Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

dennoch sagen muß: Ich bin eine vnnütze Magd / ich hab nicht mehr gethan / als was ich schuldig bin. Hernach bekennet sie jre Niedrigkeit / nicht allein darumb / daß sie neben andern Menschen für Gott eine schwache / ohnmächtige / vnnd gantz nichtige Creatur ist; sondern vornemblich / daß sie für andern Menschen insonderheit eine arme verachte elende Magd gewesen / welche manches stoltzes Weib nicht würdig geachtet / daß es sie solte ansehen. Dieser jhrer Vnwürdigkeit vnd Niedrigkeit setzet sie entgegen Gottes Macht vnd Heyligkeit / vnnd machet damit klar vnndoffenbar / wie groß diß Gnadenwerck Gottes sey / daß GOtt hie gethan. Darumb will Maria so viel sagen: Wiewol Gott mächtig ist / heylig vnd hochgelobet in Ewigkeit / verachtet er doch das Niedrige nicht / sondern hat mich arme / vnnd für jedermann verachte Magd gnädiglich angesehen / vnnd mir vnwürdigen vnnd nichtigen Geschöpff so eine vnaußsprechliche Wolthat wiederfahr en lassen / daß ich seyn muß eine Mutter Gottes. Woher kompt aber das? Es ist nicht mein Verdienst noch Würdigkeit / sondern Barmhertzigkeit Dann seine Barmhertzigkeit wäret jmmer für vnd für / bey denen die jhn fürchten.

Das gehet vns alle mit an / wie vnwürdiger vnnd elender wir seyn / wie höher die Erlösung ist / die Gott vns in seinem Sohn bereytet; vnnd wie mehr wir GOttes Macht / Heyligkeit vnnd Barmhertzigkeit zu preisen haben.

Insonderheit preiset die liebe Jungfraw allhie die sonderbareImprimis, ut opus videntiae mirabilis. V. 51. 52. 53. vnnd wunderbahre Regierung GOttes; gegen Hohe vnd Niedrige. Er übet Gewalt mit seinem Arme / vnnd zerstrewet die hoffärtig seynd in jhres Hertzen Sinn; er stosset die Gewaltigen vom Stule / vnd erhebt die Elenden; die Hungerigen füllet er mit Gütern / vnd lässet die Reichen lähr.

dennoch sagen muß: Ich bin eine vnnütze Magd / ich hab nicht mehr gethan / als was ich schuldig bin. Hernach bekennet sie jre Niedrigkeit / nicht allein darumb / daß sie neben andern Menschen für Gott eine schwache / ohnmächtige / vnnd gantz nichtige Creatur ist; sondern vornemblich / daß sie für andern Menschen insonderheit eine arme verachte elende Magd gewesen / welche manches stoltzes Weib nicht würdig geachtet / daß es sie solte ansehen. Dieser jhrer Vnwürdigkeit vnd Niedrigkeit setzet sie entgegen Gottes Macht vnd Heyligkeit / vnnd machet damit klar vnndoffenbar / wie groß diß Gnadenwerck Gottes sey / daß GOtt hie gethan. Darumb will Maria so viel sagen: Wiewol Gott mächtig ist / heylig vnd hochgelobet in Ewigkeit / verachtet er doch das Niedrige nicht / sondern hat mich arme / vnnd für jedermann verachte Magd gnädiglich angesehen / vnnd mir vnwürdigen vnnd nichtigen Geschöpff so eine vnaußsprechliche Wolthat wiederfahr en lassen / daß ich seyn muß eine Mutter Gottes. Woher kompt aber das? Es ist nicht mein Verdienst noch Würdigkeit / sondern Barmhertzigkeit Dañ seine Barmhertzigkeit wäret jmmer für vnd für / bey denen die jhn fürchten.

Das gehet vns alle mit an / wie vnwürdiger vnnd elender wir seyn / wie höher die Erlösung ist / die Gott vns in seinem Sohn bereytet; vnnd wie mehr wir GOttes Macht / Heyligkeit vnnd Barmhertzigkeit zu preisen haben.

Insonderheit preiset die liebe Jungfraw allhie die sonderbareImprimis, ut opus videntiae mirabilis. V. 51. 52. 53. vnnd wunderbahre Regierung GOttes; gegen Hohe vnd Niedrige. Er übet Gewalt mit seinem Arme / vnnd zerstrewet die hoffärtig seynd in jhres Hertzen Sinn; er stosset die Gewaltigen vom Stule / vnd erhebt die Elenden; die Hungerigen füllet er mit Gütern / vnd lässet die Reichen lähr.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0665" n="649"/>
dennoch sagen muß: Ich bin                      eine vnnütze Magd / ich hab nicht mehr gethan / als was ich schuldig bin.                      Hernach bekennet sie jre Niedrigkeit / nicht allein darumb / daß sie neben                      andern Menschen für Gott eine schwache / ohnmächtige / vnnd gantz nichtige                      Creatur ist; sondern vornemblich / daß sie für andern Menschen insonderheit eine                      arme verachte elende Magd gewesen / welche manches stoltzes Weib nicht würdig                      geachtet / daß es sie solte ansehen. Dieser jhrer Vnwürdigkeit vnd Niedrigkeit                      setzet sie entgegen Gottes Macht vnd Heyligkeit / vnnd machet damit klar                      vnndoffenbar / wie groß diß Gnadenwerck Gottes sey / daß GOtt hie gethan. Darumb                      will Maria so viel sagen: Wiewol Gott mächtig ist / heylig vnd hochgelobet in                      Ewigkeit / verachtet er doch das Niedrige nicht / sondern hat mich arme / vnnd                      für jedermann verachte Magd gnädiglich angesehen / vnnd mir vnwürdigen vnnd                      nichtigen Geschöpff so eine vnaußsprechliche Wolthat wiederfahr en lassen / daß                      ich seyn muß eine Mutter Gottes. Woher kompt aber das? Es ist nicht mein                      Verdienst noch Würdigkeit / sondern Barmhertzigkeit Dan&#x0303; seine                      Barmhertzigkeit wäret jmmer für vnd für / bey denen die jhn fürchten.</p>
        <p>Das gehet vns alle mit an / wie vnwürdiger vnnd elender wir seyn / wie höher die                      Erlösung ist / die Gott vns in seinem Sohn bereytet; vnnd wie mehr wir GOttes                      Macht / Heyligkeit vnnd Barmhertzigkeit zu preisen haben.</p>
        <p>Insonderheit preiset die liebe Jungfraw allhie die sonderbare<note place="right">Imprimis, ut opus videntiae mirabilis. V. 51. 52.                          53.</note> vnnd wunderbahre Regierung GOttes; gegen Hohe vnd Niedrige. Er                      übet Gewalt mit seinem Arme / vnnd zerstrewet die hoffärtig seynd in jhres                      Hertzen Sinn; er stosset die Gewaltigen vom Stule / vnd erhebt die Elenden; die                      Hungerigen füllet er mit Gütern / vnd lässet die Reichen lähr.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[649/0665] dennoch sagen muß: Ich bin eine vnnütze Magd / ich hab nicht mehr gethan / als was ich schuldig bin. Hernach bekennet sie jre Niedrigkeit / nicht allein darumb / daß sie neben andern Menschen für Gott eine schwache / ohnmächtige / vnnd gantz nichtige Creatur ist; sondern vornemblich / daß sie für andern Menschen insonderheit eine arme verachte elende Magd gewesen / welche manches stoltzes Weib nicht würdig geachtet / daß es sie solte ansehen. Dieser jhrer Vnwürdigkeit vnd Niedrigkeit setzet sie entgegen Gottes Macht vnd Heyligkeit / vnnd machet damit klar vnndoffenbar / wie groß diß Gnadenwerck Gottes sey / daß GOtt hie gethan. Darumb will Maria so viel sagen: Wiewol Gott mächtig ist / heylig vnd hochgelobet in Ewigkeit / verachtet er doch das Niedrige nicht / sondern hat mich arme / vnnd für jedermann verachte Magd gnädiglich angesehen / vnnd mir vnwürdigen vnnd nichtigen Geschöpff so eine vnaußsprechliche Wolthat wiederfahr en lassen / daß ich seyn muß eine Mutter Gottes. Woher kompt aber das? Es ist nicht mein Verdienst noch Würdigkeit / sondern Barmhertzigkeit Dañ seine Barmhertzigkeit wäret jmmer für vnd für / bey denen die jhn fürchten. Das gehet vns alle mit an / wie vnwürdiger vnnd elender wir seyn / wie höher die Erlösung ist / die Gott vns in seinem Sohn bereytet; vnnd wie mehr wir GOttes Macht / Heyligkeit vnnd Barmhertzigkeit zu preisen haben. Insonderheit preiset die liebe Jungfraw allhie die sonderbare vnnd wunderbahre Regierung GOttes; gegen Hohe vnd Niedrige. Er übet Gewalt mit seinem Arme / vnnd zerstrewet die hoffärtig seynd in jhres Hertzen Sinn; er stosset die Gewaltigen vom Stule / vnd erhebt die Elenden; die Hungerigen füllet er mit Gütern / vnd lässet die Reichen lähr. Imprimis, ut opus videntiae mirabilis. V. 51. 52. 53.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/665
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 649. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/665>, abgerufen am 25.08.2024.