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Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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Sachen / vnnd gehet dahin / daß ein Mensch sich ehrlich vnnd wol nach der Vernunfft in der Welt verhalte / die geistliche Weißheit aber führet vns auff einen himlischen Verstandt / daß wir in das II. Requisita explicantur.Hertze GOttes sehen / vnd lehret wie ein geistlicher Mensch soll geschicket seyn.

1. Cognitio voluntatis divinae: Cujus ostenditur necessitas.

Zu solcher geistlicher Weißheit gehöret 1. das Erkändtnuß deß Willens GOttes. Dann auß GOtt muß man lernen / was man von GOtt soll halten / vnd wie man jhm soll dienen. Dann wie es verweißlich würde seyn einem Bürger / wann er sich nicht wolt kehren an die Gewonheit vnd Gesätze seiner Statt: Also ists eben wol ein vngereimet Ding / daß einer will ein Burger Christi seyn / vnd doch nicht fragen nach seinem Willen.

Hie ist nit genug angefangen haben vnd etwas wissen / der Geist GOttes will daß wir voll werden der Erkäntnuß / vnnd in der Sach gewiß seyn. Darumb muß niemand gedencken / daß er alle Weißheit vnnd Erkäntnuß schon eingeschlucket habe / dann es ist doch vnser Wissenschafft nur Stuckwerck / wie Paulus zeuget / 1. Cor. 13, 91. Corinth. 13. So lang es nun heist vnser Wissen ist Stuckwerck / so lang müssen wir noch zum H. Geist in die Schule gehen / vnnd vns vom Willen GOttes vnterweisen lassen. Zu dem so können wir nimmermehr genug verwahret seyn wieder die Liste deß Satans / welcher vns will allezeit einen frembden Willen Gottes einpredigen / da ists noth / daß wir erfüllet seyn mit der Erkäntnuß deß Willens GOttes / damit wir nicht betrogen werden.

2. Fructificatio.

2. Gehöret zur geistlichen Weißheit die Fruchtbarkeit / V. 10.daß jhr wandelt würdiglich dem HERREN zu allem gefallen / vnnd fruchtbar seyd in allen guten Wercken. Erkäntnuß deß Willens GOttes ohne Früchte / ist keine Weißheit. Ein anders ist es erfüllet werden mit Erkäntnuß; ein anders ist es erfüllet werden mit Erkäntnuß in der Weißheit. Der Apostel will nicht allein daß wir erfüllet werden mit Erkändtnuß / son-

Sachen / vnnd gehet dahin / daß ein Mensch sich ehrlich vnnd wol nach der Vernunfft in der Welt verhalte / die geistliche Weißheit aber führet vns auff einen himlischen Verstandt / daß wir in das II. Requisita explicantur.Hertze GOttes sehen / vnd lehret wie ein geistlicher Mensch soll geschicket seyn.

1. Cognitio voluntatis divinae: Cujus ostenditur necessitas.

Zu solcher geistlicher Weißheit gehöret 1. das Erkändtnuß deß Willens GOttes. Dann auß GOtt muß man lernen / was man von GOtt soll halten / vnd wie man jhm soll dienen. Dann wie es verweißlich würde seyn einem Bürger / wann er sich nicht wolt kehren an die Gewonheit vnd Gesätze seiner Statt: Also ists eben wol ein vngereimet Ding / daß einer will ein Burger Christi seyn / vnd doch nicht fragen nach seinem Willen.

Hie ist nit genug angefangen haben vñ etwas wissen / der Geist GOttes will daß wir voll werden der Erkäntnuß / vnnd in der Sach gewiß seyn. Darumb muß niemand gedencken / daß er alle Weißheit vnnd Erkäntnuß schon eingeschlucket habe / dann es ist doch vnser Wissenschafft nur Stuckwerck / wie Paulus zeuget / 1. Cor. 13, 91. Corinth. 13. So lang es nun heist vnser Wissen ist Stuckwerck / so lang müssen wir noch zum H. Geist in die Schule gehen / vnnd vns vom Willen GOttes vnterweisen lassen. Zu dem so können wir nimmermehr genug verwahret seyn wieder die Liste deß Satans / welcher vns will allezeit einen frembden Willen Gottes einpredigen / da ists noth / daß wir erfüllet seyn mit der Erkäntnuß deß Willens GOttes / damit wir nicht betrogen werden.

2. Fructificatio.

2. Gehöret zur geistlichen Weißheit die Fruchtbarkeit / V. 10.daß jhr wandelt würdiglich dem HERREN zu allem gefallen / vnnd fruchtbar seyd in allen guten Wercken. Erkäntnuß deß Willens GOttes ohne Früchte / ist keine Weißheit. Ein anders ist es erfüllet werden mit Erkäntnuß; ein anders ist es erfüllet werden mit Erkäntnuß in der Weißheit. Der Apostel will nicht allein daß wir erfüllet werden mit Erkändtnuß / son-

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[496/0512] Sachen / vnnd gehet dahin / daß ein Mensch sich ehrlich vnnd wol nach der Vernunfft in der Welt verhalte / die geistliche Weißheit aber führet vns auff einen himlischen Verstandt / daß wir in das Hertze GOttes sehen / vnd lehret wie ein geistlicher Mensch soll geschicket seyn. II. Requisita explicantur. Zu solcher geistlicher Weißheit gehöret 1. das Erkändtnuß deß Willens GOttes. Dann auß GOtt muß man lernen / was man von GOtt soll halten / vnd wie man jhm soll dienen. Dann wie es verweißlich würde seyn einem Bürger / wann er sich nicht wolt kehren an die Gewonheit vnd Gesätze seiner Statt: Also ists eben wol ein vngereimet Ding / daß einer will ein Burger Christi seyn / vnd doch nicht fragen nach seinem Willen. Hie ist nit genug angefangen haben vñ etwas wissen / der Geist GOttes will daß wir voll werden der Erkäntnuß / vnnd in der Sach gewiß seyn. Darumb muß niemand gedencken / daß er alle Weißheit vnnd Erkäntnuß schon eingeschlucket habe / dann es ist doch vnser Wissenschafft nur Stuckwerck / wie Paulus zeuget / 1. Corinth. 13. So lang es nun heist vnser Wissen ist Stuckwerck / so lang müssen wir noch zum H. Geist in die Schule gehen / vnnd vns vom Willen GOttes vnterweisen lassen. Zu dem so können wir nimmermehr genug verwahret seyn wieder die Liste deß Satans / welcher vns will allezeit einen frembden Willen Gottes einpredigen / da ists noth / daß wir erfüllet seyn mit der Erkäntnuß deß Willens GOttes / damit wir nicht betrogen werden. 1. Cor. 13, 9 2. Gehöret zur geistlichen Weißheit die Fruchtbarkeit / daß jhr wandelt würdiglich dem HERREN zu allem gefallen / vnnd fruchtbar seyd in allen guten Wercken. Erkäntnuß deß Willens GOttes ohne Früchte / ist keine Weißheit. Ein anders ist es erfüllet werden mit Erkäntnuß; ein anders ist es erfüllet werden mit Erkäntnuß in der Weißheit. Der Apostel will nicht allein daß wir erfüllet werden mit Erkändtnuß / son- V. 10.

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/512>, abgerufen am 10.05.2024.