Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.gel / der jhn mit Fäusten schlage. Was diß sey / davon hat man viel disputiret. Blosse Verfolgung seyn es nicht gewesen / denn nicht glaublich / daß Paulus so hart vnd inständig begehret habe / daß Verfolgung von jhm liesse / wie er saget / daß er wider diß Creutz gebeten. Man weiß / daß in Paulo noch gewohnet die auffrührische Lüste deß alten Menschen / über welche er klaget im 7. CapitelRom. 7, 18. 19. an die Römer. Wenn er solches angesehen / hat er dabey allezeit sein Vnvermögen vnd Vnvollkommenheit erkant. Man weiß auch / daß der Satan jhm mannichmal mit Furcht vnd Schrecken zugesetzet / wie er in der ersten an die Corinther am 2. bekennet /1. Cor. 2, 3. daß er bey jhnen gewesen mit Schwachheit vnd mit Furcht / vnd mit grossem Zittern. Doch scheinets / daß er ein sonderliches Anligen gehabt / was es auch sey / das jhn jnnerlich vnd heimlich im Hertzen gequälet hat / das nennet er hie einen Pfal vnd Stachel im Fleisch / dabey jhm zu muth / als wann er auffm spitzigen Pfal stecke. Denn ein Pfal war / daran man die Leute gespiesset / geereutziget vnd gehenckt hat. Es nennet Paulus diese Angst / deß Satans Püffe: als hätte jhn ein böser Geist vom Satan gesandt / mit Fäusten geschlagen / in dem der böse Feind jhm das hertzliche Leiden jmmer grösser gemacht. Merck ferner auff die Vrsach dieses Creutzes / warumb Gott es dem Apostel zugesandt. GOtt will verwehren / daß er sich nicht überhebe / allermeist der hohen Offenbarung. GOtt hat viel grösser Wolgefallen an der lieben Demuth / als an grossen Gaben vnd Wissenschafft. Darumb wenn er einem Christen feine Gaben gegeben hat / die jhm könten einen Muth machen / schickt er jhm dabey ein solch Creutz zu Hauß / das jhn kan fein niederhalten / damit er nicht stoltz werde. Oeine edle Frucht auff einem rauhen Baum! Was erfindet aber Paulus für einen Rath wider diesen Knüttel deß Satans? Diß ist das dritte hie zu mercken. Seine Kunst ist beten / wie er selbst bekennet / daß er dreymahl dem gel / der jhn mit Fäusten schlage. Was diß sey / davon hat man viel disputiret. Blosse Verfolgung seyn es nicht gewesen / denn nicht glaublich / daß Paulus so hart vnd inständig begehret habe / daß Verfolgung von jhm liesse / wie er saget / daß er wider diß Creutz gebeten. Man weiß / daß in Paulo noch gewohnet die auffrührische Lüste deß alten Menschen / über welche er klaget im 7. CapitelRom. 7, 18. 19. an die Römer. Wenn er solches angesehen / hat er dabey allezeit sein Vnvermögen vnd Vnvollkommenheit erkant. Man weiß auch / daß der Satan jhm mannichmal mit Furcht vñ Schrecken zugesetzet / wie er in der ersten an die Corinther am 2. bekennet /1. Cor. 2, 3. daß er bey jhnen gewesen mit Schwachheit vnd mit Furcht / vnd mit grossem Zittern. Doch scheinets / daß er ein sonderliches Anligen gehabt / was es auch sey / das jhn jnnerlich vnd heimlich im Hertzen gequälet hat / das nennet er hie einen Pfal vnd Stachel im Fleisch / dabey jhm zu muth / als wann er auffm spitzigen Pfal stecke. Denn ein Pfal war / daran man die Leute gespiesset / geereutziget vnd gehenckt hat. Es nennet Paulus diese Angst / deß Satans Püffe: als hätte jhn ein böser Geist vom Satan gesandt / mit Fäusten geschlagen / in dem der böse Feind jhm das hertzliche Leiden jmmer grösser gemacht. Merck ferner auff die Vrsach dieses Creutzes / warumb Gott es dem Apostel zugesandt. GOtt will verwehren / daß er sich nicht überhebe / allermeist der hohen Offenbarung. GOtt hat viel grösser Wolgefallen an der lieben Demuth / als an grossen Gaben vnd Wissenschafft. Darumb wenn er einem Christen feine Gaben gegeben hat / die jhm könten einen Muth machen / schickt er jhm dabey ein solch Creutz zu Hauß / das jhn kan fein niederhalten / damit er nicht stoltz werde. Oeine edle Frucht auff einem rauhen Baum! Was erfindet aber Paulus für einen Rath wider diesen Knüttel deß Satans? Diß ist das dritte hie zu mercken. Seine Kunst ist beten / wie er selbst bekennet / daß er dreymahl dem <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0407" n="387"/> gel / der jhn mit Fäusten schlage. Was diß sey / davon hat man viel disputiret. Blosse Verfolgung seyn es nicht gewesen / denn nicht glaublich / daß Paulus so hart vnd inständig begehret habe / daß Verfolgung von jhm liesse / wie er saget / daß er wider diß Creutz gebeten. Man weiß / daß in Paulo noch gewohnet die auffrührische Lüste deß alten Menschen / über welche er klaget im 7. Capitel<note place="right">Rom. 7, 18. 19.</note> an die Römer. Wenn er solches angesehen / hat er dabey allezeit sein Vnvermögen vnd Vnvollkommenheit erkant. Man weiß auch / daß der Satan jhm mannichmal mit Furcht vñ Schrecken zugesetzet / wie er in der ersten an die Corinther am 2. bekennet /<note place="right">1. 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gel / der jhn mit Fäusten schlage. Was diß sey / davon hat man viel disputiret. Blosse Verfolgung seyn es nicht gewesen / denn nicht glaublich / daß Paulus so hart vnd inständig begehret habe / daß Verfolgung von jhm liesse / wie er saget / daß er wider diß Creutz gebeten. Man weiß / daß in Paulo noch gewohnet die auffrührische Lüste deß alten Menschen / über welche er klaget im 7. Capitel an die Römer. Wenn er solches angesehen / hat er dabey allezeit sein Vnvermögen vnd Vnvollkommenheit erkant. Man weiß auch / daß der Satan jhm mannichmal mit Furcht vñ Schrecken zugesetzet / wie er in der ersten an die Corinther am 2. bekennet / daß er bey jhnen gewesen mit Schwachheit vnd mit Furcht / vnd mit grossem Zittern. Doch scheinets / daß er ein sonderliches Anligen gehabt / was es auch sey / das jhn jnnerlich vnd heimlich im Hertzen gequälet hat / das nennet er hie einen Pfal vnd Stachel im Fleisch / dabey jhm zu muth / als wann er auffm spitzigen Pfal stecke. Denn ein Pfal war / daran man die Leute gespiesset / geereutziget vnd gehenckt hat. Es nennet Paulus diese Angst / deß Satans Püffe: als hätte jhn ein böser Geist vom Satan gesandt / mit Fäusten geschlagen / in dem der böse Feind jhm das hertzliche Leiden jmmer grösser gemacht.
Rom. 7, 18. 19.
1. Cor. 2, 3. Merck ferner auff die Vrsach dieses Creutzes / warumb Gott es dem Apostel zugesandt. GOtt will verwehren / daß er sich nicht überhebe / allermeist der hohen Offenbarung. GOtt hat viel grösser Wolgefallen an der lieben Demuth / als an grossen Gaben vnd Wissenschafft. Darumb wenn er einem Christen feine Gaben gegeben hat / die jhm könten einen Muth machen / schickt er jhm dabey ein solch Creutz zu Hauß / das jhn kan fein niederhalten / damit er nicht stoltz werde. Oeine edle Frucht auff einem rauhen Baum!
Was erfindet aber Paulus für einen Rath wider diesen Knüttel deß Satans? Diß ist das dritte hie zu mercken. Seine Kunst ist beten / wie er selbst bekennet / daß er dreymahl dem
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/407>, abgerufen am 22.07.2024. |