Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.Sihe / hie bin ich. Sihe / so sehr gefällts dem HERRN / sich der Heiligen Notturfft annehmen. O wie viel würde der bey GOtt gelten / der dieses Wolgefallen seines Gottes wolte in acht nehmen! Wenn Paulus der Heiligen gedenckt / in dem er saget: Nehmet euch der Heiligen Notturfft an; zeiget er nicht allein / was es für Leute seyn / gegen welchen wir also gutthätig seyn sollen; nemblich Christen / die vnsere Brüder vnd Schwestern für GOtt seyn: sondern reitzet vns auch / Christen gutes zu thun. Denn was man an Heiligen wendet / ist billich groß zu achten. Ich glaub nicht / daß einer sey / der nicht würde für ein Glück achten / wann er einem Engel / oder Abraham / oder Paulo / oder einem andern Heiligen etwas solte zu gute thun. Nun aber ist ein jeglicher glaubiger Christ ein Heiliger. Denn GOtt hat sein Blut vnd Todt / sein Geist vnd Wort an vns gewandt dazu / daß wir heilig würden / vnd soll sich auch kein einiger Christ vnrein achten / es sey dann / daß er Gottes Geist vnd Blut für vnrein achte. Es ist ja offt ein Christ für der Welt ein arme / nackete / hungerige / verlassene Creatur / du aber / so du ein Christliches Hertz hast / wann du jhn in solcher Dürfftigkeit findest / gedencke / wie du einen Heiligen für dir hast / vnd einen solchen Heiligen / der Christi deines Erlösers Glied ist / daß auch Christus jhm selbst alles wird zuziehen / was jhm dem nothleidenden Bruder geschehen ist / es sey gutes oder böses. Wiewol auff mancherley weise man Nottürfftigen kan beyspringen; dann wie mancherley Noth ist / also kan man auch auff mancherley art sich der Heiligen Notturfft annehmen / als daß man die Hungerigen speise / die Durstigen träncke / die Nacketen kleide / die Erfrorne erwärme: So gedenckt doch der Apostel Paulus allhie nur absonderlich einer art / nemblich der Gastfreyheit / welches fast alles ander in sich begreiffet: Herberget gerne. Jaget der Gastfreyheit nach; strebet darnach / daß jhr gerne beherberget / vnd gastfrey seyd. Ist ein Ding / das zu dieser Zeit wenig geachtet wird. Mancher der vmb sein Geld begehret zu zehren / hat Sihe / hie bin ich. Sihe / so sehr gefällts dem HERRN / sich der Heiligen Notturfft annehmen. O wie viel würde der bey GOtt gelten / der dieses Wolgefallen seines Gottes wolte in acht nehmen! Wenn Paulus der Heiligen gedenckt / in dem er saget: Nehmet euch der Heiligen Notturfft an; zeiget er nicht allein / was es für Leute seyn / gegen welchen wir also gutthätig seyn sollen; nemblich Christen / die vnsere Brüder vnd Schwestern für GOtt seyn: sondern reitzet vns auch / Christen gutes zu thun. Denn was man an Heiligen wendet / ist billich groß zu achten. Ich glaub nicht / daß einer sey / der nicht würde für ein Glück achten / wann er einem Engel / oder Abraham / oder Paulo / oder einem andern Heiligen etwas solte zu gute thun. Nun aber ist ein jeglicher glaubiger Christ ein Heiliger. Denn GOtt hat sein Blut vnd Todt / sein Geist vnd Wort an vns gewandt dazu / daß wir heilig würden / vnd soll sich auch kein einiger Christ vnrein achten / es sey dann / daß er Gottes Geist vnd Blut für vnrein achte. Es ist ja offt ein Christ für der Welt ein arme / nackete / hungerige / verlassene Creatur / du aber / so du ein Christliches Hertz hast / wann du jhn in solcher Dürfftigkeit findest / gedencke / wie du einen Heiligen für dir hast / vnd einen solchen Heiligen / der Christi deines Erlösers Glied ist / daß auch Christus jhm selbst alles wird zuziehen / was jhm dem nothleidenden Bruder geschehen ist / es sey gutes oder böses. Wiewol auff mancherley weise man Nottürfftigen kan beyspringen; dann wie mancherley Noth ist / also kan man auch auff mancherley art sich der Heiligen Notturfft annehmen / als daß man die Hungerigen speise / die Durstigen träncke / die Nacketen kleide / die Erfrorne erwärme: So gedenckt doch der Apostel Paulus allhie nur absonderlich einer art / nemblich der Gastfreyheit / welches fast alles ander in sich begreiffet: Herberget gerne. Jaget der Gastfreyheit nach; strebet darnach / daß jhr gerne beherberget / vnd gastfrey seyd. 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Denn GOtt hat sein Blut vnd Todt / sein Geist vnd Wort an vns gewandt dazu / daß wir heilig würden / vnd soll sich auch kein einiger Christ vnrein achten / es sey dann / daß er Gottes Geist vnd Blut für vnrein achte. Es ist ja offt ein Christ für der Welt ein arme / nackete / hungerige / verlassene Creatur / du aber / so du ein Christliches Hertz hast / wann du jhn in solcher Dürfftigkeit findest / gedencke / wie du einen Heiligen für dir hast / vnd einen solchen Heiligen / der Christi deines Erlösers Glied ist / daß auch Christus jhm selbst alles wird zuziehen / was jhm dem nothleidenden Bruder geschehen ist / es sey gutes oder böses.</p> <p>Wiewol auff mancherley weise man Nottürfftigen kan beyspringen; dann wie mancherley Noth ist / also kan man auch auff mancherley art sich der Heiligen Notturfft annehmen / als daß man die Hungerigen speise / die Durstigen träncke / die Nacketen kleide / die Erfrorne erwärme: So gedenckt doch der Apostel Paulus allhie nur absonderlich einer art / nemblich der Gastfreyheit / welches fast alles ander in sich begreiffet: Herberget gerne. Jaget der Gastfreyheit nach; strebet darnach / daß jhr gerne beherberget / vnd gastfrey seyd. 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Sihe / hie bin ich. Sihe / so sehr gefällts dem HERRN / sich der Heiligen Notturfft annehmen. O wie viel würde der bey GOtt gelten / der dieses Wolgefallen seines Gottes wolte in acht nehmen!
Wenn Paulus der Heiligen gedenckt / in dem er saget: Nehmet euch der Heiligen Notturfft an; zeiget er nicht allein / was es für Leute seyn / gegen welchen wir also gutthätig seyn sollen; nemblich Christen / die vnsere Brüder vnd Schwestern für GOtt seyn: sondern reitzet vns auch / Christen gutes zu thun. Denn was man an Heiligen wendet / ist billich groß zu achten. Ich glaub nicht / daß einer sey / der nicht würde für ein Glück achten / wann er einem Engel / oder Abraham / oder Paulo / oder einem andern Heiligen etwas solte zu gute thun. Nun aber ist ein jeglicher glaubiger Christ ein Heiliger. Denn GOtt hat sein Blut vnd Todt / sein Geist vnd Wort an vns gewandt dazu / daß wir heilig würden / vnd soll sich auch kein einiger Christ vnrein achten / es sey dann / daß er Gottes Geist vnd Blut für vnrein achte. Es ist ja offt ein Christ für der Welt ein arme / nackete / hungerige / verlassene Creatur / du aber / so du ein Christliches Hertz hast / wann du jhn in solcher Dürfftigkeit findest / gedencke / wie du einen Heiligen für dir hast / vnd einen solchen Heiligen / der Christi deines Erlösers Glied ist / daß auch Christus jhm selbst alles wird zuziehen / was jhm dem nothleidenden Bruder geschehen ist / es sey gutes oder böses.
Wiewol auff mancherley weise man Nottürfftigen kan beyspringen; dann wie mancherley Noth ist / also kan man auch auff mancherley art sich der Heiligen Notturfft annehmen / als daß man die Hungerigen speise / die Durstigen träncke / die Nacketen kleide / die Erfrorne erwärme: So gedenckt doch der Apostel Paulus allhie nur absonderlich einer art / nemblich der Gastfreyheit / welches fast alles ander in sich begreiffet: Herberget gerne. Jaget der Gastfreyheit nach; strebet darnach / daß jhr gerne beherberget / vnd gastfrey seyd. Ist ein Ding / das zu dieser Zeit wenig geachtet wird. Mancher der vmb sein Geld begehret zu zehren / hat
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/286>, abgerufen am 22.07.2024. |