von jhnen reden will. Wir wissen wol / wie es anderen Dienern vor vns gegangen ist. Elias muste heissen ein Friedenstörer. Jeremias wurd von allen1. Reg. 18, 17 Jer. 20, 7. Ez. 33, 32. 2. Cor. 10. 10. verlacht. Ezechiel klaget / daß sie von jhm ein Zechliedlein gemacht. Paulo gieng es nicht besser / muste sich offt vnd vielmal meistern lassen. Die gegenwart seines Leibes war schwach / vnd die Rede verächtlich / in den Brieffen aber must er jhnen zu scharff heissen. Zu Athen must er jhnen gar zum Lotterbuben werden / vnd was ists wunder / daß ein trewer Lehrer ein solches Lob bey der Welt erjage? Gott kans den Leuten ja nimmer zu dancke machen. Es ist zwar wahr / daß den Predigern zu weilen auch Ehre gegeben wird / allermeist von den Frommen / vnd die können auch nicht anders; denn wer GOtt liebet / der liebet auch seinen Dienst vnd Ampt. Bey dem gemeinen Pöbel aber hat diese Ehr keinen beständigen Fuß. Der hält von Predigern entweder gar zu viel / oder gar nichts. Wenn die Corinthier einen Apostel hoch erhuben / konten sie die anderen tieff genung erniedrigen. 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Insonderheit aber seyn diesem Vnglück vnterworffen Lehrer vnnd Prediger / die müssen den leuten wol durchs Maul lauffen / mancher weiß nicht / wie er schimpfflich gnung von jhnen reden will. Wir wissen wol / wie es anderen Dienern vor vns gegangen ist. Elias muste heissen ein Friedenstörer. Jeremias wurd von allen<note place="right">1. Reg. 18, 17 Jer. 20, 7. Ez. 33, 32. 2. Cor. 10. 10.</note> verlacht. Ezechiel klaget / daß sie von jhm ein Zechliedlein gemacht. Paulo gieng es nicht besser / muste sich offt vnd vielmal meistern lassen. Die gegenwart seines Leibes war schwach / vnd die Rede verächtlich / in den Brieffen aber must er jhnen zu scharff heissen. Zu Athen must er jhnen gar zum Lotterbuben werden / vnd was ists wunder / daß ein trewer Lehrer ein solches Lob bey der Welt erjage? Gott kans den Leuten ja nimmer zu dancke machen.</p> <p>Es ist zwar wahr / daß den Predigern zu weilen auch Ehre gegeben wird / allermeist von den Frommen / vnd die können auch nicht anders; denn wer GOtt liebet / der liebet auch seinen Dienst vnd Ampt. Bey dem gemeinen Pöbel aber hat diese Ehr keinen beständigen Fuß. Der hält von Predigern entweder gar zu viel / oder gar nichts. Wenn die Corinthier einen Apostel hoch erhuben / konten sie die anderen tieff genung erniedrigen. Gleich wie Johannes der Täuffer zu erst von den Juden gar zu einem Messias solte erwehlet werden / die doch bald hernach leiden konten / daß jhm </p> </div> </body> </text> </TEI> [43/0063]
trage / daß er sehe / nicht auff seinen Gewinst / sondern auff den Gewinst der Seelen / vnd hindenan setze allen seinen Nutzen / auch das Leben / nur daß er seinem HErrn einen grossen Gewinst zuführe / wer also prediget / der ist getrew / vnd mehr wird von jhm nicht erfordert.
Wir schreiten zum andern / vnd besehen das vnzeitige Gericht der Welt. Es ist ja wol ein jeglicher Stand dem richten vnterworffen; Wann eine Obrigkeit es noch so gut meynet / mit ehrbarlichen Ordnungen / so kan es doch leicht böse außgedeutet werden. Was auch ein jeglicher in seinem Hause thut / kan nicht so gut seyn / daß nicht ein böses Vrtheil darüber gefället werde. Insonderheit aber seyn diesem Vnglück vnterworffen Lehrer vnnd Prediger / die müssen den leuten wol durchs Maul lauffen / mancher weiß nicht / wie er schimpfflich gnung von jhnen reden will. Wir wissen wol / wie es anderen Dienern vor vns gegangen ist. Elias muste heissen ein Friedenstörer. Jeremias wurd von allen verlacht. Ezechiel klaget / daß sie von jhm ein Zechliedlein gemacht. Paulo gieng es nicht besser / muste sich offt vnd vielmal meistern lassen. Die gegenwart seines Leibes war schwach / vnd die Rede verächtlich / in den Brieffen aber must er jhnen zu scharff heissen. Zu Athen must er jhnen gar zum Lotterbuben werden / vnd was ists wunder / daß ein trewer Lehrer ein solches Lob bey der Welt erjage? Gott kans den Leuten ja nimmer zu dancke machen.
Pars 2. De temerario mundi judicio, cui subjectus est, ut omnisstatus, ita maximè Pastorum.
1. Reg. 18, 17 Jer. 20, 7. Ez. 33, 32. 2. Cor. 10. 10. Es ist zwar wahr / daß den Predigern zu weilen auch Ehre gegeben wird / allermeist von den Frommen / vnd die können auch nicht anders; denn wer GOtt liebet / der liebet auch seinen Dienst vnd Ampt. Bey dem gemeinen Pöbel aber hat diese Ehr keinen beständigen Fuß. Der hält von Predigern entweder gar zu viel / oder gar nichts. Wenn die Corinthier einen Apostel hoch erhuben / konten sie die anderen tieff genung erniedrigen. Gleich wie Johannes der Täuffer zu erst von den Juden gar zu einem Messias solte erwehlet werden / die doch bald hernach leiden konten / daß jhm
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