Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.kan dir eben dasselbe Exempel zeygen Art vnd Weise / wie du dich in Demuth verhalten sollest. Darumb ladet vns Christus selbst ein / vnd spricht: Lernet von mir / dann ich bin sanfftmütig /Matt. 11, 29 vnd von Hertzen demütig. Vnser HErr JEsus übte Demuth in zweyen Stucken. Erstlich / daß er sich eusserte der Herrligkeit / die er hatte; Zum andern / daß er gedultig ertrug Schmach vnd Schande / deren er nicht würdig war. Also thue du auch / wann du begehrest Demuth zu lieben; vor erst; hastu etwas / darumb du möchtest in der Welt gechret seyn / so nimb dich dessen nicht an; begehre nicht darumb angesehen / gechret / vnd erhöhet zu seyn. Zum andern / wann du an statt der Ehr / Schimpff vnd Schand tragen solst / so trage es williglich. So folgestu recht den demüthigen Fuß stapffen deines HERRN Christi. Du wirst aber nimmer folgen können / wo du nicht mit Christo ein GOTT gelassenes GemüthPhil. 4, 11. hast. Du must lernen dir genügen lassen / mit allem darinn du bist. Es muß dir nichts so seltsam widerfahren / du must dich drein schicken können. Dann das ist die Eigenschafft eines Gottgelassenen Hertzen / wie im Anfang angezeyget. Fleisch vnd Blut hats nicht gern. Gedenck aber / mein lieber Christ / daß du nicht darumb ein Christ heissest / daß du dich nach Fleisch vnd Blutrichten / sondern daß du dich nach Christi Geist richten / vnd seinen Sinn annehmen solst. Christus ist von Hertzen demütig / das hat er in der That bewiesen / so mustu auch von Hertzen demüthig seyn / vnnd es in der That beweisen / wilstu anders Christi Jünger seyn. Das wird dir aber nicht vnmüglich seyn / wenn du dich nur fleissig üben wirst in der Erkändnuß deiner eignen Nichtigkeit. Wer seine Nichtigkeit recht erkennt / achtet sich keines zeitlichen Glücks werth / eben wie Jacob der da sagte: HErr / ich bin zu gering aller Barmhertzigkeit / vnd allerGen. 32, 10 Trew / die du an deinem Knecht gethanhast. Diß sagte dieser demüthige Mann / da er sich auch deß zeitlichen Segens / kan dir eben dasselbe Exempel zeygen Art vnd Weise / wie du dich in Demuth verhalten sollest. Darumb ladet vns Christus selbst ein / vnd spricht: Lernet von mir / dann ich bin sanfftmütig /Matt. 11, 29 vnd von Hertzen demütig. Vnser HErr JEsus übte Demuth in zweyen Stucken. Erstlich / daß er sich eusserte der Herrligkeit / die er hatte; Zum andern / daß er gedultig ertrug Schmach vnd Schande / deren er nicht würdig war. Also thue du auch / wann du begehrest Demuth zu lieben; vor erst; hastu etwas / darumb du möchtest in der Welt gechret seyn / so nimb dich dessen nicht an; begehre nicht darumb angesehen / gechret / vnd erhöhet zu seyn. Zum andern / wann du an statt der Ehr / Schimpff vnd Schand tragen solst / so trage es williglich. So folgestu recht den demüthigen Fuß stapffen deines HERRN Christi. Du wirst aber nim̃er folgen können / wo du nicht mit Christo ein GOTT gelassenes GemüthPhil. 4, 11. hast. Du must lernen dir genügen lassen / mit allem darinn du bist. Es muß dir nichts so seltsam widerfahren / du must dich drein schicken können. Dann das ist die Eigenschafft eines Gottgelassenen Hertzen / wie im Anfang angezeyget. Fleisch vnd Blut hats nicht gern. Gedenck aber / mein lieber Christ / daß du nicht darumb ein Christ heissest / daß du dich nach Fleisch vnd Blutrichten / sondern daß du dich nach Christi Geist richten / vnd seinen Sinn annehmen solst. Christus ist von Hertzen demütig / das hat er in der That bewiesen / so mustu auch von Hertzen demüthig seyn / vnnd es in der That beweisen / wilstu anders Christi Jünger seyn. Das wird dir aber nicht vnmüglich seyn / wenn du dich nur fleissig üben wirst in der Erkändnuß deiner eignen Nichtigkeit. Wer seine Nichtigkeit recht erkennt / achtet sich keines zeitlichen Glücks werth / eben wie Jacob der da sagte: HErr / ich bin zu gering aller Barmhertzigkeit / vnd allerGen. 32, 10 Trew / die du an deinem Knecht gethanhast. Diß sagte dieser demüthige Mann / da er sich auch deß zeitlichen Segens / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0585" n="565"/> kan dir eben dasselbe Exempel zeygen Art vnd Weise / wie du dich in Demuth verhalten sollest. Darumb ladet vns Christus selbst ein / vnd spricht: Lernet von mir / dann ich bin sanfftmütig /<note place="right">Matt. 11, 29</note> vnd von Hertzen demütig. Vnser HErr JEsus übte Demuth in zweyen Stucken. Erstlich / daß er sich eusserte der Herrligkeit / die er hatte; Zum andern / daß er gedultig ertrug Schmach vnd Schande / deren er nicht würdig war. Also thue du auch / wann du begehrest Demuth zu lieben; vor erst; hastu etwas / darumb du möchtest in der Welt gechret seyn / so nimb dich dessen nicht an; begehre nicht darumb angesehen / gechret / vnd erhöhet zu seyn. Zum andern / wann du an statt der Ehr / Schimpff vnd Schand tragen solst / so trage es williglich. So folgestu recht den demüthigen Fuß stapffen deines HERRN Christi. Du wirst aber nim̃er folgen können / wo du nicht mit Christo ein GOTT gelassenes Gemüth<note place="right">Phil. 4, 11.</note> hast. Du must lernen dir genügen lassen / mit allem darinn du bist. Es muß dir nichts so seltsam widerfahren / du must dich drein schicken können. Dann das ist die Eigenschafft eines Gottgelassenen Hertzen / wie im Anfang angezeyget.</p> <p>Fleisch vnd Blut hats nicht gern. Gedenck aber / mein lieber Christ / daß du nicht darumb ein Christ heissest / daß du dich nach Fleisch vnd Blutrichten / sondern daß du dich nach Christi Geist richten / vnd seinen Sinn annehmen solst. 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kan dir eben dasselbe Exempel zeygen Art vnd Weise / wie du dich in Demuth verhalten sollest. Darumb ladet vns Christus selbst ein / vnd spricht: Lernet von mir / dann ich bin sanfftmütig / vnd von Hertzen demütig. Vnser HErr JEsus übte Demuth in zweyen Stucken. Erstlich / daß er sich eusserte der Herrligkeit / die er hatte; Zum andern / daß er gedultig ertrug Schmach vnd Schande / deren er nicht würdig war. Also thue du auch / wann du begehrest Demuth zu lieben; vor erst; hastu etwas / darumb du möchtest in der Welt gechret seyn / so nimb dich dessen nicht an; begehre nicht darumb angesehen / gechret / vnd erhöhet zu seyn. Zum andern / wann du an statt der Ehr / Schimpff vnd Schand tragen solst / so trage es williglich. So folgestu recht den demüthigen Fuß stapffen deines HERRN Christi. Du wirst aber nim̃er folgen können / wo du nicht mit Christo ein GOTT gelassenes Gemüth hast. Du must lernen dir genügen lassen / mit allem darinn du bist. Es muß dir nichts so seltsam widerfahren / du must dich drein schicken können. Dann das ist die Eigenschafft eines Gottgelassenen Hertzen / wie im Anfang angezeyget.
Matt. 11, 29
Phil. 4, 11. Fleisch vnd Blut hats nicht gern. Gedenck aber / mein lieber Christ / daß du nicht darumb ein Christ heissest / daß du dich nach Fleisch vnd Blutrichten / sondern daß du dich nach Christi Geist richten / vnd seinen Sinn annehmen solst. Christus ist von Hertzen demütig / das hat er in der That bewiesen / so mustu auch von Hertzen demüthig seyn / vnnd es in der That beweisen / wilstu anders Christi Jünger seyn. Das wird dir aber nicht vnmüglich seyn / wenn du dich nur fleissig üben wirst in der Erkändnuß deiner eignen Nichtigkeit. Wer seine Nichtigkeit recht erkennt / achtet sich keines zeitlichen Glücks werth / eben wie Jacob der da sagte: HErr / ich bin zu gering aller Barmhertzigkeit / vnd aller Trew / die du an deinem Knecht gethanhast. Diß sagte dieser demüthige Mann / da er sich auch deß zeitlichen Segens /
Gen. 32, 10
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/585>, abgerufen am 22.07.2024. |