Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.Nun ist gleichwol Klugheit eine Gabe Gottes / wer dieselbe hat / mag vnd muß dieselbe als eine Gabe Gottes in sich erkennen / vnd GOtt dafür dancken. So ist nun nicht verbotten / klug seyn / oder die Klugheit / die GOtt gegeben hat / erkennen, sondern / daß einer sich klug vorkompt / wenn doch keine Klugheit da ist; oder so Klugheit da ist / daß er der mißbrauchet / auff seinem steiffen Sinn bestehet / sich nicht will einreden lassen / will alles besser wissen / anderer Leute Rath vnd That verachten / vnd sich auff eigene Klugheit verlässet. Wie Reichthumb gut ist / vnd Gottes Gabe; aber auff Reichthumb bawen nicht gut ist; also ist Weißheit gut / vnd Gottes Gabe; aber auff Weißheit pochen vnd sich verlassen / vnd sich deß zu mehr für andere Leute einbilden / taugt nicht. Der König Salomon war auch klug / doch spricht er im 3. Cap. seiner Sprichwörter: Prov. 3, 5. 7.Verlaß dich auff den HERRN von gantzem Hertzen / vnd verlaß dich nicht auff deinen Verstand. Düncke dich nicht weise seyn / sondern fürchte den HERRN. Wer klug ist / der erkennet seine Nichtigkeit; wer aber seine Nichtigkeit nicht erkennet / sondern noch was seyn will / der ist nicht klug. Auß solchem Eigendünckel entspringet Hochmuth. Wann ein Laßdünckel seines gleichen für sich findet / ist er der beste. Einem jeglichen gefället seine Weise wol / drumb ist das Land Narren voll. So aber der Laßdünckel sihet / daß ein ander höher ist / vnd mehr gilt / als er selbst; das kräncket jhn / vnd wanns bey jhm stünde / würde er jhm selbst keine Ruhe lassen / biß er dem andern gleich wäre. Dagegen vermahnet der Geist Gottes: Trachtet nicht nach hohen Dingen / sondern haltet euch herunter zu den niedrigen. Ist eine Regel / die bey der Welt nicht gilt / denn da denckt man nur / wie man hoch seyn will. Doch gilt sie bey den Heiligen / die mit David sagen wollen auß dem 131. Psalm: Nun ist gleichwol Klugheit eine Gabe Gottes / wer dieselbe hat / mag vnd muß dieselbe als eine Gabe Gottes in sich erkennen / vnd GOtt dafür dancken. So ist nun nicht verbotten / klug seyn / oder die Klugheit / die GOtt gegeben hat / erkennen, sondern / daß einer sich klug vorkompt / wenn doch keine Klugheit da ist; oder so Klugheit da ist / daß er der mißbrauchet / auff seinem steiffen Sinn bestehet / sich nicht will einreden lassen / will alles besser wissen / anderer Leute Rath vnd That verachten / vnd sich auff eigene Klugheit verlässet. Wie Reichthumb gut ist / vnd Gottes Gabe; aber auff Reichthumb bawen nicht gut ist; also ist Weißheit gut / vnd Gottes Gabe; aber auff Weißheit pochen vnd sich verlassen / vnd sich deß zu mehr für andere Leute einbilden / taugt nicht. Der König Salomon war auch klug / doch spricht er im 3. Cap. seiner Sprichwörter: Prov. 3, 5. 7.Verlaß dich auff den HERRN von gantzem Hertzen / vnd verlaß dich nicht auff deinen Verstand. Düncke dich nicht weise seyn / sondern fürchte den HERRN. Wer klug ist / der erkennet seine Nichtigkeit; wer aber seine Nichtigkeit nicht erkennet / sondern noch was seyn will / der ist nicht klug. Auß solchem Eigendünckel entspringet Hochmuth. Wann ein Laßdünckel seines gleichen für sich findet / ist er der beste. Einem jeglichen gefället seine Weise wol / drumb ist das Land Narren voll. So aber der Laßdünckel sihet / daß ein ander höher ist / vnd mehr gilt / als er selbst; das kräncket jhn / vnd wanns bey jhm stünde / würde er jhm selbst keine Ruhe lassen / biß er dem andern gleich wäre. Dagegen vermahnet der Geist Gottes: Trachtet nicht nach hohen Dingen / sondern haltet euch herunter zu den niedrigen. Ist eine Regel / die bey der Welt nicht gilt / denn da denckt man nur / wie man hoch seyn will. 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Nun ist gleichwol Klugheit eine Gabe Gottes / wer dieselbe hat / mag vnd muß dieselbe als eine Gabe Gottes in sich erkennen / vnd GOtt dafür dancken. So ist nun nicht verbotten / klug seyn / oder die Klugheit / die GOtt gegeben hat / erkennen, sondern / daß einer sich klug vorkompt / wenn doch keine Klugheit da ist; oder so Klugheit da ist / daß er der mißbrauchet / auff seinem steiffen Sinn bestehet / sich nicht will einreden lassen / will alles besser wissen / anderer Leute Rath vnd That verachten / vnd sich auff eigene Klugheit verlässet. Wie Reichthumb gut ist / vnd Gottes Gabe; aber auff Reichthumb bawen nicht gut ist; also ist Weißheit gut / vnd Gottes Gabe; aber auff Weißheit pochen vnd sich verlassen / vnd sich deß zu mehr für andere Leute einbilden / taugt nicht. Der König Salomon war auch klug / doch spricht er im 3. Cap. seiner Sprichwörter: Verlaß dich auff den HERRN von gantzem Hertzen / vnd verlaß dich nicht auff deinen Verstand. Düncke dich nicht weise seyn / sondern fürchte den HERRN. Wer klug ist / der erkennet seine Nichtigkeit; wer aber seine Nichtigkeit nicht erkennet / sondern noch was seyn will / der ist nicht klug.
Prov. 3, 5. 7. Auß solchem Eigendünckel entspringet Hochmuth. Wann ein Laßdünckel seines gleichen für sich findet / ist er der beste. Einem jeglichen gefället seine Weise wol / drumb ist das Land Narren voll. So aber der Laßdünckel sihet / daß ein ander höher ist / vnd mehr gilt / als er selbst; das kräncket jhn / vnd wanns bey jhm stünde / würde er jhm selbst keine Ruhe lassen / biß er dem andern gleich wäre.
Dagegen vermahnet der Geist Gottes: Trachtet nicht nach hohen Dingen / sondern haltet euch herunter zu den niedrigen. Ist eine Regel / die bey der Welt nicht gilt / denn da denckt man nur / wie man hoch seyn will. Doch gilt sie bey den Heiligen / die mit David sagen wollen auß dem 131. Psalm:
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/290>, abgerufen am 22.07.2024. |