Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.hung Christi / daß GOTT der Vatter Christum als einen Menschen eingesetzet zum HErrn über alles. Wie Christus in seiner Erniedrigung / sich Göttlicher Gestalt geeussert / vnd Knechtische Gestalt angenommen; also hat er in seiner Erhöhung Knechtische Gestalt abgeleget / vnd Göttliche Gestalt angenommen. Man kan hie die göttliche Gestalt oder Geberde auff dreyerley Weise ansehen; Erstlich findet man göttliche Geberde / ohn göttlich Wesen / das ist deß stoltzen Lucifers Art / nach dem schlachten alle stoltze hochmütige Geister vnter den Menschen Kindern / die wollen hoch gehalten / vnd geehret seyn als ein GOtt / vnnd ist doch das wesent nicht da. Zum andern / findet man göttlich Wesen ohn göttlich Geberden; vnd dasselbe in dem demütigen JEsu / der war in göttlicher Gestalt / vnd durffts nicht für ein geraubtes Gut halten / sich GOTT gleich halten; aber er eusserte sich seiner Herrligkeit / vnd nam an Knechtische Gestalt / vnd das war seine demütige Erniedrigung. Zum dritten findet man göttlich Wesen vnd Geberden beysammen / das gehöret zur Erhöhung Christi / da er nicht allein ist ein GOTT vnnd HErr / sondern sich auch stellet als einen grossen GOtt vnd HErrn. Ein Fürbilde findet man im König David. Der war von GOtt gesalbet zum König Israel. Aber er muste nicht fort seiner Königlichen Würde geniessen / sondern vorher im Elende vielfältig versuchet worden; nachmals ward er inthronisiret / vnnd ins Reich eingesetzet / daß er in der That geniessen köndte seiner Königlichen geschenckten Hoheit. Eben so ist Christus von Anfang seiner Empfängnuß ein gesalbter König über Israel; aber er hat vor müssen leyden Schmache vnd Todt / vnd nach seinem Leyden erst zu seiner Herrligkeit hinein gehen / vnd sich setzen auff den Stul der Herrligkeit / als ein HErr über alles. Hie ist beydes groß vnd erschröcklich. Groß vnd erschröcklich ist die Erniedrigung; dann der sich so tieff gedemütiget / vnnd vnser Knecht geworden / ist der ewige GOTT / dem die Engeln hung Christi / daß GOTT der Vatter Christum als einen Menschen eingesetzet zum HErrn über alles. Wie Christus in seiner Erniedrigung / sich Göttlicher Gestalt geeussert / vnd Knechtische Gestalt angenommen; also hat er in seiner Erhöhung Knechtische Gestalt abgeleget / vnd Göttliche Gestalt angenommen. Man kan hie die göttliche Gestalt oder Geberde auff dreyerley Weise ansehen; Erstlich findet man göttliche Geberde / ohn göttlich Wesen / das ist deß stoltzen Lucifers Art / nach dem schlachten alle stoltze hochmütige Geister vnter den Menschen Kindern / die wollen hoch gehalten / vnd geehret seyn als ein GOtt / vnnd ist doch das wesent nicht da. Zum andern / findet man göttlich Wesen ohn göttlich Geberden; vnd dasselbe in dem demütigen JEsu / der war in göttlicher Gestalt / vnd durffts nicht für ein geraubtes Gut halten / sich GOTT gleich halten; aber er eusserte sich seiner Herrligkeit / vnd nam an Knechtische Gestalt / vnd das war seine demütige Erniedrigung. Zum dritten findet man göttlich Wesen vnd Geberden beysammen / das gehöret zur Erhöhung Christi / da er nicht allein ist ein GOTT vnnd HErr / sondern sich auch stellet als einen grossen GOtt vnd HErrn. Ein Fürbilde findet man im König David. Der war von GOtt gesalbet zum König Israel. Aber er muste nicht fort seiner Königlichen Würde geniessen / sondern vorher im Elende vielfältig versuchet worden; nachmals ward er inthronisiret / vnnd ins Reich eingesetzet / daß er in der That geniessen köndte seiner Königlichen geschenckten Hoheit. Eben so ist Christus von Anfang seiner Empfängnuß ein gesalbter König über Israel; aber er hat vor müssen leyden Schmache vnd Todt / vnd nach seinem Leyden erst zu seiner Herrligkeit hinein gehen / vnd sich setzen auff den Stul der Herrligkeit / als ein HErr über alles. Hie ist beydes groß vnd erschröcklich. Groß vnd erschröcklich ist die Erniedrigung; dann der sich so tieff gedemütiget / vnnd vnser Knecht geworden / ist der ewige GOTT / dem die Engeln <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0583" n="563"/> hung Christi / daß GOTT der Vatter Christum als einen Menschen eingesetzet zum HErrn über alles. 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Zum dritten findet man göttlich Wesen vnd Geberden beysammen / das gehöret zur Erhöhung Christi / da er nicht allein ist ein GOTT vnnd HErr / sondern sich auch stellet als einen grossen GOtt vnd HErrn.</p> <p>Ein Fürbilde findet man im König David. Der war von GOtt gesalbet zum König Israel. Aber er muste nicht fort seiner Königlichen Würde geniessen / sondern vorher im Elende vielfältig versuchet worden; nachmals ward er inthronisiret / vnnd ins Reich eingesetzet / daß er in der That geniessen köndte seiner Königlichen geschenckten Hoheit. Eben so ist Christus von Anfang seiner Empfängnuß ein gesalbter König über Israel; aber er hat vor müssen leyden Schmache vnd Todt / vnd nach seinem Leyden erst zu seiner Herrligkeit hinein gehen / vnd sich setzen auff den Stul der Herrligkeit / als ein HErr über alles.</p> <p>Hie ist beydes groß vnd erschröcklich. 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hung Christi / daß GOTT der Vatter Christum als einen Menschen eingesetzet zum HErrn über alles. Wie Christus in seiner Erniedrigung / sich Göttlicher Gestalt geeussert / vnd Knechtische Gestalt angenommen; also hat er in seiner Erhöhung Knechtische Gestalt abgeleget / vnd Göttliche Gestalt angenommen.
Man kan hie die göttliche Gestalt oder Geberde auff dreyerley Weise ansehen; Erstlich findet man göttliche Geberde / ohn göttlich Wesen / das ist deß stoltzen Lucifers Art / nach dem schlachten alle stoltze hochmütige Geister vnter den Menschen Kindern / die wollen hoch gehalten / vnd geehret seyn als ein GOtt / vnnd ist doch das wesent nicht da. Zum andern / findet man göttlich Wesen ohn göttlich Geberden; vnd dasselbe in dem demütigen JEsu / der war in göttlicher Gestalt / vnd durffts nicht für ein geraubtes Gut halten / sich GOTT gleich halten; aber er eusserte sich seiner Herrligkeit / vnd nam an Knechtische Gestalt / vnd das war seine demütige Erniedrigung. Zum dritten findet man göttlich Wesen vnd Geberden beysammen / das gehöret zur Erhöhung Christi / da er nicht allein ist ein GOTT vnnd HErr / sondern sich auch stellet als einen grossen GOtt vnd HErrn.
Ein Fürbilde findet man im König David. Der war von GOtt gesalbet zum König Israel. Aber er muste nicht fort seiner Königlichen Würde geniessen / sondern vorher im Elende vielfältig versuchet worden; nachmals ward er inthronisiret / vnnd ins Reich eingesetzet / daß er in der That geniessen köndte seiner Königlichen geschenckten Hoheit. Eben so ist Christus von Anfang seiner Empfängnuß ein gesalbter König über Israel; aber er hat vor müssen leyden Schmache vnd Todt / vnd nach seinem Leyden erst zu seiner Herrligkeit hinein gehen / vnd sich setzen auff den Stul der Herrligkeit / als ein HErr über alles.
Hie ist beydes groß vnd erschröcklich. Groß vnd erschröcklich ist die Erniedrigung; dann der sich so tieff gedemütiget / vnnd vnser Knecht geworden / ist der ewige GOTT / dem die Engeln
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/583>, abgerufen am 22.07.2024. |