Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

Hiezu kompt noch eins / deß sich ein Christ rühmen kan / vnd heisst Schwachheit / das ist allerley Leyden / Noth vnd Gebrechligkeit / vnd das allein ist / das ein Mensch in sich findet / das rühmens werth ist. Es zieret zwar GOtt seine Kinder auch mit geistlichen Gaben an Seel vnd Gemüth / vnd da es noth thut / kan sich ein Christ dessen dem Lästerer zu trutz rühmen. Aber es ist vns nicht nützlich / daß wir vns dessen offt vnd viel rühmen / das macht nur einen stoltzen Muth. Eben wie ein Christ keinen Ruhm bey Menschen begehret / vmb zeitlicher Güter willen / so sucht er auch keinen weltlichen Ruhm wegen der geistlichen Gaben / oder wegen geistlicher Offenbarung vnd Erquickung. Er begehret deßwegen für der Welt nicht gesehen seyn. Was aber in der Welt vns könte schimpfflich seyn / deß müssen wir vns zum meisten rühmen.

Die Welt kan sich hierin nicht rühmen. Solt ein Weltkind gequälet / vnter gedruckt / vnd erniedriget werden / darüber in Verachtung gerathen / vnd sich drüber frewen / vnd sich dessen rühmen? ja das wolt er wol thun. Ein Weltkind schämet sich seiner Schwachheit / vnd wird vnwillig über alles / was jhn in der Welt gering macht. Denn seine Lust ist / in Ehr vnd gemach leben / etwas für andern seyn / jmmer oben auß. Darumb kan er sich nicht rühmen als ein Christ. Wer sich rühmet als ein Christ / der rühmet sich deß Creutzes / dessen sich die Welt schämet.

Ein Weltkind soll sich auch dessen nicht rühmen / er ist nicht geschickt dazu. Wann er Vngemach leidet / vnd in Spott fällt / solt das ein Ruhm seyn? mit nichten. Denn Schwachheit vnd Leiden ausserhalb der Gnaden ist kein Ruhm. Die Schwachheit aber vnd das Creutz vnter der Gnaden ist ein grosser Ruhm. Denn allein was einer thut oder leidet in Christo / ist GOtt angenehm: Psal. 116, 15.auch der Todt seiner Heiligen ist werth gehalten für dem HErrn. Darumb wenn sich ein Gottloser ja wolte rühmen seines Leidens / wäre so viel / als wann ein Dieb sich wolt deß Stricks vnd deß Galgen rühmen.

Hiezu kompt noch eins / deß sich ein Christ rühmen kan / vnd heisst Schwachheit / das ist allerley Leyden / Noth vnd Gebrechligkeit / vnd das allein ist / das ein Mensch in sich findet / das rühmens werth ist. Es zieret zwar GOtt seine Kinder auch mit geistlichen Gaben an Seel vnd Gemüth / vnd da es noth thut / kan sich ein Christ dessen dem Lästerer zu trutz rühmen. Aber es ist vns nicht nützlich / daß wir vns dessen offt vnd viel rühmen / das macht nur einen stoltzen Muth. Eben wie ein Christ keinen Ruhm bey Menschen begehret / vmb zeitlicher Güter willen / so sucht er auch keinen weltlichen Ruhm wegen der geistlichen Gaben / oder wegen geistlicher Offenbarung vnd Erquickung. Er begehret deßwegen für der Welt nicht gesehen seyn. Was aber in der Welt vns könte schimpfflich seyn / deß müssen wir vns zum meisten rühmen.

Die Welt kan sich hierin nicht rühmen. Solt ein Weltkind gequälet / vnter gedruckt / vnd erniedriget werden / darüber in Verachtung gerathen / vnd sich drüber frewen / vnd sich dessen rühmen? ja das wolt er wol thun. Ein Weltkind schämet sich seiner Schwachheit / vnd wird vnwillig über alles / was jhn in der Welt gering macht. Denn seine Lust ist / in Ehr vnd gemach leben / etwas für andern seyn / jmmer oben auß. Darumb kan er sich nicht rühmen als ein Christ. Wer sich rühmet als ein Christ / der rühmet sich deß Creutzes / dessen sich die Welt schämet.

Ein Weltkind soll sich auch dessen nicht rühmen / er ist nicht geschickt dazu. Wann er Vngemach leidet / vnd in Spott fällt / solt das ein Ruhm seyn? mit nichten. Denn Schwachheit vnd Leiden ausserhalb der Gnaden ist kein Ruhm. Die Schwachheit aber vnd das Creutz vnter der Gnaden ist ein grosser Ruhm. Denn allein was einer thut oder leidet in Christo / ist GOtt angenehm: Psal. 116, 15.auch der Todt seiner Heiligen ist werth gehalten für dem HErrn. Darumb wenn sich ein Gottloser ja wolte rühmen seines Leidens / wäre so viel / als wann ein Dieb sich wolt deß Stricks vnd deß Galgen rühmen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0412" n="392"/>
        <p>Hiezu kompt noch eins / deß sich ein Christ rühmen kan / vnd heisst Schwachheit /                      das ist allerley Leyden / Noth vnd Gebrechligkeit / vnd das allein ist / das ein                      Mensch in sich findet / das rühmens werth ist. Es zieret zwar GOtt seine Kinder                      auch mit geistlichen Gaben an Seel vnd Gemüth / vnd da es noth thut / kan sich                      ein Christ dessen dem Lästerer zu trutz rühmen. Aber es ist vns nicht nützlich /                      daß wir vns dessen offt vnd viel rühmen / das macht nur einen stoltzen Muth.                      Eben wie ein Christ keinen Ruhm bey Menschen begehret / vmb zeitlicher Güter                      willen / so sucht er auch keinen weltlichen Ruhm wegen der geistlichen Gaben /                      oder wegen geistlicher Offenbarung vnd Erquickung. Er begehret deßwegen für der                      Welt nicht gesehen seyn. Was aber in der Welt vns könte schimpfflich seyn / deß                      müssen wir vns zum meisten rühmen.</p>
        <p>Die Welt kan sich hierin nicht rühmen. Solt ein Weltkind gequälet / vnter                      gedruckt / vnd erniedriget werden / darüber in Verachtung gerathen / vnd sich                      drüber frewen / vnd sich dessen rühmen? ja das wolt er wol thun. Ein Weltkind                      schämet sich seiner Schwachheit / vnd wird vnwillig über alles / was jhn in der                      Welt gering macht. Denn seine Lust ist / in Ehr vnd gemach leben / etwas für                      andern seyn / jmmer oben auß. Darumb kan er sich nicht rühmen als ein Christ.                      Wer sich rühmet als ein Christ / der rühmet sich deß Creutzes / dessen sich die                      Welt schämet.</p>
        <p>Ein Weltkind soll sich auch dessen nicht rühmen / er ist nicht geschickt dazu.                      Wann er Vngemach leidet / vnd in Spott fällt / solt das ein Ruhm seyn? mit                      nichten. Denn Schwachheit vnd Leiden ausserhalb der Gnaden ist kein Ruhm. Die                      Schwachheit aber vnd das Creutz vnter der Gnaden ist ein grosser Ruhm. Denn                      allein was einer thut oder leidet in Christo / ist GOtt angenehm: <note place="left">Psal. 116, 15.</note>auch der Todt seiner Heiligen ist                      werth gehalten für dem HErrn. Darumb wenn sich ein Gottloser ja wolte rühmen                      seines Leidens / wäre so viel / als wann ein Dieb sich wolt deß Stricks vnd deß                      Galgen rühmen.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[392/0412] Hiezu kompt noch eins / deß sich ein Christ rühmen kan / vnd heisst Schwachheit / das ist allerley Leyden / Noth vnd Gebrechligkeit / vnd das allein ist / das ein Mensch in sich findet / das rühmens werth ist. Es zieret zwar GOtt seine Kinder auch mit geistlichen Gaben an Seel vnd Gemüth / vnd da es noth thut / kan sich ein Christ dessen dem Lästerer zu trutz rühmen. Aber es ist vns nicht nützlich / daß wir vns dessen offt vnd viel rühmen / das macht nur einen stoltzen Muth. Eben wie ein Christ keinen Ruhm bey Menschen begehret / vmb zeitlicher Güter willen / so sucht er auch keinen weltlichen Ruhm wegen der geistlichen Gaben / oder wegen geistlicher Offenbarung vnd Erquickung. Er begehret deßwegen für der Welt nicht gesehen seyn. Was aber in der Welt vns könte schimpfflich seyn / deß müssen wir vns zum meisten rühmen. Die Welt kan sich hierin nicht rühmen. Solt ein Weltkind gequälet / vnter gedruckt / vnd erniedriget werden / darüber in Verachtung gerathen / vnd sich drüber frewen / vnd sich dessen rühmen? ja das wolt er wol thun. Ein Weltkind schämet sich seiner Schwachheit / vnd wird vnwillig über alles / was jhn in der Welt gering macht. Denn seine Lust ist / in Ehr vnd gemach leben / etwas für andern seyn / jmmer oben auß. Darumb kan er sich nicht rühmen als ein Christ. Wer sich rühmet als ein Christ / der rühmet sich deß Creutzes / dessen sich die Welt schämet. Ein Weltkind soll sich auch dessen nicht rühmen / er ist nicht geschickt dazu. Wann er Vngemach leidet / vnd in Spott fällt / solt das ein Ruhm seyn? mit nichten. Denn Schwachheit vnd Leiden ausserhalb der Gnaden ist kein Ruhm. Die Schwachheit aber vnd das Creutz vnter der Gnaden ist ein grosser Ruhm. Denn allein was einer thut oder leidet in Christo / ist GOtt angenehm: auch der Todt seiner Heiligen ist werth gehalten für dem HErrn. Darumb wenn sich ein Gottloser ja wolte rühmen seines Leidens / wäre so viel / als wann ein Dieb sich wolt deß Stricks vnd deß Galgen rühmen. Psal. 116, 15.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/412
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/412>, abgerufen am 17.05.2024.