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Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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sein Leben zu ernewern. Dazu GOtt Krafft vnd Gnade verleihe / Amen.

Regula I. V. 9.

DIe Liebe ist eine Mutter aller Christlichen Vbungen / darumb muß sie auch forn an stehen. Die Liebe sey nicht falsch. Weil Paulus damit vmbgehet / daß er beschreibe das Ampt eines Christen gegen dem Nechsten / wird hie auch geredet von der Liebe deß Nechsten. Die soll nicht falsch seyn. Denn es ist eine zweyfache Liebe / eine reine Liebe / vnd eine falsche Liebe. Nicht daß die Liebe an jhr selbst könte vnrein vnd falsch seyn / sondern daß mancher Liebe fürgibt / wann schon nichts dahinden ist. Das ist eine doppelte Sünde. Erstlich ist gesündiget / daß man nicht liebet / zum andern sündiget man / daß man Liebe auß gibt / da keine ist. Vor solcher heuchlischen Liebe warnet vns hie der H. Geist durch Paulum: Die Liebe sey nicht falsch; Also hat er 1. Joh. 3, 18.vns auch gewarnet durch seinen Diener Johannem: Lasst vns nicht lieben mit Worten / sondern in der That vnd Warheit. So nun ein Christ bey jhm vermercket / daß seine Liebe nur in Worten bestehe / vnd befindet ein anders in seinem Hertzen / als er sich äusserlich fürgibt / so gedencke er hieran: Die Liebesey nicht falsch. Es ist aber reine Liebe thewer / vnd ein seltzam Ding auff Erden / denn es gehöret auch viel dazu. Was aber dazu gehöret / das beschreibet Paulus in folgenden Regeln.

Reg. II. V. 9.

So folget nun das ander: Hasset das arge / hanget dem guten an. Diß ist ein Stück / das zur reinen Liebe gehöret. Die falsche vnd heuchlische Liebe lässet jhr wolgefallen / was ein ander thut; schweiget vnd lachet auch wol dazu / wo der Nechster übel thut / vnd will jhm nicht zu wider seyn. Aber wo die Liebe rein ist / da hasset man das böse. Denn die reine Liebe gehet auß GOTT. Darumb muß man das arge hassen / also daß man sich dafür entsetze / als für einem Grewel. Hassen muß man das arge / aber in

sein Leben zu ernewern. Dazu GOtt Krafft vnd Gnade verleihe / Amen.

Regula I. V. 9.

DIe Liebe ist eine Mutter aller Christlichen Vbungen / darumb muß sie auch forn an stehen. Die Liebe sey nicht falsch. Weil Paulus damit vmbgehet / daß er beschreibe das Ampt eines Christen gegen dem Nechsten / wird hie auch geredet von der Liebe deß Nechsten. Die soll nicht falsch seyn. Denn es ist eine zweyfache Liebe / eine reine Liebe / vnd eine falsche Liebe. Nicht daß die Liebe an jhr selbst könte vnrein vnd falsch seyn / sondern daß mancher Liebe fürgibt / wann schon nichts dahinden ist. Das ist eine doppelte Sünde. Erstlich ist gesündiget / daß man nicht liebet / zum andern sündiget man / daß man Liebe auß gibt / da keine ist. Vor solcher heuchlischen Liebe warnet vns hie der H. Geist durch Paulum: Die Liebe sey nicht falsch; Also hat er 1. Joh. 3, 18.vns auch gewarnet durch seinen Diener Johannem: Lasst vns nicht lieben mit Worten / sondern in der That vnd Warheit. So nun ein Christ bey jhm vermercket / daß seine Liebe nur in Worten bestehe / vnd befindet ein anders in seinem Hertzen / als er sich äusserlich fürgibt / so gedencke er hieran: Die Liebesey nicht falsch. Es ist aber reine Liebe thewer / vnd ein seltzam Ding auff Erden / denn es gehöret auch viel dazu. Was aber dazu gehöret / das beschreibet Paulus in folgenden Regeln.

Reg. II. V. 9.

So folget nun das ander: Hasset das arge / hanget dem guten an. Diß ist ein Stück / das zur reinen Liebe gehöret. Die falsche vnd heuchlische Liebe lässet jhr wolgefallen / was ein ander thut; schweiget vnd lachet auch wol dazu / wo der Nechster übel thut / vnd will jhm nicht zu wider seyn. Aber wo die Liebe rein ist / da hasset man das böse. Denn die reine Liebe gehet auß GOTT. Darumb muß man das arge hassen / also daß man sich dafür entsetze / als für einem Grewel. Hassen muß man das arge / aber in

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[256/0276] sein Leben zu ernewern. Dazu GOtt Krafft vnd Gnade verleihe / Amen. DIe Liebe ist eine Mutter aller Christlichen Vbungen / darumb muß sie auch forn an stehen. Die Liebe sey nicht falsch. Weil Paulus damit vmbgehet / daß er beschreibe das Ampt eines Christen gegen dem Nechsten / wird hie auch geredet von der Liebe deß Nechsten. Die soll nicht falsch seyn. Denn es ist eine zweyfache Liebe / eine reine Liebe / vnd eine falsche Liebe. Nicht daß die Liebe an jhr selbst könte vnrein vnd falsch seyn / sondern daß mancher Liebe fürgibt / wann schon nichts dahinden ist. Das ist eine doppelte Sünde. Erstlich ist gesündiget / daß man nicht liebet / zum andern sündiget man / daß man Liebe auß gibt / da keine ist. Vor solcher heuchlischen Liebe warnet vns hie der H. Geist durch Paulum: Die Liebe sey nicht falsch; Also hat er vns auch gewarnet durch seinen Diener Johannem: Lasst vns nicht lieben mit Worten / sondern in der That vnd Warheit. So nun ein Christ bey jhm vermercket / daß seine Liebe nur in Worten bestehe / vnd befindet ein anders in seinem Hertzen / als er sich äusserlich fürgibt / so gedencke er hieran: Die Liebesey nicht falsch. Es ist aber reine Liebe thewer / vnd ein seltzam Ding auff Erden / denn es gehöret auch viel dazu. Was aber dazu gehöret / das beschreibet Paulus in folgenden Regeln. 1. Joh. 3, 18. So folget nun das ander: Hasset das arge / hanget dem guten an. Diß ist ein Stück / das zur reinen Liebe gehöret. Die falsche vnd heuchlische Liebe lässet jhr wolgefallen / was ein ander thut; schweiget vnd lachet auch wol dazu / wo der Nechster übel thut / vnd will jhm nicht zu wider seyn. Aber wo die Liebe rein ist / da hasset man das böse. Denn die reine Liebe gehet auß GOTT. Darumb muß man das arge hassen / also daß man sich dafür entsetze / als für einem Grewel. Hassen muß man das arge / aber in

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/276>, abgerufen am 25.11.2024.