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Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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V. 1. 2. I. Regula principalis.

DIe Haupt Regel bestehet in diesen Worten: Wir / die wir starck seyn / sollen der Schwachen Gebrechligkeit tragen / vnd nicht gefallen an vns selber haben. Es stelle sich aber ein jeglicher vnter vns also / daß er seinem Nechsten gefalle / zum guten / zur Besserung. Diese Regel handelt von der Gedult der Starcken gegen die Schwachen / wie dieselben die starck seyn / sollen vmbgehen mit denen / die schwach seyn.

In qua. 1. Qui imbecilles?

Hie müssen wir erstlich wissen / welche denn die Schwachen seyn. Schwach seyn / nicht allein die Vnverständige / welche die Christliche Freyheit noch nicht recht verstehen / sondern sich ein Gewissen machen / da es nicht von nöthen ist. Alle / die da jrren im Glauben oder Leben / seyn auch für schwach zu halten / so lange sie nicht mit Muthwillen oder Boßheit alle Christliche Vermahnungen verachten. Denn etzliche jrren vnd sündigen auß Einfalt vnd auß Vnvermögen den Sünden zu widerstehen: Andere aber sündigen vorsetzlicher weise / vnd seyn Spötter.

2. Qui validiores?

2. Ist zu wissen / welche die Starcken seyn. Es seyn Leute die sich starck fürkommen: als wann ein fürnehmer Mann reputirlich mit der Welt lebet / vnd sihet einen andern / der sein Leben begehret anzustellen / auffrichtig nach Gottes Wort in allen Stücken / vnd strebet nach der wahren Heiligkeit in Christo: so spricht der Welt-Christ in seinem Hertzen: Welch ein Narr ist das / der will sonderlich heilig seyn: Also gefällt jhm der Welt-Christ selber / vnd kompt jhm recht starck für. Hernach seyn Leute / die / gegen andere zu rechnen / in jhrem Christenthumb in der Warheit starck seyn: die verständig seyn in der Christlichen Lehr / vnd verstehen die Christliche Freyheit / vnd seyn erfüllet mit der Erkäntnüß deß Willens Gottes / daß sie wissen / was gut oder böse sey. Also seyn auch für starck im Glauben zu halten / die durch Gottes Geist gestärcket werden / den groben wissentlichen Sünden zu widerstreben.

V. 1. 2. I. Regula principalis.

DIe Haupt Regel bestehet in diesen Worten: Wir / die wir starck seyn / sollen der Schwachen Gebrechligkeit tragen / vnd nicht gefallen an vns selber haben. Es stelle sich aber ein jeglicher vnter vns also / daß er seinem Nechsten gefalle / zum guten / zur Besserung. Diese Regel handelt von der Gedult der Starcken gegen die Schwachen / wie dieselben die starck seyn / sollen vmbgehen mit denen / die schwach seyn.

In qua. 1. Qui imbecilles?

Hie müssen wir erstlich wissen / welche denn die Schwachen seyn. Schwach seyn / nicht allein die Vnverständige / welche die Christliche Freyheit noch nicht recht verstehen / sondern sich ein Gewissen machen / da es nicht von nöthen ist. Alle / die da jrren im Glauben oder Leben / seyn auch für schwach zu halten / so lange sie nicht mit Muthwillen oder Boßheit alle Christliche Vermahnungen verachten. Denn etzliche jrren vnd sündigen auß Einfalt vnd auß Vnvermögen den Sünden zu widerstehen: Andere aber sündigen vorsetzlicher weise / vnd seyn Spötter.

2. Qui validiores?

2. Ist zu wissen / welche die Starcken seyn. Es seyn Leute die sich starck fürkommen: als wann ein fürnehmer Mann reputirlich mit der Welt lebet / vnd sihet einen andern / der sein Leben begehret anzustellen / auffrichtig nach Gottes Wort in allen Stücken / vnd strebet nach der wahren Heiligkeit in Christo: so spricht der Welt-Christ in seinem Hertzen: Welch ein Narr ist das / der will sonderlich heilig seyn: Also gefällt jhm der Welt-Christ selber / vnd kompt jhm recht starck für. Hernach seyn Leute / die / gegen andere zu rechnen / in jhrem Christenthumb in der Warheit starck seyn: die verständig seyn in der Christlichen Lehr / vnd verstehen die Christliche Freyheit / vnd seyn erfüllet mit der Erkäntnüß deß Willens Gottes / daß sie wissen / was gut oder böse sey. Also seyn auch für starck im Glauben zu halten / die durch Gottes Geist gestärcket werden / den groben wissentlichen Sünden zu widerstreben.

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[22/0042] DIe Haupt Regel bestehet in diesen Worten: Wir / die wir starck seyn / sollen der Schwachen Gebrechligkeit tragen / vnd nicht gefallen an vns selber haben. Es stelle sich aber ein jeglicher vnter vns also / daß er seinem Nechsten gefalle / zum guten / zur Besserung. Diese Regel handelt von der Gedult der Starcken gegen die Schwachen / wie dieselben die starck seyn / sollen vmbgehen mit denen / die schwach seyn. Hie müssen wir erstlich wissen / welche denn die Schwachen seyn. Schwach seyn / nicht allein die Vnverständige / welche die Christliche Freyheit noch nicht recht verstehen / sondern sich ein Gewissen machen / da es nicht von nöthen ist. Alle / die da jrren im Glauben oder Leben / seyn auch für schwach zu halten / so lange sie nicht mit Muthwillen oder Boßheit alle Christliche Vermahnungen verachten. Denn etzliche jrren vnd sündigen auß Einfalt vnd auß Vnvermögen den Sünden zu widerstehen: Andere aber sündigen vorsetzlicher weise / vnd seyn Spötter. 2. Ist zu wissen / welche die Starcken seyn. Es seyn Leute die sich starck fürkommen: als wann ein fürnehmer Mann reputirlich mit der Welt lebet / vnd sihet einen andern / der sein Leben begehret anzustellen / auffrichtig nach Gottes Wort in allen Stücken / vnd strebet nach der wahren Heiligkeit in Christo: so spricht der Welt-Christ in seinem Hertzen: Welch ein Narr ist das / der will sonderlich heilig seyn: Also gefällt jhm der Welt-Christ selber / vnd kompt jhm recht starck für. Hernach seyn Leute / die / gegen andere zu rechnen / in jhrem Christenthumb in der Warheit starck seyn: die verständig seyn in der Christlichen Lehr / vnd verstehen die Christliche Freyheit / vnd seyn erfüllet mit der Erkäntnüß deß Willens Gottes / daß sie wissen / was gut oder böse sey. Also seyn auch für starck im Glauben zu halten / die durch Gottes Geist gestärcket werden / den groben wissentlichen Sünden zu widerstreben.

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/42>, abgerufen am 27.11.2024.