Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.achtet sich deß Trostes vnwürdig / suchet nur / wie die Angst jhres Hertzens möge grösser werden; vnd doch begegnet jhr der gütige GOtt mit lauter Hertzenstrost. Das macht die Erlösung Jesu Christi / die wir haben in seinem Blut. O wie werth muß die Seele GOTT seyn / die so thewr erkaufft ist! Was hat doch GOtt an den Menschen gesehen / daß er sich so hoch derselben angenommen? O das über auß grosse Lösegeld! O vnaußsprechliche Barmhertzigkeit. Im Alten Testament Lev. 16, 5.ist diese Barmhertzigkeit fürgebildet in zween Ziegenböcken / die nach Gottes Ordnung alle Jahr einmal haben müssen für den HERRN gestellet werden. Vber diese zween Böcke hat man müssen das Loß werffen / ein Loß dem HERRN / vnd das ander dem lebendigen Bock. Auff welchen Bock deß HERRN Loß gefallen / hat müssen zum Sündopffer geopffert werden; auff welchen aber das Loß deß ledigen gefallen / denselben hat der Hohepriester lebendig für den HERRN gestellet / daß er jhn versöhne / vnd ledig in die Wüsten gelassen würde. Das zeiget / was der höchste GOtt in seinem ewigen Rath mit den Menschen fürgenommen. Da hat er auff einer seiten gestellet das menschliche Geschlecht / das in Sünd vnd Verdamnüß gefallen war. Auff der andern seiten hat er jhm fürgestellet seinen eingebornen Sohn / vnd nach seiner vnendlichen Weißheit wol ersehen / daß der allein den verdampten Menschen helffen könte. Da musts einen treffen / entweder der Sohn Gottes muste herab / vnd für die Menschen sterben; oder alle Menschen müsten im Todt verlohren seyn ewiglich. Sihe / was die Barmhertzigkeit Gottes thut! Das Loß deß HERRN fällt auff den Sohn. Ehe der barmhertzige GOtt sein Geschöpff wolt lassen gar verderben / hat er von Ewigkeit den Schluß gemacht / seines Sohns nicht zu schonen / sondern für vns alle dahin zu geben. Wer kan die grosse Liebe vnd Güte vnsers Gottes gnug betrachten? 2. Ad informationem.Es fassen aber die Einfältigen hie wol den Grund jhrer Seligkeit. Es darff vor erst kein Sünder zweiffeln / ob GOtt auch achtet sich deß Trostes vnwürdig / suchet nur / wie die Angst jhres Hertzens möge grösser werden; vnd doch begegnet jhr der gütige GOtt mit lauter Hertzenstrost. Das macht die Erlösung Jesu Christi / die wir haben in seinem Blut. O wie werth muß die Seele GOTT seyn / die so thewr erkaufft ist! Was hat doch GOtt an den Menschen gesehen / daß er sich so hoch derselben angenommen? O das über auß grosse Lösegeld! O vnaußsprechliche Barmhertzigkeit. Im Alten Testament Lev. 16, 5.ist diese Barmhertzigkeit fürgebildet in zween Ziegenböcken / die nach Gottes Ordnung alle Jahr einmal haben müssen für den HERRN gestellet werden. Vber diese zween Böcke hat man müssen das Loß werffen / ein Loß dem HERRN / vnd das ander dem lebendigen Bock. Auff welchen Bock deß HERRN Loß gefallen / hat müssen zum Sündopffer geopffert werden; auff welchen aber das Loß deß ledigen gefallen / denselben hat der Hohepriester lebendig für den HERRN gestellet / daß er jhn versöhne / vnd ledig in die Wüsten gelassen würde. Das zeiget / was der höchste GOtt in seinem ewigen Rath mit den Menschen fürgenommen. Da hat er auff einer seiten gestellet das menschliche Geschlecht / das in Sünd vnd Verdamnüß gefallen war. Auff der andern seiten hat er jhm fürgestellet seinen eingebornen Sohn / vnd nach seiner vnendlichen Weißheit wol ersehen / daß der allein den verdampten Menschen helffen könte. Da musts einen treffen / entweder der Sohn Gottes muste herab / vnd für die Menschen sterben; oder alle Menschen müsten im Todt verlohren seyn ewiglich. Sihe / was die Barmhertzigkeit Gottes thut! Das Loß deß HERRN fällt auff den Sohn. Ehe der barmhertzige GOtt sein Geschöpff wolt lassen gar verderben / hat er von Ewigkeit den Schluß gemacht / seines Sohns nicht zu schonen / sondern für vns alle dahin zu geben. Wer kan die grosse Liebe vnd Güte vnsers Gottes gnug betrachten? 2. Ad informationem.Es fassen aber die Einfältigen hie wol den Grund jhrer Seligkeit. Es darff vor erst kein Sünder zweiffeln / ob GOtt auch <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0562" n="542"/> achtet sich deß Trostes vnwürdig / suchet nur / wie die Angst jhres Hertzens möge grösser werden; vnd doch begegnet jhr der gütige GOtt mit lauter Hertzenstrost. Das macht die Erlösung Jesu Christi / die wir haben in seinem Blut.</p> <p>O wie werth muß die Seele GOTT seyn / die so thewr erkaufft ist! 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Auff der andern seiten hat er jhm fürgestellet seinen eingebornen Sohn / vnd nach seiner vnendlichen Weißheit wol ersehen / daß der allein den verdampten Menschen helffen könte. Da musts einen treffen / entweder der Sohn Gottes muste herab / vnd für die Menschen sterben; oder alle Menschen müsten im Todt verlohren seyn ewiglich. Sihe / was die Barmhertzigkeit Gottes thut! Das Loß deß HERRN fällt auff den Sohn. Ehe der barmhertzige GOtt sein Geschöpff wolt lassen gar verderben / hat er von Ewigkeit den Schluß gemacht / seines Sohns nicht zu schonen / sondern für vns alle dahin zu geben. Wer kan die grosse Liebe vnd Güte vnsers Gottes gnug betrachten?</p> <note place="left">2. Ad informationem.</note> <p>Es fassen aber die Einfältigen hie wol den Grund jhrer Seligkeit. Es darff vor erst kein Sünder zweiffeln / ob GOtt auch </p> </div> </body> </text> </TEI> [542/0562]
achtet sich deß Trostes vnwürdig / suchet nur / wie die Angst jhres Hertzens möge grösser werden; vnd doch begegnet jhr der gütige GOtt mit lauter Hertzenstrost. Das macht die Erlösung Jesu Christi / die wir haben in seinem Blut.
O wie werth muß die Seele GOTT seyn / die so thewr erkaufft ist! Was hat doch GOtt an den Menschen gesehen / daß er sich so hoch derselben angenommen? O das über auß grosse Lösegeld! O vnaußsprechliche Barmhertzigkeit. Im Alten Testament ist diese Barmhertzigkeit fürgebildet in zween Ziegenböcken / die nach Gottes Ordnung alle Jahr einmal haben müssen für den HERRN gestellet werden. Vber diese zween Böcke hat man müssen das Loß werffen / ein Loß dem HERRN / vnd das ander dem lebendigen Bock. Auff welchen Bock deß HERRN Loß gefallen / hat müssen zum Sündopffer geopffert werden; auff welchen aber das Loß deß ledigen gefallen / denselben hat der Hohepriester lebendig für den HERRN gestellet / daß er jhn versöhne / vnd ledig in die Wüsten gelassen würde. Das zeiget / was der höchste GOtt in seinem ewigen Rath mit den Menschen fürgenommen. Da hat er auff einer seiten gestellet das menschliche Geschlecht / das in Sünd vnd Verdamnüß gefallen war. Auff der andern seiten hat er jhm fürgestellet seinen eingebornen Sohn / vnd nach seiner vnendlichen Weißheit wol ersehen / daß der allein den verdampten Menschen helffen könte. Da musts einen treffen / entweder der Sohn Gottes muste herab / vnd für die Menschen sterben; oder alle Menschen müsten im Todt verlohren seyn ewiglich. Sihe / was die Barmhertzigkeit Gottes thut! Das Loß deß HERRN fällt auff den Sohn. Ehe der barmhertzige GOtt sein Geschöpff wolt lassen gar verderben / hat er von Ewigkeit den Schluß gemacht / seines Sohns nicht zu schonen / sondern für vns alle dahin zu geben. Wer kan die grosse Liebe vnd Güte vnsers Gottes gnug betrachten?
Lev. 16, 5. Es fassen aber die Einfältigen hie wol den Grund jhrer Seligkeit. Es darff vor erst kein Sünder zweiffeln / ob GOtt auch
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