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Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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wir lernen Freymütigkeit deß Glaubens wieder den Todt /Thema. vnd wider Teuffel vnnd Höll dazu: Daß wirs aber lernen / so gebe GOTT seinem Wort Krafft durch seinen Geist in Christo Jesu. Amen.

DER kurtze Einhalt deß Simeonischen Lobgesanges bestehet in diesen Worten; ich begehre auff gelöset zu seyn / dann ich hab das Heyl deß HERRN gesehen. Also findet sich zweyerley zu erwegen / erstlich die Scharffsichtigkeit deß Glaubens in der Erkäntnuß deß Göttlichen Heyls; hernach die Freymütigkeit wider Todt vnd alles Vnglück / welches auß dieser Erkäntnuß entspriesset.

Nach dem eusserlichen Ansehen / fand Simeon nichts dannPerspicacitas fidei. ein vnvermögnes Kind / kaum sechs Wochen alt / daß noch nicht den Kopff kondte auffheben; doch predigt er von Wundergrossen Dingen / vnd sihet in der Schwachheit vnd Armut dieses Kindes; eine grosse Krafft GOttes / vnnd den Schatz auff welchen so viel tausent Heyligen gehoffet haben. Caiphas vnd Hannas / Pilatus vnnd Herodes sahen den Menschen Christum wol / aber den Heyland erkandten sie nicht. Simeon sihet hie in einem vnansehnlichen armen schwachen Kinde / Liecht vnd Heyl / Preiß vnd Herrligkeit.

Was macht doch den guten Alten so scharffsichtig? Wer sagts der alten Elisabeth / daß Maria schwanger / vnd eine Mutter deß Herrn were? Eben der gab auch dem alten Simeon diß Erkäntnuß ins Hertz. Nemlich der H. Geist schaffet solche Augen / die tieff ins Verborgen sehen.

Ach wie vberauß froh muß dieser Alter bey solcher Erkäntnuß geworden seyn? Dem eusserlichen Ansehen nach muß er gedencken; Sihe welch ein schwaches / armes / vnvermögenes Kindlein! der H. Geist aber schaffet jm solche Augen / daß er muß sagen: Ach sihe das ist dein Heyland! Ach wie muß sein Hertz gewesen seyn!

wir lernen Freymütigkeit deß Glaubens wieder den Todt /Thema. vnd wider Teuffel vnnd Höll dazu: Daß wirs aber lernen / so gebe GOTT seinem Wort Krafft durch seinen Geist in Christo Jesu. Amen.

DER kurtze Einhalt deß Simeonischen Lobgesanges bestehet in diesen Worten; ich begehre auff gelöset zu seyn / dann ich hab das Heyl deß HERRN gesehen. Also findet sich zweyerley zu erwegen / erstlich die Scharffsichtigkeit deß Glaubens in der Erkäntnuß deß Göttlichen Heyls; hernach die Freymütigkeit wider Todt vnd alles Vnglück / welches auß dieser Erkäntnuß entspriesset.

Nach dem eusserlichen Ansehen / fand Simeon nichts dannPerspicacitas fidei. ein vnvermögnes Kind / kaum sechs Wochen alt / daß noch nicht den Kopff kondte auffheben; doch predigt er von Wundergrossen Dingen / vnd sihet in der Schwachheit vnd Armut dieses Kindes; eine grosse Krafft GOttes / vnnd den Schatz auff welchen so viel tausent Heyligen gehoffet haben. Caiphas vnd Hannas / Pilatus vnnd Herodes sahen den Menschen Christum wol / aber den Heyland erkandten sie nicht. Simeon sihet hie in einem vnansehnlichen armen schwachen Kinde / Liecht vnd Heyl / Preiß vnd Herrligkeit.

Was macht doch den guten Alten so scharffsichtig? Wer sagts der alten Elisabeth / daß Maria schwanger / vnd eine Mutter deß Herrn were? Eben der gab auch dem alten Simeon diß Erkäntnuß ins Hertz. Nemlich der H. Geist schaffet solche Augen / die tieff ins Verborgen sehen.

Ach wie vberauß froh muß dieser Alter bey solcher Erkäntnuß geworden seyn? Dem eusserlichen Ansehen nach muß er gedencken; Sihe welch ein schwaches / armes / vnvermögenes Kindlein! der H. Geist aber schaffet jm solche Augen / daß er muß sagen: Ach sihe das ist dein Heyland! Ach wie muß sein Hertz gewesen seyn!

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[581/0597] wir lernen Freymütigkeit deß Glaubens wieder den Todt / vnd wider Teuffel vnnd Höll dazu: Daß wirs aber lernen / so gebe GOTT seinem Wort Krafft durch seinen Geist in Christo Jesu. Amen. Thema. DER kurtze Einhalt deß Simeonischen Lobgesanges bestehet in diesen Worten; ich begehre auff gelöset zu seyn / dann ich hab das Heyl deß HERRN gesehen. Also findet sich zweyerley zu erwegen / erstlich die Scharffsichtigkeit deß Glaubens in der Erkäntnuß deß Göttlichen Heyls; hernach die Freymütigkeit wider Todt vnd alles Vnglück / welches auß dieser Erkäntnuß entspriesset. Nach dem eusserlichen Ansehen / fand Simeon nichts dann ein vnvermögnes Kind / kaum sechs Wochen alt / daß noch nicht den Kopff kondte auffheben; doch predigt er von Wundergrossen Dingen / vnd sihet in der Schwachheit vnd Armut dieses Kindes; eine grosse Krafft GOttes / vnnd den Schatz auff welchen so viel tausent Heyligen gehoffet haben. Caiphas vnd Hannas / Pilatus vnnd Herodes sahen den Menschen Christum wol / aber den Heyland erkandten sie nicht. Simeon sihet hie in einem vnansehnlichen armen schwachen Kinde / Liecht vnd Heyl / Preiß vnd Herrligkeit. Perspicacitas fidei. Was macht doch den guten Alten so scharffsichtig? Wer sagts der alten Elisabeth / daß Maria schwanger / vnd eine Mutter deß Herrn were? Eben der gab auch dem alten Simeon diß Erkäntnuß ins Hertz. Nemlich der H. Geist schaffet solche Augen / die tieff ins Verborgen sehen. Ach wie vberauß froh muß dieser Alter bey solcher Erkäntnuß geworden seyn? Dem eusserlichen Ansehen nach muß er gedencken; Sihe welch ein schwaches / armes / vnvermögenes Kindlein! der H. Geist aber schaffet jm solche Augen / daß er muß sagen: Ach sihe das ist dein Heyland! Ach wie muß sein Hertz gewesen seyn!

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/597>, abgerufen am 27.04.2024.