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Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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wie Nabal zu David: Ich bin jhm nichts schuldig / sondern wisse / daß die Liebesschuld sich viel weiter erstreckt / denn sonst alle andere Schuld vnd Pflicht.

Daß wir solches erkennen / führet vns der Apostel PaulusII. De debiti fundamento. V. 8. 9. 10. auff den Grund / nemblich auffs Gebott Gottes: Denn wer den andern liebet / der hat das Gesetz erfüllet. Denn das da gesaget ist: Du solt nicht Ehebrechen / Du solt nicht tödten / Du solt nicht stelen / Du solt nicht falsch Gezeugnüß geben / Dich soll nichts gelüsten / vnd so ein ander Gebott mehr ist / das wird in diesem Wort verfasset: Du sollst deinen Nechsten lieben als dich selbst. Die Liebe thut dem Nechsten nichts böses. So ist nun die Liebe deß Gesetzes Erfüllung.

Bey Erklärung dieser Worten haben wir auff zweyerley zu sehen / 1. auff das Gesetz der Liebe / was die Liebe fodert vnd haben will; vnd denn 2. auff die weite vnd breite der Liebe / wie in jhr bestehet deß Gesetzes Erfüllung.

Das Gesetz von der Liebe lautet also: Du sollst deinenLex charitatis. Nechsten lieben als dich selbst. Das zeiget dir / wie viel die Liebe von dir fodert. Da bedencke / was lieben heisst / wen du lieben sollst / vnd wie du lieben sollst. Liebe ist nicht allein eine jnnerliche Gunst / sondern eine günstige Wolthat. Sie suchet dem Nechsten nicht allein vnschädlich / sondern auch nützlich zu seyn. Sie suchet keinen Nutzen / sondern wircket Nutzen / ohngeacht / daß sie von andern wenig gutes empfanget. Gegen wem aber muß sich die Liebe herauß lassen mit günstiger Wolthat? Das Gesetz der Liebe weiset vns auff den Nechsten: Du solt deinen Nechsten lieben. Fleischliche Weltliebe theilet sich in gewisse Personen / vnd fällt auff die / so vns natürlich verwandt / oder sonsten nützlich vnd zu gefallen seyn. Die göttliche Liebe ist vngetheilet / sondern frey / vnd

wie Nabal zu David: Ich bin jhm nichts schuldig / sondern wisse / daß die Liebesschuld sich viel weiter erstreckt / denn sonst alle andere Schuld vnd Pflicht.

Daß wir solches erkennen / führet vns der Apostel PaulusII. De debiti fundamento. V. 8. 9. 10. auff den Grund / nemblich auffs Gebott Gottes: Denn wer den andern liebet / der hat das Gesetz erfüllet. Denn das da gesaget ist: Du solt nicht Ehebrechen / Du solt nicht tödten / Du solt nicht stelen / Du solt nicht falsch Gezeugnüß geben / Dich soll nichts gelüsten / vnd so ein ander Gebott mehr ist / das wird in diesem Wort verfasset: Du sollst deinen Nechsten lieben als dich selbst. Die Liebe thut dem Nechsten nichts böses. So ist nun die Liebe deß Gesetzes Erfüllung.

Bey Erklärung dieser Worten haben wir auff zweyerley zu sehen / 1. auff das Gesetz der Liebe / was die Liebe fodert vnd haben will; vnd denn 2. auff die weite vnd breite der Liebe / wie in jhr bestehet deß Gesetzes Erfüllung.

Das Gesetz von der Liebe lautet also: Du sollst deinenLex charitatis. Nechsten lieben als dich selbst. Das zeiget dir / wie viel die Liebe von dir fodert. Da bedencke / was lieben heisst / wen du lieben sollst / vnd wie du lieben sollst. Liebe ist nicht allein eine jnnerliche Gunst / sondern eine günstige Wolthat. Sie suchet dem Nechsten nicht allein vnschädlich / sondern auch nützlich zu seyn. Sie suchet keinen Nutzen / sondern wircket Nutzen / ohngeacht / daß sie von andern wenig gutes empfanget. Gegen wem aber muß sich die Liebe herauß lassen mit günstiger Wolthat? Das Gesetz der Liebe weiset vns auff den Nechsten: Du solt deinen Nechsten lieben. Fleischliche Weltliebe theilet sich in gewisse Personen / vnd fällt auff die / so vns natürlich verwandt / oder sonsten nützlich vnd zu gefallen seyn. Die göttliche Liebe ist vngetheilet / sondern frey / vnd

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[283/0303] wie Nabal zu David: Ich bin jhm nichts schuldig / sondern wisse / daß die Liebesschuld sich viel weiter erstreckt / denn sonst alle andere Schuld vnd Pflicht. Daß wir solches erkennen / führet vns der Apostel Paulus auff den Grund / nemblich auffs Gebott Gottes: Denn wer den andern liebet / der hat das Gesetz erfüllet. Denn das da gesaget ist: Du solt nicht Ehebrechen / Du solt nicht tödten / Du solt nicht stelen / Du solt nicht falsch Gezeugnüß geben / Dich soll nichts gelüsten / vnd so ein ander Gebott mehr ist / das wird in diesem Wort verfasset: Du sollst deinen Nechsten lieben als dich selbst. Die Liebe thut dem Nechsten nichts böses. So ist nun die Liebe deß Gesetzes Erfüllung. II. De debiti fundamento. V. 8. 9. 10. Bey Erklärung dieser Worten haben wir auff zweyerley zu sehen / 1. auff das Gesetz der Liebe / was die Liebe fodert vnd haben will; vnd denn 2. auff die weite vnd breite der Liebe / wie in jhr bestehet deß Gesetzes Erfüllung. Das Gesetz von der Liebe lautet also: Du sollst deinen Nechsten lieben als dich selbst. Das zeiget dir / wie viel die Liebe von dir fodert. Da bedencke / was lieben heisst / wen du lieben sollst / vnd wie du lieben sollst. Liebe ist nicht allein eine jnnerliche Gunst / sondern eine günstige Wolthat. Sie suchet dem Nechsten nicht allein vnschädlich / sondern auch nützlich zu seyn. Sie suchet keinen Nutzen / sondern wircket Nutzen / ohngeacht / daß sie von andern wenig gutes empfanget. Gegen wem aber muß sich die Liebe herauß lassen mit günstiger Wolthat? Das Gesetz der Liebe weiset vns auff den Nechsten: Du solt deinen Nechsten lieben. Fleischliche Weltliebe theilet sich in gewisse Personen / vnd fällt auff die / so vns natürlich verwandt / oder sonsten nützlich vnd zu gefallen seyn. Die göttliche Liebe ist vngetheilet / sondern frey / vnd Lex charitatis.

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/303>, abgerufen am 25.11.2024.