Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.sten gebüret / wirds nicht heissen / daß ich jhm Ehre angethan / sondern daß ich seiner gespottet hätte. Ein Fürst ehre die Vnterthanen als Vnterthanen; vnd die Vnterthanen ehren den Fürsten als einen Fürsten; der Bawer ehre den Edelman als einen Edelman / vnd der Edelman ehre den Bawren als einen Bawren. Vnd da warte einer nicht auff den andern. Der Herr gedencke nicht / ich bin ein Herr / darumm soll mein Knecht mich erst ehren als einen Herrn / so will ich jhm auch vnter Augen gehen mit der Ehrerbietung / die jhm gebüret; sondern er komme dem Knecht zuvor / vnd reitze einer den andern. Also einem jeglichen erzeige die Ehre / die jhm nach seinem Stande gebüret; vnd warte nicht / biß er den Anfang mache in der Ehrerbietigkeit / vnd dich ehre nach deines Standes gebühr; sondern komm jhm zuvor. Das wird aber wol nicht geschehen / wo der Grund nicht in reiner Liebe geleget ist. Die Liebe verachtet nicht die Gaben deß Nechsten in seinem Stande / sondern schätzet dieselben hoch / vnd ehret sie / allermeist darumb / daß der Nechster ein Mitglied Christi ist. Wann ich gedencke an die einwohnende Freundligkeit Christi / soll ich einen jeglichen / er sey auch wer er will / hoch vnd ehrlich halten. Da will sichs nicht schicken / daß ich vmb Gebrechligkeit willen jhn geringschätzig achte; sondern ich soll gedencken; Sihe / mein GOtt ehret jhn mit seiner freundlichen Gegenwart / vnd macht jhn zu seinem Tempel / darumb ehre ich jhn / als eineu Tempel meines HERRN; ist er dem nicht zu gering / soll er mir auch nicht zu gering seyn. Alsdann kan in acht genommen werden / was hie Paulus saget: In der Ehre komme einer dem andern zuvor. Vnd zun Philippern am 2. Cap. Phil. 2, 3.Durch Demuth achtet euch vnter einander einer den andern höher / denn sich selbst. Zum fünfften folgen drey Regeln / die vns vnterrichten in vnserm Thun vnd Arbeit / in den Geschäfften vnsers Beruffs / das V. 11.auch zur Liebe gehöret: Seyd nicht träg was jhr thun solt; sten gebüret / wirds nicht heissen / daß ich jhm Ehre angethan / sondern daß ich seiner gespottet hätte. Ein Fürst ehre die Vnterthanen als Vnterthanen; vnd die Vnterthanen ehren den Fürsten als einen Fürsten; der Bawer ehre den Edelman als einen Edelman / vnd der Edelman ehre den Bawren als einen Bawren. Vnd da warte einer nicht auff den andern. Der Herr gedencke nicht / ich bin ein Herr / darum̃ soll mein Knecht mich erst ehrẽ als einen Herrn / so will ich jhm auch vnter Augen gehen mit der Ehrerbietung / die jhm gebüret; sondern er komme dem Knecht zuvor / vnd reitze einer den andern. Also einem jeglichen erzeige die Ehre / die jhm nach seinem Stande gebüret; vnd warte nicht / biß er den Anfang mache in der Ehrerbietigkeit / vnd dich ehre nach deines Standes gebühr; sondern komm jhm zuvor. Das wird aber wol nicht geschehen / wo der Grund nicht in reiner Liebe geleget ist. Die Liebe verachtet nicht die Gaben deß Nechsten in seinem Stande / sondern schätzet dieselben hoch / vnd ehret sie / allermeist darumb / daß der Nechster ein Mitglied Christi ist. Wann ich gedencke an die einwohnende Freundligkeit Christi / soll ich einen jeglichen / er sey auch wer er will / hoch vnd ehrlich halten. Da will sichs nicht schicken / daß ich vmb Gebrechligkeit willen jhn geringschätzig achte; sondern ich soll gedencken; Sihe / mein GOtt ehret jhn mit seiner freundlichen Gegenwart / vnd macht jhn zu seinem Tempel / darumb ehre ich jhn / als eineu Tempel meines HERRN; ist er dem nicht zu gering / soll er mir auch nicht zu gering seyn. Alsdann kan in acht genommen werden / was hie Paulus saget: In der Ehre komme einer dem andern zuvor. Vnd zun Philippern am 2. Cap. Phil. 2, 3.Durch Demuth achtet euch vnter einander einer den andern höher / denn sich selbst. Zum fünfften folgen drey Regeln / die vns vnterrichten in vnserm Thun vnd Arbeit / in den Geschäfften vnsers Beruffs / das V. 11.auch zur Liebe gehöret: Seyd nicht träg was jhr thun solt; <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0280" n="260"/> sten gebüret / wirds nicht heissen / daß ich jhm Ehre angethan / sondern daß ich seiner gespottet hätte. Ein Fürst ehre die Vnterthanen als Vnterthanen; vnd die Vnterthanen ehren den Fürsten als einen Fürsten; der Bawer ehre den Edelman als einen Edelman / vnd der Edelman ehre den Bawren als einen Bawren. Vnd da warte einer nicht auff den andern. Der Herr gedencke nicht / ich bin ein Herr / darum̃ soll mein Knecht mich erst ehrẽ als einen Herrn / so will ich jhm auch vnter Augen gehen mit der Ehrerbietung / die jhm gebüret; sondern er komme dem Knecht zuvor / vnd reitze einer den andern. Also einem jeglichen erzeige die Ehre / die jhm nach seinem Stande gebüret; vnd warte nicht / biß er den Anfang mache in der Ehrerbietigkeit / vnd dich ehre nach deines Standes gebühr; sondern komm jhm zuvor. Das wird aber wol nicht geschehen / wo der Grund nicht in reiner Liebe geleget ist. Die Liebe verachtet nicht die Gaben deß Nechsten in seinem Stande / sondern schätzet dieselben hoch / vnd ehret sie / allermeist darumb / daß der Nechster ein Mitglied Christi ist. Wann ich gedencke an die einwohnende Freundligkeit Christi / soll ich einen jeglichen / er sey auch wer er will / hoch vnd ehrlich halten. Da will sichs nicht schicken / daß ich vmb Gebrechligkeit willen jhn geringschätzig achte; sondern ich soll gedencken; Sihe / mein GOtt ehret jhn mit seiner freundlichen Gegenwart / vnd macht jhn zu seinem Tempel / darumb ehre ich jhn / als eineu Tempel meines HERRN; ist er dem nicht zu gering / soll er mir auch nicht zu gering seyn. 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sten gebüret / wirds nicht heissen / daß ich jhm Ehre angethan / sondern daß ich seiner gespottet hätte. Ein Fürst ehre die Vnterthanen als Vnterthanen; vnd die Vnterthanen ehren den Fürsten als einen Fürsten; der Bawer ehre den Edelman als einen Edelman / vnd der Edelman ehre den Bawren als einen Bawren. Vnd da warte einer nicht auff den andern. Der Herr gedencke nicht / ich bin ein Herr / darum̃ soll mein Knecht mich erst ehrẽ als einen Herrn / so will ich jhm auch vnter Augen gehen mit der Ehrerbietung / die jhm gebüret; sondern er komme dem Knecht zuvor / vnd reitze einer den andern. Also einem jeglichen erzeige die Ehre / die jhm nach seinem Stande gebüret; vnd warte nicht / biß er den Anfang mache in der Ehrerbietigkeit / vnd dich ehre nach deines Standes gebühr; sondern komm jhm zuvor. Das wird aber wol nicht geschehen / wo der Grund nicht in reiner Liebe geleget ist. Die Liebe verachtet nicht die Gaben deß Nechsten in seinem Stande / sondern schätzet dieselben hoch / vnd ehret sie / allermeist darumb / daß der Nechster ein Mitglied Christi ist. Wann ich gedencke an die einwohnende Freundligkeit Christi / soll ich einen jeglichen / er sey auch wer er will / hoch vnd ehrlich halten. Da will sichs nicht schicken / daß ich vmb Gebrechligkeit willen jhn geringschätzig achte; sondern ich soll gedencken; Sihe / mein GOtt ehret jhn mit seiner freundlichen Gegenwart / vnd macht jhn zu seinem Tempel / darumb ehre ich jhn / als eineu Tempel meines HERRN; ist er dem nicht zu gering / soll er mir auch nicht zu gering seyn. Alsdann kan in acht genommen werden / was hie Paulus saget: In der Ehre komme einer dem andern zuvor. Vnd zun Philippern am 2. Cap. Durch Demuth achtet euch vnter einander einer den andern höher / denn sich selbst.
Phil. 2, 3. Zum fünfften folgen drey Regeln / die vns vnterrichten in vnserm Thun vnd Arbeit / in den Geschäfften vnsers Beruffs / das auch zur Liebe gehöret: Seyd nicht träg was jhr thun solt;
V. 11.
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/280>, abgerufen am 16.02.2025. |