Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

vnd gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für vnsere Sünde. Sehet / welch eine Liebe hat vns der Vatter erzeiget / daß wir Gottes Kinder seyn sollen! Wer aber von GOtt / als ein Kind / geliebet wird / der kan nicht im Todte bleiben / sondern er findet in Gott das ewige Leben. Seynd wir Kinder / so seynd wir Erben / Gottes Erben / vnd Miterben Christi.

Es haben zwar auch die vnwiedergebornen Heyden Liebe geübet / vnd vielen Leuten gutes gethan; aber das ist noch nicht eine Christliche Liebe gewesen; denn wo ist ein solcher Heyde gewesen / der auß brünstiger Liebe gegen GOtt / angezündet durch die Erkäntnüß der seligmachenden Liebe in Gott / gegen allen Menschen ein geneigtes liebreiches Hertz trage / das begierig ist / allen Menschen vmb Gottes willen gutes zu thun / vnd denselben zu helffen in allen Leibesnöthen? Denen sie fleischlicher weise gewogen gewesen / denen haben sie auch gutes gethan / aber nicht allen Menschen / auch nicht den Feinden / auch nicht von Hertzen grund / auch nicht vmb der Liebe Gottes willen / sondern vmb Ruhms willen. Darumb bleibet die recht Christliche Liebe ein Anzeigung der Wiedergeburt. Wo die Wiedergeburt ist / da folget Liebe; vnd wo Liebe ist gegen dem Nechsten / da ist gewiß die Wiedergeburt.

Also ist hingegen auch wahr; wo keine Liebe gegen dem Nechsten ist / da ist auch keine newe Geburt. Denn wer den Bruder nicht liebet / sondern jhn hasset / der bleibet im Todt; denn er ist ein Todtschläger / vnd jhr wisset / daß ein Todtschläger hat nicht das ewige Leben bey jhm bleibend. Ist ein rechter Donnerschlag für alle / die sich Christen rühmen / vnd keine Liebe haben. Es ist dürr vnd klar beschlossen: Er bleibt im Todt / im alten Cainischen Wesen erstarret / ohn Fühlung göttlicher Gnade. Die Vrsach / denn er ist ein Todtschläger; Wer keine Liebe übet / sondern seinen Nechsten hasset / der ist ein Todtschläger für Gottes Gericht / nicht besser als der Bruder-

vnd gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für vnsere Sünde. Sehet / welch eine Liebe hat vns der Vatter erzeiget / daß wir Gottes Kinder seyn sollen! Wer aber von GOtt / als ein Kind / geliebet wird / der kan nicht im Todte bleiben / sondern er findet in Gott das ewige Leben. Seynd wir Kinder / so seynd wir Erben / Gottes Erben / vnd Miterben Christi.

Es haben zwar auch die vnwiedergebornen Heyden Liebe geübet / vnd vielen Leuten gutes gethan; aber das ist noch nicht eine Christliche Liebe gewesen; denn wo ist ein solcher Heyde gewesen / der auß brünstiger Liebe gegen GOtt / angezündet durch die Erkäntnüß der seligmachenden Liebe in Gott / gegen allen Menschen ein geneigtes liebreiches Hertz trage / das begierig ist / allen Menschen vmb Gottes willen gutes zu thun / vnd denselben zu helffen in allen Leibesnöthen? Denen sie fleischlicher weise gewogen gewesen / denen haben sie auch gutes gethan / aber nicht allen Menschen / auch nicht den Feinden / auch nicht von Hertzen grund / auch nicht vmb der Liebe Gottes willen / sondern vmb Ruhms willen. Darumb bleibet die recht Christliche Liebe ein Anzeigung der Wiedergeburt. Wo die Wiedergeburt ist / da folget Liebe; vnd wo Liebe ist gegen dem Nechsten / da ist gewiß die Wiedergeburt.

Also ist hingegen auch wahr; wo keine Liebe gegen dem Nechsten ist / da ist auch keine newe Geburt. Denn wer den Bruder nicht liebet / sondern jhn hasset / der bleibet im Todt; denn er ist ein Todtschläger / vnd jhr wisset / daß ein Todtschläger hat nicht das ewige Leben bey jhm bleibend. Ist ein rechter Donnerschlag für alle / die sich Christen rühmen / vnd keine Liebe haben. Es ist dürr vnd klar beschlossen: Er bleibt im Todt / im alten Cainischen Wesen erstarret / ohn Fühlung göttlicher Gnade. Die Vrsach / denn er ist ein Todtschläger; Wer keine Liebe übet / sondern seinen Nechsten hasset / der ist ein Todtschläger für Gottes Gericht / nicht besser als der Bruder-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0065" n="49"/>
vnd gesandt                      seinen Sohn zur Versöhnung für vnsere Sünde. Sehet / welch eine Liebe hat vns                      der Vatter erzeiget / daß wir Gottes Kinder seyn sollen! Wer aber von GOtt / als                      ein Kind / geliebet wird / der kan nicht im Todte bleiben / sondern er findet in                      Gott das ewige Leben. Seynd wir Kinder / so seynd wir Erben / Gottes Erben / vnd                      Miterben Christi.</p>
        <p>Es haben zwar auch die vnwiedergebornen Heyden Liebe geübet / vnd vielen Leuten                      gutes gethan; aber das ist noch nicht eine Christliche Liebe gewesen; denn wo                      ist ein solcher Heyde gewesen / der auß brünstiger Liebe gegen GOtt / angezündet                      durch die Erkäntnüß der seligmachenden Liebe in Gott / gegen allen Menschen ein                      geneigtes liebreiches Hertz trage / das begierig ist / allen Menschen vmb Gottes                      willen gutes zu thun / vnd denselben zu helffen in allen Leibesnöthen? Denen sie                      fleischlicher weise gewogen gewesen / denen haben sie auch gutes gethan / aber                      nicht allen Menschen / auch nicht den Feinden / auch nicht von Hertzen grund /                      auch nicht vmb der Liebe Gottes willen / sondern vmb Ruhms willen. Darumb                      bleibet die recht Christliche Liebe ein Anzeigung der Wiedergeburt. Wo die                      Wiedergeburt ist / da folget Liebe; vnd wo Liebe ist gegen dem Nechsten / da ist                      gewiß die Wiedergeburt.</p>
        <p>Also ist hingegen auch wahr; wo keine Liebe gegen dem Nechsten ist / da ist auch                      keine newe Geburt. Denn wer den Bruder nicht liebet / sondern jhn hasset / der                      bleibet im Todt; denn er ist ein Todtschläger / vnd jhr wisset / daß ein                      Todtschläger hat nicht das ewige Leben bey jhm bleibend. Ist ein rechter                      Donnerschlag für alle / die sich Christen rühmen / vnd keine Liebe haben. Es ist                      dürr vnd klar beschlossen: Er bleibt im Todt / im alten Cainischen Wesen                      erstarret / ohn Fühlung göttlicher Gnade. Die Vrsach / denn er ist ein                      Todtschläger; Wer keine Liebe übet / sondern seinen Nechsten hasset / der ist                      ein Todtschläger für Gottes Gericht / nicht besser als der Bruder-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0065] vnd gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für vnsere Sünde. Sehet / welch eine Liebe hat vns der Vatter erzeiget / daß wir Gottes Kinder seyn sollen! Wer aber von GOtt / als ein Kind / geliebet wird / der kan nicht im Todte bleiben / sondern er findet in Gott das ewige Leben. Seynd wir Kinder / so seynd wir Erben / Gottes Erben / vnd Miterben Christi. Es haben zwar auch die vnwiedergebornen Heyden Liebe geübet / vnd vielen Leuten gutes gethan; aber das ist noch nicht eine Christliche Liebe gewesen; denn wo ist ein solcher Heyde gewesen / der auß brünstiger Liebe gegen GOtt / angezündet durch die Erkäntnüß der seligmachenden Liebe in Gott / gegen allen Menschen ein geneigtes liebreiches Hertz trage / das begierig ist / allen Menschen vmb Gottes willen gutes zu thun / vnd denselben zu helffen in allen Leibesnöthen? Denen sie fleischlicher weise gewogen gewesen / denen haben sie auch gutes gethan / aber nicht allen Menschen / auch nicht den Feinden / auch nicht von Hertzen grund / auch nicht vmb der Liebe Gottes willen / sondern vmb Ruhms willen. Darumb bleibet die recht Christliche Liebe ein Anzeigung der Wiedergeburt. Wo die Wiedergeburt ist / da folget Liebe; vnd wo Liebe ist gegen dem Nechsten / da ist gewiß die Wiedergeburt. Also ist hingegen auch wahr; wo keine Liebe gegen dem Nechsten ist / da ist auch keine newe Geburt. Denn wer den Bruder nicht liebet / sondern jhn hasset / der bleibet im Todt; denn er ist ein Todtschläger / vnd jhr wisset / daß ein Todtschläger hat nicht das ewige Leben bey jhm bleibend. Ist ein rechter Donnerschlag für alle / die sich Christen rühmen / vnd keine Liebe haben. Es ist dürr vnd klar beschlossen: Er bleibt im Todt / im alten Cainischen Wesen erstarret / ohn Fühlung göttlicher Gnade. Die Vrsach / denn er ist ein Todtschläger; Wer keine Liebe übet / sondern seinen Nechsten hasset / der ist ein Todtschläger für Gottes Gericht / nicht besser als der Bruder-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/65
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/65>, abgerufen am 28.11.2024.